Nun also Franz Schuberts "Winterreise", die in der Orchestrierung von Jens Josef zu einer wahrhaften Theatermusik wird, wie Christian Marten-Monár betont. Der Regisseur hatte schon lange den Wunsch, die "Winterreise" in Szene zu setzen. Da traf es sich gut, dass das Württembergische Kammerorchester in dieser Spielzeit einen Schwerpunkt seiner Arbeit bei Franz Schubert setzt.
"Die Winterreise" als Beschreibung der Situation des Menschen in der Gesellschaft
Christian Marten-Molnár sieht in dem Liederzyklus ein Kunstwerk, das die Situation des Menschen in seiner Zeit beschreibt. Franz Schubert schrieb die Musik zu den Texten von Wilhelm Müller, die in der damals verbotenen Zeitung "Urania" erschienenen waren. Der Winter steht als Symbol für Kälte und eine menschenfeindliche Gesellschaft. Unter dem Deckmantel der Geschichte über eine enttäuschte Liebe beschrieben Müller und Schubert das Grundgefühl der Moderne: Die Unbehaustheit des Menschen in einer kalten Welt. Dies verstanden sie sowohl als Metapher auf die politischen Bedingungen ihrer Zeit: In Österreich fuhr Fürst Metternich einen restaurativen Kurs, der jegliche Form von Liberalismus verbot. Sein ausgeklügeltes Spitzelsystem sorgte dafür, dass jeder Widerstand im Keim ersticken musste. Der Dichter und der Komponist sahen es aber auch als Synonym für die sozialen Missstände ihrer Zeit: Armut, Obdachlosigkeit und Hungersnöte führten zur Verelendung vieler Menschen.
Diese bittere Armut hat auch das Leben von Franz Schubert (1797-1828) geprägt. Der heute unsterbliche Schöpfer von 600 Liedern, wunderbaren Sinfonien, Messen und Streichquartetten konnte von seiner Kunst nicht leben und fürchtete, eines Tages verhungern zu müssen. Um Anstellungen als Kapellmeister bewarb er sich vergeblich. Er hatte keine eigene Wohnung, sondern kam immer wieder bei Freunden unter bzw. zog als "Trockenwohner" von Quartier zu Quartier. Schubert erlebte Entbehrung, Hunger, Obdachlosigkeit, also Unbehaustheit am eigenen Leib.
In keinem Werk hat Schubert persönlicher über sich erzählt als in der "Winterreise", die er 1827 schuf. Als er sie zum ersten Mal in seinem Freundeskreis spielte und sang, waren die Freunde erschüttert von der Seelenlage Schuberts, die sich hier offenbarte. Lieder aus diesem Zyklus wie "Der Lindenbaum" oder der "Leierkastenmann" berühren uns noch heute und die 24 Lieder der "Winterreise" gehören zum Schönsten, was es im Genre des Kunstliedes überhaupt gibt.
Inszenierungsidee
Christian Marten-Molnár ließ sich für die Inszenierung dieses Musiktheaterabends vom Leben Schuberts und den politischen Verhältnissen seiner Zeit leiten und wirft mit diesem Abend einen Blick in die Seele eines einsamen, von der Gesellschaft ausgestoßenen Menschen - allerdings eines Menschen unserer Tage. Gemeinsam mit Ausstatter Nikolaus Porz suchte er für die Bühne nach einem Sinnbild für das gesellschaftliche Klima unserer Zeit, einem unbehaglichen Raum, in den "ein Mensch nicht hinein gehört, in dem er nicht leben sollte". Sie entschieden sich für ein halbfertiges Parkhaus, an dem tagsüber noch gebaut wird und das nachts den Menschen ohne festen Wohnsitz als Unterschlupf dient. Die Tatsache, dass Schubert, der Schöpfer dieser wunderbaren Musik, auch ein Ausgestoßener in seiner Zeit war, lässt uns vielleicht zurückhaltender werden in unserem Urteil gegenüber seinen Leidensgenossen von heute, hofft der Regisseur.
