Die Entwicklungschancen wurden schon frühzeitig in den 1990'er Jahren erkannt und konsequent im Regionalen Raumordnungsplan Mittelthüringen umgesetzt. Die dort formulierten Ziele wurden 1998 in einem Regionalen Entwicklungskonzept (REK) "Erfurter Seen" mit Schlüsselprojekten und Maßnahmen untersetzt. Ein Ergebnis dieses Prozesses ist insbesondere die Erarbeitung eines Leitbildes für den Kiesabbau und damit die Landschaftsentwicklung im Bereich der „Erfurter Tiefenrinne“ – der „Erfurter Seen“. In diesem Gebiet entstehen durch die abbauenden Kiesunternehmen bis zum Jahre 2060 insgesamt zwölf Baggerseen mit einer Gesamtfläche von 430 Hektar. Das damit verbundene Konzept zur Folgenutzung hat umfangreich Eingang in den 2006 verbindlich gewordenen Flächennutzungsplan der Stadt Erfurt gefunden.
Darüber hinaus wurde die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) „Erfurter Seen“ zur weiteren Abstimmung und Umsetzung des REK durch die Stadt Erfurt und die Gemeinde Nöda gegründet. Ständige beratende Teilnehmer und Partner sind die Verwaltungsgemeinschaft Gramme-Aue, die Ortsbürgermeister der Erfurter Ortschaften Stotternheim, Schwerborn und Sulzer Siedlung, die an den „Erfurter Seen“ tätigen Kiesunternehmen sowie die TFB Thüringer Freizeit und Bäder GmbH.
Wo liegen die Chancen für die Region? Nach den zwei Saaletalsperren entsteht bis 2060 die größte zusammenhängende Wasserfläche in Thüringen mit rund 500 Hektar im Endzustand (heute ca. 290 Hektar). Durch eine differenzierte Nachnutzung, bei der die unterschiedlichen Interessen von Freizeit und Naherholung sowie Natur- und Landschaft berücksichtig werden, entsteht eine neue durch Menschenhand geschaffene Landschaft. Fünf Seen werden der Freizeitnutzung dienen. Wie das einmal aussehen kann, zeigen heute bereits das Strandbad Stotternheim bzw. der Alperstedter See. Zwei Seen sind dem Natur- und Artenschutz vorbehalten. Hier entstehen Rückzugsgebiete für bedrohte Arten sowie Rastplätze für durchziehende Wasservögel.
Die Kommunen werden hier in Partnerschaft mit den Kiesunternehmen Leistungen als Voraussetzung für private und gewerbliche Initiativen wie z.B. das Betreiben von Gaststätten und Beherbergungsbetrieben, Campingangebote, diverse Wassersportschulen und Dienstleistungen erbringen. „Das dient der Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum und soll in der Region neue Einkommensmöglichkeiten eröffnen“, unterstreicht Minister Dr. Sklenar und ruft gleichzeitig dazu auf, dass sich diejenigen Akteure aus ländlichen Vereinen, Landwirtschaftsbetrieben und der Lokalpolitik, die ihre Dörfer als Stätten des Arbeitens, des Wohnens und des Lebens erhalten, gestalten und entwickeln wollen, hierzu in Regionalen Aktionsgruppen zusammenfinden und in den aktuell laufenden LEADER-Prozess einbringen.
Zur Erläuterung:
Das Thüringer Becken ist eine über die Jahrhunderte durch die Landwirtschaft geprägte Kulturlandschaft. Ihr fruchtbarer Ackerboden ist wichtiger "Bodenschatz" der Region. Darunter liegt jedoch noch ein weiterer Bodenschatz verborgen: der in der Bauwirtschaft begehrte Rohstoff Kies. Aufgrund der geologischen Verhältnisse in der Gera-Niederung hat sich hier in der Weichseleiszeit Schotter in unterirdischen Terrassen abgelagert. Um an den Kies heranzukommen, wird seit Jahrzehnten Mutterboden abgetragen. Riesige Löcher entstehen auf den ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Flächen und geben der Region ein neues Landschaftsbild. Der Kiesabbau begann am Großen Ringsee 1960, am Sulzer See 1961, am Alperstedter See 1968, am Stotternheimer See 1970, am Klingesee 1973 und am Luthersee ab 1980. Ab 1990 wurden sämtliche Kieswerke privatisiert.