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Stuttgart: Koschyk mahnt: Vertreibung ächten

Feierstunde zur Erinnerung an die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen"

(lifePR) (Stuttgart, )
Am 5. August 1950 hatten sich tausende deutsche Heimatvertriebene in Stuttgart zusammengefunden, um vor den Ruinen des Neuen Schlosses die Unterzeichnung der "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" mit einer Demonstration zu würdigen. Heute, 64 Jahre später, erinnerten die Union der Vertriebenen und Flüchtlinge in der CDU (UdVF) und der Bund der Vertriebenen in einer Feierstunde auf dem Stuttgarter Schlossplatz an dieses historische Ereignis.

Iris Ripsam, Stadträtin in Stuttgart und Landesvorsitzende der UdVF, konnte dazu neben der Bläsergruppe Feuerbach, die für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte, wieder zahlreiche Besucher an der Gedenktafel vor dem Stuttgarter Neuen Schloss begrüßen. Auch politische Prominenz wie der Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Kaufmann, der Abgeordnete Konrad Epple aus dem baden- württembergischen Landtag, Regionalrat Hans-Werner Carlhoff und der Stuttgarter Bürgermeister Dr. Martin Schairer, waren unter den Gästen zu finden. Dazu hatten sich auch zahlreiche Vertreter aus den Vertriebenenverbänden bei sonnigem Wetter in der schwäbischen Metropole eingefunden, zu denen auch der Bundesgeschäftsführer der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Christoph Lippert, der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Arnold Tölg und der Sprecher der Südmährer, Franz Longin, gehörten. Ein besonderer Gruß galt jedoch dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk, der an diesem Nachmittag als Festredner nach Stuttgart gekommen war.

Der CSU- Bundestagsabgeordnete erinnerte zu Beginn seiner Ansprache zunächst an den ehemaligen Stuttgarter Bundestagsabgeordneten Dr. Herbert Czaja, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre und würdigte seine Arbeit die er als Politiker wie auch als langjähriger Präsident des Bundes der Vertriebenen für die Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen leistete. Dazu machte der Festredner dann auf die Bedeutung der "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" aufmerksam, die das Selbstverständnis und das Handeln der deutschen Heimatvertriebenen präge und ihnen bis heute Halt und Orientierung gebe. So habe ihre formulierte Bekräftigung auf das Recht auf Heimat mit dem gleichzeitigen Verzicht auf Rache und Vergeltung und dem Gelöbnis, an der Schaffung eines vereinten Europa mitzuwirken, die Charta zu einem Dokument hohen sittlichen und historischen Ranges werden lassen. Schließlich dürfe nicht vergessen werden, unter welchen Umständen die deutschen Heimatvertriebenen, die alles verloren hatten, dieses historische Dokument verfassten. Hartmut Koschyk würdigte an dieser Stelle auch die Verdienste der deutschen Heimatvertriebenen am Wiederaufbau Deutschlands, ohne die das "deutsche Wirtschaftswunder" nicht möglich gewesen wäre. "Deutschland schuldet den Heimatvertriebenen deshalb Dank und Anerkennung", so der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und hob dabei den Anteil der Vertriebenen an der Entwicklung moderner Industrieunternehmen in vormals strukturschwachen ländlichen Regionen hervor. Aber auch für das ökumenische Miteinander in Deutschland, hätten die Vertriebenen durch die konfessionelle Mischung ganzer Landstriche einen großen Beitrag geleistet. Koschyk lobte auch die großartige Integrationsleistung der Vertriebenen, die allerdings ohne die tätige Mitwirkung der Vertriebenenverbände schwerlich gelungen wäre. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die 4 Millionen Heimatvertriebene in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR, denen es von Anfang an verwehrt gewesen wäre, sich in ähnlicher Form zu organisieren und sich in politische Leben einzubringen, wie es im Westen Deutschlands möglich war. Der Bundespolitiker ließ in diesem Zusammenhang aber auch wissen, dass die Vertriebenen beispielhaft vorgelebt hätten, dass Verständigung und Versöhnung mit den Menschen in den Ländern der alten Heimat möglich ist. Zu der Diskussion um einen Gedenktag für die Opfer von Vertreibungen sagte Koschyk, dass er sich dafür einsetzen werde, dass durch seine Einrichtung auch deutlich der Flucht und der Vertreibung der Deutschen aus Mittel - und Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht werde. Die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" möchte Hartmut Koschyk aber auch im gesamteuropäischen Interesse verstehen, als Mahnung, dass Vertreibungen endlich geächtet und nie wieder möglich sein dürfen und als Verpflichtung, sich für ein dauerhaft geeintes und friedliches Europa einzusetzen.