Christian Marten-Molnár inszeniert den Abend mit dem Heidelberger Bariton Matthias Horn in der Hauptrolle, der ein ausgewiesener Spezialist der "Winterreise" ist und bereits eine eigene CD-Einspielung dieses Werkes vorgelegt hat. Er verkörpert auf der Bühne diesen Menschen, der aus dem bürgerlichen Leben herausgefallen und an einen Punkt geraten ist, an dem er nur noch sich selbst hat und die Musik Schuberts. Außerdem arbeitet er mit Statistinnen und Statisten des Heilbronner Theaters.
Die Neu-Orchestrierung
Die Komposition Schuberts war 1827 ungeheuer modern und innovativ. Er hat auf dem Gebiet des Liedes Grenzen überschritten wie kurz vorher Beethoven im Bereich der sinfonischen Musik. Durch die Neu-Orchestrierung 2012 von Jens Josef wird die Brücke von Schuberts Zeit ins Heute geschlagen. Grundlage war die Idee für die szenische Umsetzung. Jens Josef selbst sagt dazu: "Der Reiz besteht vor allem darin, dass das Original auf neue Weise gehört werden kann. Farben, mitunter sogar Klänge treten hervor, die zwar im Original angelegt waren, aber zugunsten anderer Schönheiten im Hintergrund blieben." Zusätzlich hat er aus den Melodien Schuberts elektronische Klänge entwickelt, die für die Geräusche einer großen Stadt stehen.
Der Komponist Jens Josef
Jens Josef, Jahrgang 1967, ist ausgebildeter Flötist, als Komponist jedoch weitgehend Autodidakt. Er studierte Flöte an der Musikhochschule Frankfurt am Main bei Peter Brock und Paul Dahme und schloss sein Studium 1997 mit dem Konzertexamen ab. Wichtige Impulse vermittelte ihm darüber hinaus Andras Adorjan. Seinem Weg als Komponist liegen gründliche Kenntnisse der Musiktheorie zugrunde, die er bei Karl-Josef Müller studierte. Entscheidende künstlerische Anregungen erhielt er von Rainer Kunad und Gerhard Müller-Hornbach.
Nach Stationen an der Akademie für Tonkunst Darmstadt (2000 bis 2006) und an der Musikhochschule in Frankfurt am Main (2003 bis 2006) leitet Jens Josef heute die Flötenklasse der Musikakademie Kassel, zudem hat er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Frankfurt. Er ist Gründungsmitglied der FGNM - Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik.
Josefs Werkverzeichnis umfasst inzwischen über 80 Opuszahlen. Von den zahlreichen Aufführungen seiner Musik seien erwähnt: das Oratorium "Vor langer Zeit" in Hann Münden im Rahmen der Expo 2000, die "Kammersinfonie Orpheus" an der Oper Frankfurt, die Kammeroper "Orpheus" am Theater Hof, sowie mehrere Portraitkonzerte in München (Gasteig), Frankfurt und Aufführungen im Rahmen der "Tage für Neue Musik" in Darmstadt. Außerdem liegen mehrere Einspielungen seiner Musik vor, darunter eine Portrait-CD, die 2005 bei TACET erschien. Weitere Hauptwerke sind die Opern "Aias" (Kompositionsauftrag für die Antikenfestspiele Trier), und "Rudiraksha" (Tage für Neue Musik, Frankfurt), das "Konzert für Orchester", die "Liebeslieder" für Sopran und Kammerensemble, das "Doppelkonzert" für Pauken, Viola und Ensemble, ein Oboenkonzert sowie die "Hildegardkantate".
