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71.Sudetendeutscher Tag in München

Festakt am Samstag, 17. Juli, mit Verleihung des EuropäischenKarls-Preises an Daniel Herman

(lifePR) (München, )
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Rede Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe

Bandabschrift einer frei gehaltenen Rede

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Markus, sehr verehrte Frau Staatsministerin, sehr geehrter Herr Parlamentarischer Staatssekretär, sehr verehrte Frau Bürgermeisterin! Lieber Steffen, liebe Vorstandsmitglieder und Mitglieder der Bundesversammlung, verehrte Ehrengäste und liebe Landsleute, das, was wir eben live gehört haben, das habe ich letztes Jahr an Pfingsten sozusagen in der Einsamkeit vor meinem inneren Ohr gehört. Bis dahin wußte ich nicht einmal, daß ich ein inneres Ohr habe. Und wir haben es ja alle am letzten Pfingstfest vor unserem inneren Ohr hören können, was uns fehlt: diese Klänge. Und dafür, lieber Roland Hammerschmied, bedanke ich mich ganz herzlich.

Liebe Landsleute, hinter uns liegen sehr traurige Monate. Dunkle Monate, für viele einsame Monate. Monate voller Angst und Sorge. Aber wir müssen Gott danken, daß wir heute da sein dürfen. Wir müssen Gott danken, daß wir diese schwierigen Monate überstanden haben.

Aber liebe Landsleute, es gab eine ganze Reihe von Menschen in unserer Mitte, die haben diese Monate nicht überstanden. Die wurden durch das grausame Virus aus unserer Mitte gerissen. Aber nicht genug: Vor einigen Wochen war in unserer Wurzelheimat, in diesem Fall vor allem in Südmähren, ein entsetzlicher Wirbelsturm, eine entsetzliche Katastrophe. Und viele Menschen in Südmähren sind ums Leben gekommen. In diesen Tagen erleben wir, wie Unwetter über Deutschland wüten und eine bis dahin noch nicht gekannte Katastrophe, eine Flutkatastrophe, eine Naturkatastrophe ausgelöst haben. Und deshalb, liebe Landsleute, möchte ich nicht zu meiner Rede kommen, bevor wir uns zu Ehren dieser Toten von unseren Plätzen erhoben haben und ihrer gedenken.

Alle erheben sich von ihren Plätzen.

Vielen Dank!

Liebe Landsleute, ich sprach von dunklen Monaten, von einsamen Monaten, von Monaten, die gerade auch uns als eine Landsmannschaft, als eine in der Zerstreuung lebende Volksgruppe, in ganz besonderer Weise getroffen haben. Wir haben vorhin Steffen Hörtler gehört, der an der Spitze unserer großartigen Bildungsstätte Der Heiligenhof steht. Und der Heiligenhof hat ein wunderschönes Motto, das auch das Motto unserer ganzen Landsmannschaft und unserer ganzen Volksgruppe sein könnte: Alles Leben ist Begegnung. Und das gilt natürlich gerade für uns als einer jahrhundertealten mitteleuropäischen in einem Vielvölkerstaat lebenden Volksgruppe. Das gilt natürlich erst recht für uns als eine durch die Vertreibung zerstreute und zerrissene Volksgruppe. Und es war wirklich düster, daß alles, was so den Kern unserer Arbeit ausmacht – die Begegnung zwischen den Generationen, die Begegnung zwischen den Landsleuten, die Begegnung mit unseren tschechischen Landsleuten, die grenzüberschreitenden Begegnungen – daß all das nicht mehr stattfinden konnte: die Wallfahrten in die Heimat, die Gedenkfeiern 75 Jahre Beginn der Vertreibung konnten, wenn überhaupt, nur extrem eingeschränkt stattfinden im letzten Jahr. Das war alles nicht möglich.

Und unsere Hauptbegegnung, der große Sudetendeutsche Tag, war auch nicht möglich.

Da haben wir drüber nachgedacht, lange drüber nachgedacht, wie wir das dieses Jahr, wo die Corona leider noch nicht ganz besiegt ist, wie wir das dieses Jahr halten und gestalten. Und manche haben gesagt: „Warten wir lieber noch ein Jahr.“ Aber, liebe Landsleute, wir haben uns anders entschieden. Und unsere Mitarbeiter, unsere kleine Mitarbeiterschar, hat durch unmenschliche Leistung – das muss ich einfach mal wirklich sagen –, durch Arbeit Tag und Nacht – Sie müssen bedenken, jeder einzelne, der hier ist, musste platziert werden, und so weiter – es geschafft, daß wir uns heute treffen. Dafür danke ich Andreas Miksch, Hildegard Schuster, dem ganzen Team aus allertiefstem Herzen.