Das Verständnis von Heimatverbundenheit, brachte im Anschluss an die Festrede dann noch der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Klaus Hoffmann, zum Ausdruck, als er in einem sehr persönlich gehaltenen Grußwort an die Gründung des "Tag der Heimat" erinnerte und dieses alljährlich öffentliche Bekenntnis zur Heimat auch als Aufforderung versteht, das kulturelle Erbe zu pflegen und an künftige Generationen weiterzugeben.

Helmut Heisig
- UdVF- Stuttgart -

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Sudetendeutsche Landsmannschaft Baden-.Württemberg

Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesgruppe e. V

Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesverband Baden-Württemberg e.V.

Wir vertreten die im Land Baden-Württemberg wohnenden Sudetendeutschen.

Die Nachfahren jener Deutschen, die vor mehr als 800 Jahren in den sogenannten "Böhmischen Ländern", nämlich in Böhmen, Mähren und dem südlichen Teil Schlesiens (diese Länder bilden heute die "Tschechische Republik") ansässig geworden sind, wurden in diesem Jahrhundert unter dem Sammelnamen "Sudetendeutsche" bekannt.

1945/46 wurden 3,2 Millionen von den insgesamt 3,5 Millionen Sudetendeutschen aus ihrer Heimat vertrieben, ihr Eigentum wurde entschädigungslos konfisziert. Konfiskation und Vertreibung waren begleitet von blutigen Exzessen. Grundlage dieser gegen Menschen- und Völkerrecht verstoßenden "ethnischen Säuberung" bildeten Dekrete, die vom damaligen tschechoslowakischen Staatspräsidenten Edvard Beneš erlassen worden waren und die heute noch gültig sind.

Rund 600 000 dieser vertriebenen Sudetendeutschen kamen nach Baden-Württemberg, wo sie sich eine neue Existenz aufbauten und in das wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben eingegliedert wurden. Sie fanden sich in zahlreichen Vereinigungen zusammen, deren Grundlage ganz verschiedenartig war: Herkunftsgebiete, politische oder kulturelle Interessen, Freizeitgestaltung, berufliche Gemeinsamkeiten und manches mehr.

Jeder 15. Einwohner Baden-Württembergs ist Sudetendeutscher. Heute gibt es in Europa und Übersee insgesamt rund 3,8 Millionen Sudetendeutsche. Rund 600 000 von ihnen kamen im Zuge der Vertreibung aus ihrer Heimat nach dem 2.Weltkrieg nach Baden-Württemberg. Gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung trugen sie in der Nachkriegszeit zum Wiederaufbau des Landes bei. Durch ihre Stimmabgabe bei der Volksabstimmung 1952 waren sie wesentlich am Zustandekommen des "Südweststaates" beteiligt. Die für Baden-Württemberg kennzeichnende Ausgewogenheit zwischen großen Weltfirmen, Mittel- und Kleinbetrieben hat die wirtschaftliche Eingliederung der Sudetendeutschen und die Gründung neuer Werke und Fabriken durch sudetendeutsche Unternehmer in besonderem Maße erleichtert. Stellvertretend dafür seien genannt die Autofirma Porsche in Stuttgart, die Wiesenthal-Glashütte in Schwäbisch Gmünd, die Aluminium-Hütte Grohmann in Bisingen,die Maschinenfabrik Panhans in Sigmaringen, die Papierwerke Zechel in Reilingen,das Pharmawerk Merckle in Blaubeuren, dazu zahlreiche weitere mittlere und kleinere Betriebe.