Gedanken von Jens Josef zu seiner Bearbeitung der "Winterreise" für Bariton und Streichorchester
Was für Gründe kann es für eine Bearbeitung der "Winterreise" geben? Warum überhaupt ein solches Meisterwerk bearbeiten? Neben den ganz handfesten Gründen eines Auftrages mit vorgegebener Besetzung muss man sich auch bewusst sein, was eine Bearbeitung für Möglichkeiten eröffnet: Ihr Reiz besteht vor allem darin, dass das Original auf neue Weise gehört werden kann. Farben, mitunter sogar Klänge treten hervor, die zwar im Original angelegt waren, aber zugunsten anderer Schönheiten im Hintergrund blieben. Es ist, wie wenn man ein wohlbekanntes Bild an eine andere Stelle hängt: Manches geht vielleicht verloren, aber anderes erscheint in ganz anderem Licht, es entstehen neue Momente, so manche Stelle tritt plastischer hervor.
Im vorliegenden Fall muss diese Möglichkeit der Bearbeitung mit der szenischen Einrichtung des Werkes gekoppelt werden. Die Bearbeitung hat sich also auf das Konzept und die Idee der Szene einzulassen, und muss versuchen, die dortigen Interpretationsansätze aufzunehmen und herauszustellen.
In diesem Fall bedeutet das, romantische Schwelgerei und üppigen Wohlklang zurückzustellen und die harte, beinahe spröde Seite, die es in der "Winterreise" ja auch gibt, stärker in den Vordergrund zu stellen. Und tatsächlich eröffnen sich hier neue Aspekte und auch Reize, jedenfalls für meinen Geschmack. Die großartige Konstruktion einiger Lieder, die kunstvolle Stimmführung scheinen mir wirkungsvoller hervorzutreten.
Die Anforderungen an die Interpreten steigen natürlich gewaltig. Der Sänger muss sich in ein Orchester integrieren, als Solist aber auch als Kammermusiker, was an Stimme und Darstellung (natürlich auch bedingt durch die szenische Komponente) ganz andere Anforderungen stellt als der Liedvortrag; das Orchester hingegen darf nie mit dem "breiten Pinsel" agieren, denn hier ist alles Kammermusik.
Ein gewagtes Unterfangen also. Wenn es aber gelingt, Szene und Musik (Bearbeitung), Interpretation und Ausführung zu einer großen Einheit zusammenzuführen, so wird hier ein faszinierender Theaterabend auf der Grundlage des Meisterwerkes von Franz Schubert in Szene gehen.
Bariton Matthias Horn
Über die Kirchenmusik kam Matthias Horn zum Gesang. So ist es nicht verwunderlich, dass der u.a. von Wolfgang Neumann, Gisela Rohmert und Peter Kooy ausgebildete Bariton einen Schwerpunkt seiner Arbeit im Oratorienfach gefunden hat. Seine Interpretationen Bachscher Werke oder auch die Titelpartien in Mendelssohns "Paulus" und "Elias" haben im In- und Ausland große Anerkennung erhalten. So sang er im März 2008 die Johannes-Passion von J.S. Bach neben Christoph Pregardian, Peter Kooy und Katharina Fuge unter der Leitung von Pierre Cao in Luxemburg (Philharmonie), Metz (Arsenal) und Paris.
Der historischen Aufführungspraxis zugetan, singt er als Gast im "Rosenmüller"-Ensemble, in der "Capella Ducale unter Roland Wilson oder bei "Cantus Cölln und wurde vom Barockorchester "L'arpa festante" zu mehreren CD-Produktionen eingeladen. Er sang an den Opernhäusern in Mannheim, Gießen, Gotha und auf der Münchener Bienale für zeitgenössisches Musiktheater. Darüber hinaus wurde er mit Brian Ferneyhoughs Oper "Shadowtime" zum Lincoln Center Festival in New York und zur Ruhrtrienale nach Bochum eingeladen. 2008/09 wirkte er bei der Uraufführung einer neuen Oper von Carola Bauckholdt in München, Köln und Basel mit.Er arbeitete u.a. mit den Komponisten Peter Eötvös, Johannes Caspar Walther, Luciano Berio und Helmut Lachenmann zusammen und konzertierte mit dem Ensemble Modern, Ensemble Recherche, diversen deutschen Radio-Sinfonieorchestern und dem Orchester von Radio France. 2007 sang er ein neues Werk von Wolfgang Rihm u.a. in Athen (Megaron), Amsterdam (Concertgebouw), Wien (Konzerthaus) und Brüssel.