Ein früherer Schirmherr unserer Volksgruppe, Horst Seehofer, hat einmal den schönen Satz geprägt „Alles, was in Bayern zweimal stattfindet, ist dadurch schon eine Tradition.“ Wir haben uns gesagt, alles, was in Bayern zweimal ausfällt, ist ein Traditionsbruch. Und einen Traditionsbruch wollten wir nicht, und deshalb haben wir uns für diesen Sudetendeutschen Tag entschieden. Und wir freuen uns jetzt schon, auf einen Sudetendeutschen Tag wieder in voller Stärke im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet im nächsten Jahr an Pfingsten.

Liebe Landsleute, es war schon von den Grenzschließungen die Rede. Diese Grenzschließungen haben uns wirklich ins Herz geschnitten. Es war heute schon einiges von Heimat die Rede. Es gibt Menschen, vor allem unter denen, die die Vertreibung noch selbst erlebt haben, die leben geistig nur noch in der alten Heimat. Die sagen „Wir sind heute irgendwo sehr gut aufgehoben, aber meine Heimat ist nur meine Wurzelheimat“. Wir haben andererseits auch Menschen, die haben ebenfalls dieselben Wurzeln wie wir. Aber die haben sich frei entschieden, sie wollen mit diesen Wurzeln nicht mehr so viel zu tun haben. Die gibt es auch. Aber die große Masse von uns Sudetendeutschen hat sich entschieden, daß wir in der heutigen Heimat, wo wir leben, kräftig mit anpacken, dazugehören, integriert und nicht assimiliert, integriert sind – für die Jungen ist das selbstverständlich –, aber daß wir auch an unserer Wurzelheimat festhalten. Und deshalb haben viele von uns so eine Art Patchwork-Heimat. Das ist eine einmalige Chance, weil wir dadurch die natürliche Brücke zwischen dem deutschen Sprachraum und der Tschechischen Republik sind.

Wir waren eines der beiden Völker der böhmischen Länder, und es gibt dort noch liebe Landsleute, die ich besonders herzlich grüße. Und auf der anderen Seite sind wir der Vierte Stamm Bayerns. Diese geschichtliche Chance zu nutzen, das ist die Substanz unserer landsmannschaftlichen Arbeit. Aus etwas Tragischem etwas Positives zu machen statt wie so oft in der Menschheitsgeschichte aus etwas Positivem etwas Tragisches. Liebe Landsleute, diese notwendigen, aber oft überfallartigen Grenzschließungen und auch vieles, was nicht notwendig war, das hat uns schon ins Mark getroffen. Und ich will nur zwei Beispiele schildern: Das eine Beispiel, lieber Christian Schmidt und lieber Libor Rouček, die beiden Vorsitzenden des deutsch-tschechischen Gesprächsforums, dem ich seit seiner Gründung 1998 durch die beiden Regierungen angehöre, sozusagen als Gründungsmitglied: Wir hatten eine Anhörung des deutsch tschechischen Gesprächsforums über die Auswirkungen der Schließungen auf die Situation im Grenzland. Und da hat der Vorsitzende der tschechischen Pendlervereinigung, Zuzana Vintrová, vieles Wirtschaftliche und Soziale geschildert, was an Problemen entstanden war. Aber sie hat gesagt, am schlimmsten war das Menschliche. Und sie hat geschildert, wie sie aus ihrem Haus im Egerland in die Oberpfalz gefahren ist zur Arbeit. Und plötzlich steht ein Uniformierter mit einer Maschinenpistole vor ihr. Und sie hat sich die Frage gestellt „Will der jetzt das Virus erschießen? Oder was will der eigentlich?“ Das hat Wunden aufgerissen. Ich sage nochmal: Vieles war notwendig, aber es hat Wunden aufgerissen. Und diese Wunden sind heute noch spürbar. Stark spürbar. Das hat nicht nur wirtschaftliche Probleme nach sich gezogen, auch vieles Menschliche war in Frage gestellt. Und es gibt vieles, was wir noch in den nächsten Monaten und Jahren in geduldiger Arbeit überwinden müssen. Und hätten wir nicht, lieber Christoph Israng, einen so fantastischen Botschafter in Prag gehabt, dann wären die Wunden noch tiefer. Danke für das, was Sie gerade in dieser Zeit geleistet haben.

