Moholy-Nagy, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer, Kurt Schwertfeger, Kurt Kranz, Heinrich Brocksieper und Werner Graeff bei der Arbeit. Ausgehend von dem von Gropius entworfenen Lehrkonzept einer "Wissenschaft des Sehens" spielte filmische Praxis am Bauhaus eine große Rolle. Hier entstanden vor allem experimentelle Filme, aber auch Werke, die bereits während der Blütezeit des Bauhauses einen dokumentarischen Blick auf die Verhältnisse an der Schule, auf Leben und Arbeiten werfen. Es sind diese wertvollen Aufnahmen, die einen Eindruck von der Idee "Bauhaus" vermitteln.
Im programmatischen Prolog zur Ausstellung rekonstruieren drei Filme die Eröffnung des Bauhausgebäudes in Dessau am 11. Dezember 1926. Stellvertretend für das historische Filmprogramm zur Einweihung zeigen wir drei historische Lehrfilme aus den Bereichen Architektur, Naturwissenschaft und Sport. Der Hauptteil der Ausstellung führt anhand von thematischen Komplexen in Konzeption und Ideen des Bauhauses selbst ein - hier dreht sich alles um Architektur, Medienkunst, Bühne/Fest und Migration. Abschließend kommen in mehreren Interviews Bauhauslehrer und -schüler selbst zu Wort; auf sieben Monitoren sind Gespräche mit Walter Gropius, Ethel Fodor-Mittag, Hubert Hoffmann, Eva Weininger, Hil (Wolf Hildebrandt), Ellen Auerbach, Pius Pahl, Gertrud Arndt und anderen zu sehen. Neben den künstlerischen und politischen Zielen des Bauhauses und dem Lebensalltag an der Schule stehen hier die Konflikte im Vordergrund, die erst zur Verlegung von Weimar nach Dessau führten und schließlich in der von den Nationalsozialisten bewirkten Auflösung mündeten.
Parallel zur Ausstellung wird auf der Bauhausbühne erstmalig László Moholy-Nagys "Raum der Gegenwart", der erste Museumsraum für neue Medien überhaupt, inszeniert. Moholy-Nagys visionäres Konzept entstand bereits 1930, blieb aber ein Entwurf, dessen Realisierung bis heute aussteht. Jakob Gebert und Kai-Uwe Hemken setzen das Projekt des ungarischen Bauhausmeisters nun zum ersten Mal um. In ihrer Re-konstruktion bilden die noch heute beeindruckende Technik des Licht-Raum-Modulators, kinetische Wände, Filmprojektionen, Fotografien und eine gebogene Glaswand in ihrer Kombination ein Raumkunstwerk, das eine echte Revolution in der Geschichte des Ausstellungsdesigns und des Museums darstellte und die Kunst des Environments nachhaltig prägte.
Termin: 9. Juni bis 4. Oktober ("Raum der Gegenwart" bis 24. September), Eröffnung am 8. Juni um 19 Uhr Eintritt: 6 Euro/4 Euro (inkl. Dauerausstellung)