27 Städte und Gemeinden Baden-Württembergs übernahmen Patenschaften über sudetendeutsche Kreise, Gemeinden und Landschaften. Insgesamt 24 kulturelle sudetendeutsche Einrichtungen - wissenschaftliche Gesellschaften, Archive, Büchereien, Sammlungen, Heimatstuben - wurden durch eigene Kraft der Sudetendeutschen und mit Hilfe öffentlicher Stellen in Baden-Württemberg aufgebaut.

Aus dem kulturellen Leben des Landes sind manche Namen von Sudetendeutschen nicht mehr wegzudenken, wie z. B. der Bildhauer Prof. Otto H. Hajek, die Tänzerin Birgit Keil, die Komponisten Karl-Michael Komma und Widmar Hader, der weltbekannte Posaunist Armin Rosin, die Dirigenten Wolfgang G. Hofmann und Emmerich Smola, die Malerin Traude Teodorescu-Klein oder der Dichter und Schriftsteller Josef Mühlberger - um nur einige wenige stellvertretend zu nennen.

Das Sudetenland im Vergleich zur Fläche einzelner deutscher Bundesländer

Bayern 70550 km2
Baden-Württemberg 35750 km2
Sudetenland 26500 km2
Hessen 21100 km2
Schleswig-Holstein 15700 km2
Saarland 2600 km2

Die kulturelle Verflechtung der Sudetendeutschen mit den übrigen deutschen Ländern und Landschaften ist seit Jahrhunderten eng und vielgestaltig.

Beispiele sind: Der schwäbische Baumeister Peter Parler aus Schwäbisch Gmünd, der im 14. Jahrhundert u. a. den Veitsdom in Prag erbaute, oder der aus dem Egerland kommende Barockbaumeister Balthasar Neumann, der nicht nur die Würzburger Residenz, sondern z. B. auch berühmte Treppenhäuser in Brühl und Bruchsal schuf. Auch andere Namen, herausgegriffen aus einer großen Zahl, beweisen den lebendigen Anteil, den die Deutschen aus den böhmischen Ländern am geistigen Leben des gesamten deutschen Volkes hatten und haben: Der Komponist Johann Wenzel Stamitz aus Deutsch-Brod beispielsweise, der später in Mannheim wirkte, Vinzenz Prießnitz und Johann Schroth, die großen Naturheiler, der Brünner Abt Gregor Mendel, dessen Vererbungslehre zur Grundlage moderner Genetik wurde, die Friedensnobelpreis-Trägerin Bertha von Suttner, die Dichter Rainer Maria Rilke, Adalbert Stifter, Marie von Ebner-Eschenbach, die Maler Alfred Kubin oder Ferdinand Staeger, aber auch die Bamberger Symphoniker, die nach der Vertreibung aus den "Prager Deutschen Philharmonikern" hervorgegangen waren, oder auch der Schriftsteller Otfried Preußler aus Reichenberg, dessen "Räuber Hotzenplotz" und "Kleine Hexe" heute Millionen Kinder und Erwachsene erfreuen.

Die Organisationen der Sudetendeutschen spiegeln in ihrer Vielfalt und Vielschichtigkeit das Leben und die Interessen der Angehörigen dieser Volksgruppe wider. Im politischen, kulturellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, beruflichen, sozialen und gesellschaftlichen Bereich gibt es sudetendeutsche Zusammenschlüsse, aber auch auf Generationsebene und im Bereich der Freizeitgestaltung.

In Baden-Württemberg gibt es heute 27 größere sudetendeutsche Vereinigungen, von denen viele noch Untergliederungen auf Orts- und Kreisebene haben.

Mehrere sudetendeutsche Zeitschriften werden in Baden-Württemberg herausgegeben, ebenso haben verschiedene sudetendeutsche Stiftungen, Institute und Gesellschaften ihren Sitz in diesem Lande.

Die Sudetendeutschen im Vergleich zur Einwohnerzahl verschiedener Staaten

Norwegen 4,1 Mio
Sudetendeutsche 3,8 Mio
Irland 3,3 Mio
Albanien 2,7 Mio
Luxemburg 0,36 Mio
Island 0,23 Mio

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