Ich möchte aber auch ein Gegenbeispiel sagen. Das war jetzt sozusagen die Entwicklung von der deutschen Seite. Was gab es auf der tschechischen Seite? Wir haben am letzten Wochenende den Egerlandtag in Marktredwitz gehabt. Und unsere liebe Ministerin war ja auch anwesend und hat vieles miterlebt. Da war der Monsignore Peter Fořt aus Graslitz, ein Ur-Egerländer, der Pfarrer eben in der Tschechischen Republik ist, ein Heimatverbliebener aus Graslitz. Und der hatte schwer Corona. Er ist ins Koma gefallen. Und da haben sowohl Klingenthal in Sachsen, das direkt benachbart ist auf der anderen Seite der Grenze, als auch Hof als auch andere Städte zum Beispiel Marktredwitz angeboten, ihn in ihr Krankenhaus aufzunehmen, wie das bei Verkehrsunfällen selbstverständlich ist, daß man ins nächste aufgenommen wird. Da haben die Bürokraten des tschechischen Gesundheitswesens aus Nationalprestige darauf bestanden, daß dieser Coronakranke über 80jährige im Koma liegende Mann, mit dem Sanka über Nebenstraßen hinüber an die niederösterreichische Grenze transportiert wurde, weil dort der nächste freie Krankenhausplatz war. Liebe Landsleute, ich erwähne das deshalb, um deutlich zu machen: Viele haben sich in dieser schweren Zeit mit Ruhm bekleckert und haben viel geleistet. Und ich möchte Dir, lieber Markus, und Dir, lieber Stephan, auch herzlich danken für das, was Ihr in den Regierungen Schweres geleistet habt in dieser Corona-Zeit.

Aber es wurde auch etwas sichtbar. Es gibt nicht nur das Virus der Corona-Krankheit. Es gibt auch das Virus des Nationalegoismus. Und wenn uns die Krise etwas gelehrt hat, liebe Landsleute, wir brauchen nicht weniger Europa, sondern mehr. Wir brauchen nicht weniger Nachbarschaft, sondern mehr. Corona kann man nur gemeinsam bekämpfen und alle anderen Pestilenzen dieser Erde auch. Und nicht durch die Ur-Pestilenz des Nationalismus. Erfreulich war, daß diese Zustände unseren Ideen und unserer Arbeit auch neue Kraft gegeben haben. Junge Menschen haben zum ersten Mal erlebt, daß Europa nicht selbstverständlich ist, daß offene Grenzen nicht selbstverständlich sind. Ich hoffe und glaube, und das hat man ja gerade an unserer sudetendeutschen Jugend, auf die ich sehr stolz bin, gesehen: Liebe Landsleute, gerade junge Menschen sollten daraus die Konsequenzen ziehen, aber auch alle anderen. Wir müssen uns engagieren für dieses Europa, für die offenen Grenzen, für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, für die Euroregionen, für den Heimatgedanken, weil das alles, was wir aufgebaut haben, nicht selbstverständlich ist, sondern sehr zerbrechlich und in jeder Generation neu gestaltet und neu erkämpft werden muss.

Liebe Landsleute, ein anderes schönes Zeichen war, daß es viele Demonstrationen für offene Grenzen gegeben hat, von der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der Ackermann-Gemeinde, der Seliger-Gemeinde, der Paneuropa-Union und den Partnerorganisationen auf der tschechischen Seite. Das Transparent, das da oft hochgehalten wurde, hat mir ganz besonders gefallen. Da stand nämlich schlichtweg drauf, über die Grenze hinweg leuchtend: „Wir brauchen euch.“ Und genau das ist es. Wir brauchen einander in Europa und im Herzen Europas. Und das gilt natürlich auch für das tschechisch-deutsche und das tschechisch-sudetendeutsche Verhältnis. Wir brauchen einander. Gerade in schwierigen Zeiten. Und wissen Sie, wofür wir uns alles brauchen? Wir brauchen uns schon einmal, um uns selbst zu erkennen. In jedem Tschechen steckt ein kleines Stück Sudetendeutscher, ob er es wahrhaben will oder nicht. Und in jedem Sudetendeutschen steckt, ob er es wahrhaben will oder nicht, ein kleines Stück Tscheche. Und allein, wenn wir uns selbst verstehen wollen, müssen wir schon einander auf Augenhöhe gegenübertreten. Das halte ich für einen ganz entscheidenden Punkt unserer Kulturarbeit und unserer Verständigungsarbeit.

