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21 Liter Hubraum, 200 PS und Seilzugbremsen

(lifePR) (Sinsheim, )
Vor knapp 100 Jahren knackte der Blitzen-Benz die 200 km/h-Marke. Rennsiege und Geschwindigkeitsrekorde waren schon in der Frühzeit des Automobils beliebte Marketinginstrumente. Nur zehn Jahre, nachdem 1899 der Belgier Camille Jenatzy auf seinem torpedoförmigen Elektromobil als erster die 100 km/h-Grenze durchbrochen hatte, fiel 1909 bereits die 200 km/h-Marke. Das Rekordfahrzeug war ein ehemaliger Grand-Prix-Rennwagen von Benz, den Chefkonstrukteur Hans Nibel (1880 - 1934) weiter-entwickelt hatte. Zum Einsatz kam ein gewaltiger Vierzylinder-Reihenmotor, der aus 21 504 cm³ Hubraum (!) 200 PS (147 kW) bei 1 600 U/min holte. Die Kraftübertragung erfolgte über ein Vierganggetriebe per Kette an die Hinterachse. Die hängenden Ventile, mit zehn Zentimetern Durchmesser so groß wie ein Handteller, wurden über eine seitliche Nockenwelle betätigt, eine von Bosch stammende Doppelzündung sollte die Zündwilligkeit des 407 Kilogramm schweren Monstermotors verbessern. Heutige Mechaniker hätten an seiner Reparaturfreundlichkeit ihre Freude gehabt: Durch die vier ofenrohr-großen seitlichen Auspuffstummel konnte man hindurchgreifen und die riesigen Auslassventile ohne große Mühe ein- und ausbauen.

Am 8. November 1909 durchbrach der französische Rennfahrer Victor Héméry auf der britischen Brooklands-Bahn als erster Mensch die 200 km/h-Marke. Offiziell wurde der Rekord von 202,7 km/h allerdings nicht anerkannt, weil nur in einer Richtung gefahren worden war. Im April 1911 überbot ihn Bob Burman auf demselben Fahrzeug und erreichte in Daytona (Florida) sogar 228,1 km/h. "Lightning Benz", zu deutsch: Blitz-Benz, nannten die Amerikaner daraufhin ehrfurchtsvoll das rasende Monster, dessen Seilzug-Trommelbremsen an den Hinterrädern per Handbremshebel aktiviert wurden. Die Fußbremse verzögerte dagegen die beiden Halbachsen der Kettenantriebswelle. Bei einem weiteren Rekordversuch am Strand von San Diego fing der Motor Feuer, worauf ihn Burman kaltblütig ins Meer steuerte und so die Flammen löschte. Von 1909 bis 1913 entstanden bei Benz in Mannheim insgesamt sechs Blitzen-Benz, von denen drei bis heute überlebt haben. Das erste Exemplar ist vorübergehend in die Nähe seines Geburtsorts zurückgekehrt: Es steht derzeit bis Ende Februar 2009 als Leihgabe im Technik Museum Speyer.
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