Mit dem Standort Bremen hat sich der Veranstalter AGFW einen passenden Ort für eine Messe zum Thema Fernwärme ausgesucht. Denn in Bremen hat die Fernwärmeversorgung Tradition und Zukunft. Bereits 1927 legte die Baudeputation mit der Empfehlung, auf dem Gelände eines Krankenhauses ein Heizkraftwerk zu errichten, den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte. Bis heute ist Fernwärme eine attraktive Heizoption, zum Beispiel im Rahmen der Erschließung des Hafenareals Überseestadt.
Nach kleineren Auskopplungen aus einem bestehenden Kraftwerk im Stadtteil Hastedt entstand erst 1957 in Bremen ein weiteres Heizkraftwerk, das als "Pioniertat" überregionale Beachtung fand. Das Besondere: Die Anlage sollte den kompletten Stadtteil Neue Vahr mit 30.000 Einwohnern versorgen - damals das größte zusammenhängendes Bauvorhaben des sozialen Wohnungsbaus in der Bundesrepublik. Die Bremer Planer haben damit Maßstäbe für kommende Projekte in der ganzen Republik gesetzt. Eine Zentralheizung galt seitdem als Standard für großflächige Wohnanlagen.
Der Entschluss, eine mit Fernwärme versorgte Daimler-Benz-Niederlassung in Bremen zu eröffnen, gab 1978 einen weiteren Ausbauschub: Das Erdgas-Kraftwerk in Hastedt, das bis dahin ausschließlich Strom produzierte, wurde deshalb umgerüstet auf 130 Megawatt Wärme-Auskopplung.
Inzwischen sind die Wärmeleitungen im Bremer Osten zu einem großen Netz verknüpft. Heute stehen am Standort Hastedt über 280 Megawatt thermische Leistung zur Verfügung. Das Heizwerk Vahr dient inzwischen als Verteilstation und kann in besonders knackigen Wintern, oder wenn in Hastedt ein Block still steht, die Fernwärmeversorgung unterstützen. Um für diese Aufgabe auch in der Zukunft gut gerüstet zu sein, hat swb im vergangenen Jahr mehrere Millionen in die Sanierung der Kessel und des Schornsteins investiert.
Im Bremer Westen plant swb einen weiteren Netzausbau, zum Beispiel im Rahmen der Erschließung der so genannten Überseestadt. Dieses ehemalige Hafenareal westlich von der Innenstadt soll sich in den nächsten Jahren zu einem modernen Viertel für Büro, Handel und Gewerbe entwickeln.
Die H. Siedentopf (GmbH & Co. KG) hat sich bei der Wärmeversorgung für ihre im neuen Stadtteil geplanten Liegenschaften für Fernwärme von swb entschieden. Mit über 110 Millionen Euro engagiert sich das Immobilienunternehmen Siedentopf nach eigenen Angaben beim Ausbau der Überseestadt. Zu den von Siedentopf geplanten Gebäuden zählt zum Beispiel auch der vom Architekten Helmut Jahn entworfene Weser Tower mit seinen geplanten 22 Stockwerken und über 18.000 Quadratmetern.
Nach sorgfältiger Prüfung, ob Fernwärme für die Überseestadt eine technische und wirtschaftliche Option ist, fiel schließlich die Entscheidung zu Gunsten der umweltfreundlichen Fernwärme. Den Ausschlag für die Fernwärme gaben zum einen die ökologischen Vorteile, zum anderen der Komfort. Die Fernwärme kommt ohne große Heizungsanlage oder Brennstofftanks aus und ist somit sehr platzsparend.
Rund fünf Megawatt (MW) thermische Leistung schließt swb mit den Siedentopf-Immobilien zusätzlich an das Netz im Bremer Westen an. Weitere Gebäude mit einer möglichen Abnahme von vier MW sind noch in der Planung - gegenüber der heute im Bremer Westen installierten Leistung von rund 55 MW, also eine Steigerung um 18 Prozent. Dazu stellt swb noch Fernwärme-Hausstationen bereit, inklusive Wartung und Entstörung