Begonnen hatte alles im Februar 2013 mit einer AG, die biologisch angebaute, fair gehandelte oder aus der Region stammende Nahrungsmittel in der Schule zum Verkauf anbot. Das war aber nur der Einstieg. "Inspiriert durch die Auszeichnung des Heidenheimer Hellenstein-Gymnasiums als erste Fairtrade-School in Baden-Württemberg auf der FAIR HANDELN 2014, haben wir uns gesagt - das können wir doch auch!" Susie Hartmann, Lehrerin für Wirtschaft, Gemeinschaftskunde und Englisch, sah damals schon wesentliche Kriterien für das Fairtrade-Zertifikat in der Schule erfüllt, "der Rest kam peu à peu dazu. Je mehr wir gemacht haben, desto mehr neue Ideen sind entstanden."
Fünf Kriterien für das Fairtrade-Zertifikat
Gießmann zufolge müssen fünf Kriterien erfüllt sein, um sich als Fairtrade-Schule registrieren und prüfen zu lassen. "Zunächst muss ein Team aus Schülerinnen, Schülern, Lehrern, Eltern oder dem Hausmeister gebildet werden, das dann einen Kompass zu den geplanten Aktivitäten erstellt." Dann müssten mindestens zwei fair gehandelte Produkte auf dem Schulgelände angeboten oder verzehrt werden, zudem müsse in mindestens zwei Klassenstufen in mindestens zwei unterschiedlichen Fächern der Faire Handel im Unterricht behandelt. "Zuletzt geben jährliche Aktionen zum Fairen Handeln den Ausschlag", ergänzt Schliebs, "ob die Schule das Zertifikat erhält." Kein Problem für die "Social People" vom St. Agnes-Gymnasium. Der Schülerladen als Operationsbasis war vorhanden. Im vergangenen Oktober wurden sukzessive ein Logo dafür entworfen, ein Wirtschaftsplan erstellt sowie Marketingaktionen ausgearbeitet. Mit Hilfe von "Social Bonds", die Mitschülerinnen im Vorfeld erwerben konnten, wurden faire Produkte eingekauft.
Fairer Kaffee fürs Lehrerzimmer
Als nächstes bestückten die Schülerinnen das Lehrerzimmer mit fair gehandeltem Kaffee, besorgten Fairtrade-Pakete als Geschenke für Gäste und Referenten der Schule, richteten Verkaufsstände an Elternabenden ein und verteilten faire Begrüßungsgeschenke an die neuen Fünftklässlerinnen. Eine Themenwoche unter dem Motto "Fair gehandelte Bananen", Nikolaus- und Oster-Aktionen rundeten den Fair Trade Gedanken ab. Auch das Thema Upcycling wurde inzwischen aufgegriffen. "Die Sitzkissen im Schülerladen ,Social' wurden mit gebrauchten Jeans neu bezogen und sind jetzt der Hit", erzählt Hartmann.
Vor drei Jahren startete die Kampagne für Fairtrade-Schools in Nordrhein-Westfalen als erstem Bundesland. Seit 2014 sind auch 40 Schulen in Baden-Württemberg als Kandidaten registriert. "Zehn davon haben die begehrte Auszeichnung bereits bekommen", sagt Gießmann, die bei der SEZ auch für den Fachbereich "Schule und Globales Lernen" zuständig ist. Mit dem St. Agnes-Gymnasium sind es jetzt elf und den "Fairtrade-TÜV für Schulen, der alle zwei Jahre stattfindet, werden wir locker bestehen", verspricht Hartmann, denn die jetzt erhaltene Auszeichnung sporne das "Social"-Team erst richtig an.
Die FAIR HANDELN, Deutschlands älteste und bedeutendste Fach- und Verbrauchermesse für Fair Trade und global verantwortungsvolles Handeln, geht noch bis zum Sonntag, 12.April 2015. Sie wird von der Messe Stuttgart gemeinsam mit der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ), dem fachlichen und ideellen Träger, veranstaltet. Ihre rund 158 Aussteller aus dem In- und Ausland zeigen Fair Trade auf sowie global verantwortungsvolles Handeln mit Blick auf Länder des Globalen Südens in Wirtschaft, Finanzwesen, Tourismus, Konsum sowie der Entwicklungszusammenarbeit.
Informationen zur FAIR HANDELN erhalten Sie unter www.fair-handeln.com.
Informationen zur SEZ finden Sie unter www.sez.de.