Wir brauchen einander aber auch, um eine düstere und wechselvolle Geschichte aufzuarbeiten. Und da, liebe Landsleute, sind wir oftmals erst ganz am Anfang, aber das macht beachtliche Fortschritte. Letztes Jahr hat mich besonders beeindruckt eine Rede, die ich halten durfte im Egerland vor dem tschechischen Teil der Euregio Egrensis in der Fürst-Windischgrätzschen Reithalle in der Nähe von Tachau. Wer das nicht gesehen hat, bitte, der er möge sich das anschauen. Da hat der Fürst Windischgrätz mitten im Egerland in einem Dorf bei Tachau eine Wiener Hofreitschule gebaut, um dem Kaiser Konkurrenz zu machen. Ein eindrucksvolles Gebäude. Ich habe dort gesprochen vor dem tschechischen Teil der Euregio Egrensis, auf deren Wunsch, zu den Kulturpreisen. Und dann hat mich der Oberbürgermeister von Eger, Antonín Jalovec, nach Eger ins Rathaus eingeladen, weil er die Rede ganz gut fand. Da habe ich gesagt „Herr Oberbürgermeister, ich komme gerne, aber ich komme natürlich heimlich, damit Sie keinen Ärger haben“. Und daraufhin hat er gesagt „Nein, ich will das wirklich sehr gern ganz offiziell machen“. Ich bin trotzdem ganz diskret hingefahren, ohne Presse und Tamtam. Wir haben uns gut unterhalten. Der Oberbürgermeister hat dann im Internet einen Post rausgeschickt mit der schönen ironischen Überschrift „Heute war der Teufel bei mir“. Mit dem Teufel hat er mich gemeint, ironisch. Er hat gesagt, wenn es ein paar mehr solche Teufel gebe wie den Posselt und die Sudetendeutschen, dann stünden wir alle wesentlich besser da. Sehr mutig, wie der Oberbürgermeister von Eger da gepostet hat. Liebe Landsleute, nachher gab es natürlich den berühmten Shitstorm. Ich glaube 90000 Proteste, Kommunisten und Nationalisten sind förmlich ausgerastet. Und wenig später waren wir im Rahmen einer großen Paneuropa-Veranstaltung nochmal in Eger, und da hat uns sein Stellvertreter, weil er selbst an dem Tag nicht da war, empfangen. Dieser Stellvertreter Miroslav Plevný, der war Senatskandidat letztes Jahr für die Senatswahlen, und man hat ihm geraten, uns nicht zu empfangen. Er hat uns empfangen. Auf dem Marktplatz von Eger. Wir waren dort mit vier Bussen. Shitstorm. Irre Proteste. Rücktrittsforderungen. Und was war das Ergebnis? Miroslav Plevný ist in der Großregion Karlsbad, zu der Eger gehört, mit 60 Prozent der Stimmen in den tschechischen Senat gewählt worden. Daran sieht man, daß diese Hetze zwar brutal ist, aber daß diese Hetze aus Randgruppen kommt. Aber es gibt leider in der Mitte der Gesellschaft weiter noch zuviele Leute, die Angst haben, der geschichtlichen Wahrheit ins Auge zu blicken, weil sie sich vor diesen Randgruppen fürchten. Und diese Leute brauchen mutige Vorbilder. Und ein solches mutiges Vorbild, ich würde sogar sagen, eines der allermutigsten Vorbilder, sitzt unter uns, nämlich mein lieber Freund Daniel Herman.

Er ist in meinen Augen eine Symbolfigur gegen all das Schrecklich, was es in unserer gemeinsamen Geschichte gab. Er hat jüdische Wurzeln, hat Verwandte in Konzentrationslagern und beim Holocaust verloren. Ich begüße auch seine Nichte, die heute mit ihm hier ist. Liebe Frau Tesar, ich freue mich, daß Sie da sind. Sie haben beide Verwandte verloren, enge Verwandte in den Konzentrationslagern. Sie haben als Tschechen unter dem Nationalsozialismus gelitten, und sie haben, weil sie auch deutsche Wurzeln haben, nach dem Zweiten Weltkrieg auch deswegen gelitten und auch Verwandte von ihrer Seite sind vertrieben worden. Das zeigt den ganzen Wahnsinn, der hinter uns liegt. Aber Daniel Herman zeigt uns auch den Weg, wie es möglich ist, aus diesem katastrophalen Gegeneinander herauszukommen, indem man auf Augenhöhe und klug und mit Maß miteinander redet, sich aufeinander zubewegt, sich nichts schenkt, aber dafür sorgt, daß die Zeiten besser und nicht schlechter werden.

