- Posselt gratuliert zum 300. Stadtjubiläum
- Menschenrechte im Zentrum sudetendeutschen Handelns
- Sudetendeutsche wollen sich bei den Heimattagen 2017 einbringen
- Aktuelle Situation der Sudetendeutschen
- Karlsruhe darf nicht abgehängt werden - Magistrale für Europa wichtige Bahnstrecke
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren fanden viele Sudetendeutsche nach der Vertreibung auch in Karlsruhe eine neue Bleibe. Und wie in anderen Orten auch, so haben sie sich in der ehemaligen badischen Landeshauptstadt beim Wiederaufbau aktiv eingebracht. Eine besondere Bedeutung hatten die Heimatvertriebenen auch im politischen Bereich, als es um die Neugliederung des Bundeslandes Baden-Württemberg ging. Waren es doch ihre Erfahrungen in der verloren gegangenen Heimat, die sie dazu veranlassten einem zukünftigen Bundesland Baden-Württemberg mehrheitlich zuzustimmen.
Die Sudetendeutschen, die einst von böhmischen Herzogen ins Land gerufen worden waren, um dort das Land zu bestellen und bei der Entwicklung zu helfen, ahnten sicher nicht, dass ein badischer Großherzog durch weitreichende Privilegien den Aufbau seiner Stadt Karlsruhe im Jahr 1715 forcierte. "Wisst, dass die Deutschen freie Leute sind" ließ Herzog Sobieslav im Jahre 1176 verkünden und versprach den Deutschen in Prag 550 Jahre vor Großherzog Karl-Wilhelm in Karlsruhe den Neuansiedlern schon weitreichende Privilegien. Nun also brachte die Nachkriegsgeschichte die Sudetendeutschen - und nicht nur diese - auf tragische Weise um Haus und Hof und Hab und Gut. Von nun an also Karlsruhe; von den früheren Privilegien war nichts mehr geblieben, es ging ums nackte Überleben.
Posselt gratuliert zum 300. Stadtjubiläum
300 Jahre nach der Stadtgründung Karlsruhes erinnert sich die Stadt im besonderen Maße seiner Gründung. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe ließ es nicht nehmen der Einladung von Klaus Hoffmann, Obmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Baden-Württemberg zu folgen und sich über dieses besondere Ereignis zu informieren. "Ich gratuliere der Stadt Karlsruhe herzlich zu diesem 300. Geburtstag", sagte Posselt, der hier seine ersten beruflichen Sporen verdiente, und weiter "Karlsruhe zeigt sich als weltoffene und moderne Stadt."
Erster Bürgermeister Jäger, CDU, begrüßte Bernd Posselt und Klaus Hoffmann zu einem Meinungsaustausch im Karlsruher Rathaus. Anschließend informierte Dr. Oliver Langewitz im KA300-Laden, einem Informationsbüro rund um den Stadtgeburtstag, die beiden über den aktuellen Stand kurz vor Beginn der Feierlichkeiten. Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgte Posselt dessen Ausführungen. Bei einem Blick ins Programmheft assoziierte Posselt bei einem Bild der spektakulären Installation des argentinischen Künstler Leandro Erlich mit dem Titel "Pulled by the Roots", sofort die Historie der Sudetendeutschen. Entwurzelt schwebt ein Haus über dem Karlsruher Marktplatz - entwurzelt wurden die Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Menschenrechte im Zentrum sudetendeutschen Handelns
Die Sudetendeutschen sind bis heute Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Karlsruhe als Sitz des Bundesverfassungsgerichts, als Stadt mit einem Platz der Grundrechte und einem Platz der Menschenrechte setzt hier deutliche Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen. Posselt regte daher einen Menschenrechtskongress an. Er verwies auf den erfolgreichen Menschenrechtskongress zu Pfingsten in Augsburg und sah eine Fortsetzung anlässlich der Heimattage 2017 in Karlsruhe als Möglichkeit an. "Vertreibungen verletzen Menschenrechte" stellte Posselt fest. Daher wäre Karlsruhe ein idealer Austragungsort des 2. Menschenrechtskongresses der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
Posselt verglich den Privilegienbrief des Karlsruher Stadtgründers Karl-Wilhelm mit dem 1176 von Herzog Sobieslav erlassenen Privilegien für die Deutschen in Prag "Wißt, dass die deutschen freie Leute sind." und stellte fest "Privilegien sind positive Rechte".
Sudetendeutsche wollen sich bei den Heimattagen 2017 einbringen
Die Heimattage 2017 fanden sein ungeteiltes Interesse. Mit dem Isergebirgsmuseum in Neugablonz und dem Sudetendeutschen Museum in München sah er zwei mögliche Partner. In Zusammenarbeit mit dem Haus der Heimat in Karlsruhe bestünde die Möglichkeit sich dem Thema Heimat gemeinsam anzunähern und mit neuen Impulsen zu versehen. "Das Isergebirgsmuseum ist das modernste Vertriebenenmuseum" sagte Posselt und bot seine Unterstützung an.
Aktuelle Situation der Sudetendeutschen
Selbstverständlich ging Posselt auch auf die derzeitige Situation innerhalb der Sudetendeutschen Landsmannschaft ein. Ende Februar wurde eine Satzungsänderung beschlossen und eine Grundsatzerklärung verabschiedet. "Ich habe größten Respekt vor denen, die sich mit den durchgeführten Änderungen schwer tun, weil sie ernsthafte Argumente vorbringen, oder weil sie nach 70 Jahren diesen Weg nicht mehr mitgehen können", so Posselt und verwies darauf, dass innerhalb der Landsmannschaft intensiv diskutiert wird.
Aber er verwies auch auf die positiven Reaktionen aus der tschechischen Republik. Der stellvertretende Ministerpräsident Pavel Bělobrádek sprach am Sudetendeutschen Tag ein Grußwort per Videostream, viele Tschechen waren in Augsburg persönlich anwesend. "Es gibt nicht die Tschechen und es gibt nicht die Sudetendeutschen" stellte Posselt fest. Er sieht die Aufgabe darin "Frieden zu machen". 70 Jahre hätte man in Deutschland Zeit gehabt die Geschichte aufzuarbeiten, damit verglichen stünde die Aufarbeitung in der Tschechischen Republik erst am Anfang, denn dies sei erst seit 1989 möglich.
Karlsruhe darf nicht abgehängt werden - Magistrale für Europa wichtige Bahnstrecke
Posselt, kam mit der Bahn aus Straßburg nach Karlsruhe. "Die Zukunft gehört den Schnellbahnen", daher sei der Ausbau der Bahnstrecke von Karlsruhe nach München von größter Bedeutung. Die "Magistrale für Europa" verbindet den Südwesten mit Paris und Bratislava/Pressburg. "Karlsruhe darf nicht abgehängt werden", so Posselt weiter und ergänzte, "genauso wenig wie Stuttgart und München".
Bildnachweise:
"Posselt im Laden KA300" zeigt von links Dr. O. Langewitz, Bernd Posselt, Klaus Hoffmann: Team KA300 vor der Programmtafel zum Festivalsommer in Karlsruhe
"Entwurzeltes Haus" Leandro Erlich, Pulled by the Roots, 2015, Außeninstallation mit Kran