Im Städtischen Klinikum Karlsruhe wurde der Mikro-Schrittmacher zwischenzeitlich bei sechs Patienten erfolgreich implantiert. Die drei ersten Eingriffe fanden am 25. September im Herzkatheterlabor der Medizinischen Klinik IV statt. Die weltweit erste Implantation erfolgte im Dezember 2013 in Linz. Deutschlandweit wurde die Kapsel erstmals im Juni dieses Jahres in der Universitätsklinik Düsseldorf eigesetzt. Die Implantationen am Städtischen Klinikum Karlsruhe sind die ersten im Südwesten Deutschlands.
Für Claus Schmitt, den Klinikdirektor der Medizinischen Klinik IV, liegen neben der geringen Größe die Vorteile des neuen Schrittmachers klar auf der Hand. „Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Schrittmacher hinterlässt die Kardiokapsel keine sichtbaren Veränderungen oder Narben im Brustbereich, die auf ein medizinisches Gerät hinweisen. Auch ist das Infektionsrisiko deutlich geringer als bei einem konventionellen Schrittmacher und wir können nun auch Patienten mit einem Schrittmacher versorgen, für die eine herkömmliche Schrittmacherimplantation aufgrund von Vorerkrankungen schwierig oder gar unmöglich ist“, fasst der Professor die positiven Aspekte zusammen. Ergänzend gibt er an, dass die Kardiokapsel primär für Patienten vorgesehen ist, die ein so genanntes Einkammerstimulationssystem benötigen.
Um sich optimal auf das neue Behandlungsangebot vorzubereiten, nahm Matthias Merkel, der Leiter des Schrittmacher- und Defibrillator Bereichs, eine zweitägige Spezialschulung im Trainingszentrum von Medtronic in Minneapolis wahr. Seinen Angaben zufolge wird die Kardiokapsel mittels Katheter über die Leistenvene unmittelbar in die rechte Herzkammer transportiert und an der Herzwand platziert. „Sobald die Kardiokapsel positioniert ist, befestigen wir sie an der Herzwand und können sie bei Bedarf umpositionieren oder entfernen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schrittmachern sind bei der Kardiokapsel weder Drähte, sprich Elektroden, erforderlich noch muss operativ eine Tasche unter der Haut angelegt werden. Stattdessen wird das System mit winzigen Ärmchen, bestehend aus einer Speziallegierung aus Nitinol, in der Herzwand verankert und gibt über einen Pol an der Spitze des Geräts die elektrischen Impulse für die Herzaktivität ab. Anschließend testen wir die Funktionalität des Schrittmachers und stellen ihn optimal auf die Bedürfnisse des jeweiligen Patienten ein. Sind alle Prüfungen abgeschlossen, wird das Kathetersystem wieder aus dem Körper entfernt“, so der Kardiologe abschließend. Laut Merkel dauert der Eingriff rund 30 bis 40 Minuten. Insgesamt müssen die Patienten bei komplikationslosem Verlauf rund 2 bis 3 Tage in der Klinik bleiben.
Schmitt wie auch Merkel sind fasziniert, dass es mit der Micra® gelungen ist, alle Funktionalitäten eines Schrittmachers nebst einer langlebigen Batterie auf so kleinem Raum unterzubringen.
„Als Städtisches Krankenhaus sind wir froh, dass wir für unsere Patienten diese Innovationen bereits zum jetzigen Zeitpunkt anbieten können, das stellt für unser Unternehmen einen wichtigen Meilenstein dar“, erklärt der medizinische Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennes im Rahmen der Pressekonferenz.