Katharina Schäfer arbeitet als Pflegekraft in unserer Demenz-WG in Neukölln. In unserem ersten Beitrag erklärte sie, was die Kommunikationsmetode Validation® für sie bedeutet und schilderte, wie sie die Methode während ihrer Ausbildung anwendet. Jetzt, im März, ist ihre Ausbildung fast zu Ende.
Valdidation® erleichtert den Alltag
Gelernt hat sie wahnsinnig viel, sagt sie – für den Job und auch für sich selbst: „Ich bin in meinem beruflichen Alltag über die Zeit meiner Ausbildung viel sensibler geworden. Ich nehme Gefühle und Schwingungen wahr und kann meine eigenen Gefühle im Umgang mit den Bewohner*innen besser in den Hintergrund stellen. Ich bin in stressigen Situationen viel gelassener“. Davon profitiert in der WG das ganze Team, vor allem dann, wenn ein Bewohner oder eine Bewohnerin mal nicht so kooperativ ist. „Ich muss nicht immer alles verstehen, aber ich kann Situationen akzeptieren.“
Auch Situationen, die ihr früher eher unangenehm waren, geht Katharina Schäfer durch die Validation® anders an: „Es kommt durchaus vor, dass Menschen mit Demenz Fragen stellen, die uns als Person überfordern – zum Beispiel die Frage nach den eigenen Eltern: „Wo sind sie? Sind sie gestorben?“. Eine einfache Antwort mit Ja oder Nein ist da aber nicht angebracht. Eine bessere Reaktion: „Was glauben Sie denn?“ So öffnen wir das Gespräch und bauen eine Brücke ins Hier und Jetzt. Die Erkenntnis reift dann meist bei dem*der Fragenden selbst.
Valdidation® – Theorie gehört dazu
Während der Ausbildung betreute Frau Schäfer Menschen in unterschiedlichen Stadien der Demenzerkrankung. In der Theorie gibt es vier Phasen, die sich in der Praxis aber durchmischen:
In der ersten Phase spricht man von „Mangelhafter Orientierung“. Plötzlich benötigen Erkrankte Erinnerungshilfen, sind aber noch relativ wenig eingeschränkt. Oftmals erkennen sie aber die eigene Desorientiertheit und sind darüber sehr unglücklich und angespannt. Die eigenen Gefühle werden oftmals nicht geäußert.
In der zweiten Phase kommt es dann vermehrt zu Wortfindungsstörungen, auch Datum und Uhrzeit bieten keine Orientierung mehr. Erkrankte vermischen die Vergangenheit mit der Gegenwart, Dinge werden „verlegt“. Es wird deutlich mehr Hilfe benötigt und auch angenommen, die eigenen Gefühle werden verbalisiert.
In der dritten Phase ziehen Erkrankte sich in sich selbst zurück, die Außenwelt wird mehr und mehr „ausgeschlossen“. Die Kommunikation wird undeutlicher, Bewegungen und Geräusche wiederholen sich häufig. Die Pflegebedürftigkeit steigt.
In der vierten und letzten Phase dann gibt es keine Anzeichen mehr, dass andere Menschen erkannt werden. Oftmals sind Erkrankte bettlägerig und komplett auf Hilfe angewiesen. Kommunikation findet kaum noch wahrnehmbar statt.
Frau Schäfer hat mittlerweile alle Phasen während ihrer Ausbildung durchlaufen und erzählt: „Man muss genau wissen, welche Art der Kommunikation man bei wem anwendet. Bewohner*innen in der Phase 1 finden es zum Beispiel oft übergriffig, berührt zu werden. Da zählt das Gespräch. Ab Phase 3 dann tritt die Sprache in den Hintergrund – hier kommunizieren wir eher über Musik, Bewegung, Mimik und vor allem über Berührung. Der Übergang zwischen den einzelnen Phasen ist aber oft schleichend“.
Die Validation® hat sich im Alltag eingeschlichen
In unserem letzten Beitrag berichtete Katarina Schäfer davon, dass sie die Kommunikationsmethode gezielt einsetze, „man kann nicht ständig validieren, das ist einfach zu anstrengend.“ Hat sich das mittlerweile geändert?
„Auf jeden Fall! Mehr als zum Anfang stellt sich ein Automatismus ein. Die Technik sprudelt einfach im Alltag über. Ich kann das Gelernte ja nicht wieder abstellen.“
Der nächste große Schritt für Frau Schäfer ist jetzt die Prüfung zur Validationsbegleiterin. Wir wünschen viel Erfolg!