Iris Ripsam, Stadträtin in Stuttgart und Landesvorsitzende der UdVF, konnte dazu neben der Bläsergruppe Feuerbach, die für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte, wieder zahlreiche Besucher an der Gedenktafel vor dem Stuttgarter Neuen Schloss begrüßen. Auch politische Prominenz wie der Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Kaufmann, der Abgeordnete Konrad Epple aus dem baden- württembergischen Landtag, Regionalrat Hans-Werner Carlhoff und der Stuttgarter Bürgermeister Dr. Martin Schairer, waren unter den Gästen zu finden. Dazu hatten sich auch zahlreiche Vertreter aus den Vertriebenenverbänden bei sonnigem Wetter in der schwäbischen Metropole eingefunden, zu denen auch der Bundesgeschäftsführer der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Christoph Lippert, der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Arnold Tölg und der Sprecher der Südmährer, Franz Longin, gehörten. Ein besonderer Gruß galt jedoch dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk, der an diesem Nachmittag als Festredner nach Stuttgart gekommen war.
Der CSU- Bundestagsabgeordnete erinnerte zu Beginn seiner Ansprache zunächst an den ehemaligen Stuttgarter Bundestagsabgeordneten Dr. Herbert Czaja, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre und würdigte seine Arbeit die er als Politiker wie auch als langjähriger Präsident des Bundes der Vertriebenen für die Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen leistete. Dazu machte der Festredner dann auf die Bedeutung der "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" aufmerksam, die das Selbstverständnis und das Handeln der deutschen Heimatvertriebenen präge und ihnen bis heute Halt und Orientierung gebe. So habe ihre formulierte Bekräftigung auf das Recht auf Heimat mit dem gleichzeitigen Verzicht auf Rache und Vergeltung und dem Gelöbnis, an der Schaffung eines vereinten Europa mitzuwirken, die Charta zu einem Dokument hohen sittlichen und historischen Ranges werden lassen. Schließlich dürfe nicht vergessen werden, unter welchen Umständen die deutschen Heimatvertriebenen, die alles verloren hatten, dieses historische Dokument verfassten. Hartmut Koschyk würdigte an dieser Stelle auch die Verdienste der deutschen Heimatvertriebenen am Wiederaufbau Deutschlands, ohne die das "deutsche Wirtschaftswunder" nicht möglich gewesen wäre. "Deutschland schuldet den Heimatvertriebenen deshalb Dank und Anerkennung", so der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und hob dabei den Anteil der Vertriebenen an der Entwicklung moderner Industrieunternehmen in vormals strukturschwachen ländlichen Regionen hervor. Aber auch für das ökumenische Miteinander in Deutschland, hätten die Vertriebenen durch die konfessionelle Mischung ganzer Landstriche einen großen Beitrag geleistet. Koschyk lobte auch die großartige Integrationsleistung der Vertriebenen, die allerdings ohne die tätige Mitwirkung der Vertriebenenverbände schwerlich gelungen wäre. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die 4 Millionen Heimatvertriebene in der Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR, denen es von Anfang an verwehrt gewesen wäre, sich in ähnlicher Form zu organisieren und sich in politische Leben einzubringen, wie es im Westen Deutschlands möglich war. Der Bundespolitiker ließ in diesem Zusammenhang aber auch wissen, dass die Vertriebenen beispielhaft vorgelebt hätten, dass Verständigung und Versöhnung mit den Menschen in den Ländern der alten Heimat möglich ist. Zu der Diskussion um einen Gedenktag für die Opfer von Vertreibungen sagte Koschyk, dass er sich dafür einsetzen werde, dass durch seine Einrichtung auch deutlich der Flucht und der Vertreibung der Deutschen aus Mittel - und Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht werde. Die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen" möchte Hartmut Koschyk aber auch im gesamteuropäischen Interesse verstehen, als Mahnung, dass Vertreibungen endlich geächtet und nie wieder möglich sein dürfen und als Verpflichtung, sich für ein dauerhaft geeintes und friedliches Europa einzusetzen.
Das Verständnis von Heimatverbundenheit, brachte im Anschluss an die Festrede dann noch der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Klaus Hoffmann, zum Ausdruck, als er in einem sehr persönlich gehaltenen Grußwort an die Gründung des "Tag der Heimat" erinnerte und dieses alljährlich öffentliche Bekenntnis zur Heimat auch als Aufforderung versteht, das kulturelle Erbe zu pflegen und an künftige Generationen weiterzugeben.
Helmut Heisig
- UdVF- Stuttgart -