Wir brauchen einander aber auch, um dieses Europa weiterzuentwickeln. Eine starke demokratische, supranationale Ebene, aber darunter die vielen Regionen. Václav Havel sprach von einem Europa als Heimat der Heimaten. Ein sehr sympathisches Bild. Aber das ist halt nur möglich, wenn es auch ein europäisches Volksgruppen- und Minderheitenrecht gibt. Ich bin froh, daß jetzt in der Tschechischen Republik mit der aktuellen Minderheitenbeauftragten Frau Vàlková ein neuer Wind gekommen ist. In Gablonz entsteht jetzt deutschsprachiger Schulunterricht, in Eger soll demnächst deutschsprachiger Schulunterricht entstehen. Bei uns bemüht man sich, die Tschechischkenntnisse zu verbessern. Das ist wichtig. Aber, liebe Landsleute, vor allem unsere sudetendeutsche Volksgruppe in der Tschechischen Republik, die heute mit beiden Verbänden hier vertreten ist, hat wirklich besonders gelitten in den letzten Jahrzehnten. Und ich bin sehr glücklich, daß es auch dort endlich eine Vorwärtsentwicklung gibt. Aber diese Vorwärtsentwicklung müssen wir absichern, indem wir endlich ein europäisches Volksgruppen- und Minderheitenrecht schaffen. Und dafür brauchen sich Deutschland und die Tschechische Republik gegenseitig, um den Volksgruppen und Minderheiten in der noch minderheitenblinden Europäische Union eine entsprechende rechtliche und kulturelle und finanzielle Absicherung zu ermöglichen.

Wir brauchen einander aber auch aus einem anderen Grund, der hochaktuell ist. Wir brauchen einander, um die kulturelle Vielfalt in die Zukunft zu führen. Das tun wir als Sudetendeutsche intensiv. Wir haben immer mehr tschechische Partner, die mit uns diesen Weg gehen. Sie wissen, daß es bei der UNESCO inzwischen etwas gibt, das man das immaterielle Kulturerbe nennt. Und ich appelliere an die Tschechische Republik, an die deutsche Bundesregierung, und ich bin sicher, die bayerische Staatsregierung wird uns nach Kräften unterstützen und auch vorantreiben, denn die Kulturhoheit liegt bei uns ja bekanntlich bei den Ländern, und noch mehr als bei den Ländern beim Freistaat Bayern.

Das ist die wichtigste Kulturhoheit. Und deshalb sagen wir eines ganz klar, liebe Landsleute: Mögen sich doch diese Regierungen mit uns zusammenfinden und dafür sorgen, daß unser sudetendeutsches Kulturerbe als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO geschützt und gefördert wird. Das wäre eine immaterielle Form der Heilung des Vertreibungsverbrechens, für die wir sehr dankbar wären und die wir unbedingt erreichen müssen. Aus alledem sehen Sie, liebe Landsleute, es liegen gewaltige Aufgaben vor uns, und das Leben hat wieder unglaublich Tempo aufgenommen. Letztes Wochenende waren zwei große Sudetendeutsche Wallfahrten, die in Haindorf im Isergebirge, die war abgesagt worden, lieber Jan Heinzl, im letzten Jahr, die war abgesagt worden in diesem Jahr. Stattgefunden hat sie aber doch, weil die Leute trotzdem gekommen sind. Es gab die Sudetendeutsche Wallfahrt in Altötting, auch die eindrucksvoll besucht, obwohl unter schwierigsten Corona-Bedingungen. Liebe Freunde, liebe Frau Kern vor allem auch, die wird es in der ein oder anderen Form weitergeben. Und dann gab es am letzten Wochenende auch den Egerland-Tag in Marktredwitz, lieber Volker Jobst. Eine großartige Veranstaltung trotz Corona. Und einen Besuch im Egerländer Kulturhaus. Am nächsten Wochenende bereits tagt der Sudetendeutsche Rat, liebe Christa Naaß, in Marienbad. 14 Tage später ist der Brünner Friedensmarsch. Und so geht es den ganzen Sommer und Herbst weiter.

Die aufgestaute Energie unserer Volksgruppe und ihrer tschechischen Partner bricht sich jetzt wieder ihre Bahn. Und diese aufgestaute Energie wollen wir nutzen, um noch konsequenter und noch klarer und noch intensiver den Weg in eine bessere gemeinsame Zukunft zu gehen.

Dafür steht Daniel Herman. Deshalb, lieber Daniel, darf ich Dir nunmehr den Europäischen Karls-Preis unserer Volksgruppe überreichen.

Ende der Rede

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