1997 sang er mit großem Erfolg als "one of the young european singers" auf dem Schubert-Festival in Cambridge (GB) die "Winterreise". Seitdem haben ihn Fernsehen und Rundfunk mehrfach als Liedsänger aufgezeichnet. Nun wird er die "Winterreise" in dem gemeinsamen Projekt von Theater und Württembergischen Kammerorchester auch in Heilbronn interpretieren.
Vom Theater Gießen wurde er bereits zu einer szenischen Version der "Winterreise verpflichtet. Mit Kammermusik- und Liedprogrammen war er z.T. wiederholt bei den Ludwigsburger Festspielen, Mozartfest Würzburg, dem Hessischen Kultursommer und den Niedersächsischen Musiktagen zu hören.
Ruben Gazarian - Dirigent
Ruben Gazarian hat mit Beginn der Konzertsaison 2002/2003 die künstlerische Leitung des renommierten Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn übernommen. Das Standardrepertoire des Orchesters hat er durch gelegentliche Ausweitung auf sinfonische Besetzung und durch die Wahl zahlreicher Werke aus der Romantik, der frühen Moderne und der Avantgarde bemerkenswert erweitern können.
Im Alter von vier Jahren erhielt Gazarian den ersten Violinunterricht von seinem Vater. Es folgte eine Ausbildung an der Spezialmusikschule "P. I. Tschaikowsky" und später am Staatlichen Konservatorium in Eriwan beim Primarius des berühmten Borodin-Quartetts Prof. R. Aharonian. Seine solistische Laufbahn begann Ruben Gazarian 1983 mit Recitals und Auftritten mit verschiedenen Kammer- und Sinfonieorchestern. Noch während des Studiums erhielt er einen Sondervertrag als Vorspieler und Solist des Staatlichen Kammerorchesters Armenien und war zeitgleich Geiger im Staatlichen Klaviertrio des Armenischen Rundfunk- und Fernsehens.
Im Jahr 1992 setzte Gazarian sein Violinstudium an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig fort und schloß es 1995 mit dem Konzertexamen ab. Noch im gleichen Jahr folgte ein Dirigierstudium - ebenfalls an der Leipziger Musikhochschule - welches er 1998 mit der Höchstnote absolvierte. Nach mehrjähriger Tätigkeit (1993-1998) als Erster Konzertmeister des Westsächsischen Symphonieorchesters, wurde Gazarian 1999 zu dessen Chefdirigenten gewählt und war zu dem Zeitpunkt der jüngste Chefdirigent Deutschlands.
Im September 2002 wurde Ruben Gazarian Preisträger des 1. Internationalen Dirigentenwettbewerbs "Sir Georg Solti" in Frankfurt am Main. Im gleichen Monat begann er seine Tätigkeit als der neue Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn. In dieses Amt wurde er sowohl vom Orchester, als auch von der Findungskommission einstimmig gewählt.
Als Gastdirigent stand Gazarian u. a. am Pult des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR, des WDR-Sinfonieorchesters Köln, des RSO Frankfurt, der Hamburger Symphoniker, des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, des Frankfurter Museumsorchesters (Orchester der Oper Frankfurt), des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden, Orchestre National de Lyon, des Zürcher Kammerorchesters u. a.. Zahlreiche Konzertmitschnitte von ihm liegen beim Hessischen Rundfunk, Südwestrundfunk, Westdeutschen Rundfunk, Deutschlandradio, Mitteldeutschen Rundfunk, Radio Svizzera Italiana, Radio France Musique und Danmarks Radio (DR) vor.
Erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet Gazarian mit so namhaften Solisten wie Julia Fischer, Hilary Hahn, Katia & Marielle Labèque, Elisabeth Leonskaja, Sabine Meyer, Viktoria Mullova, Sergei Nakariakov, Gerhard Oppitz, Frank Peter Zimmermann, Beaux Arts Trio, Gewandhaus-Quartett und vielen anderen.
Christian Marten-Molnár (Regie)
Christian Marten-Molnár wurde 1960 in Oldenburg geboren. Von 1980 bis 1984 studierte er Musiktheaterregie an der Musikhochschule in Hamburg. 1985 bis 1991 war er Regisseur und Dramaturg am Städtebundtheater in Hof und lehrte auch an der Universität Bayreuth. 1991/92 war er Oberspielleiter am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen. Danach arbeitete er freischaffend als Regisseur und freier Mitarbeiter der Salzburger Festspiele. Von 1996 bis 2000 ging er als Regisseur, Chefdramaturg und Stellvertretender Intendant ans Stadttheater Gießen und nahm Lehraufträge an der Universität Gießen wahr. Mit seiner Inszenierung "Parzival" erhielt er 1999 eine Einladung zur "Münchner Biennale für Neues Musiktheater". Von 2000 bis 2003 arbeitete er als Regisseur und Chefdramaturg am Schleswig-Holsteinischen Landestheater und lehrte an der Universität Flensburg. Er führte Regie in zahlreichen Inszenierungen, darunter viele Ur-und deutsche Erstaufführungen, beispielsweise "Russalka" (Alexander Dargomyschski), "Parzival" (Gemeinschaftsoper der Kompositionsklasse von Adriana Hölszky, "Sarka" (Leos Janacek), "Jahrtausend" (Benjamin Lang), "Hamelin" (Ian Wilson). Von 2003 bis 2008 war er Chefdramaturg und Regisseur am Theater Rudolstadt. Hier inszenierte er unter anderem die Musiktheaterabende "Die Weise von Liebe und Tod" von Viktor Ullmann und Frank Martin nach der Dichtung von Rainer Maria Rilke und "Krapp oder das letzte Band" von Marcel Mihalovici und Samuel Beckett.
Seit September 2008 ist er Chefdramaturg und Stellvertreter des Intendanten am Theater Heilbronn. Er führte Regie bei den beiden Musiktheaterabenden "Verklärte Nacht" mit Werken von Arnold Schönberg, und dem musikalischen Poem "sinn_spuren" mit Werken von Schostakitsch und Mussorgski und einem Monolog von Anna Katharina Hahn, die das Theater Heilbronn zusammen mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn herausbrachte.
"Die Winterreise für Kinder"
Die Musik Franz Schuberts als programmatischer Schwerpunkt des Württembergischen Kammerorchesters im Jahr 2012 schließt natürlich auch die pädagogische Arbeit des Orchesters mit ein. Wie für die gemeinsame Musiktheaterproduktion des Theater Heilbronn und des WKO, ist "Die Winterreise" Grundlage eines Musikprojektes des Kammerorchesters für die ganz jungen Konzertbesucher. Die Konzeption und Umsetzung obliegt dem hierin erfahrenen und mehrfach ausgezeichneten Ohrwurm-Projekt aus Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit dem Bariton Mathias Horn, welcher in der Musiktheaterproduktion die Hauptpartie übernimmt..
Ist denn die Thematik des kummervollen Liederzyklus' auch kindgerecht? Ja, behauptet das Ohrwurm-Projekt-Team rund um den Konzertpianisten und Künstlerischen Leiter des Projektes Christoph Ullrich. Gefühle des Verlassenseins in der Welt, Liebesentzug, Entfernung von Heimat und Familie und das Ausgesetztsein in der Kälte der Erwachsenenwelt betreffen in unserer Gesellschaft viele Kinder.
Franz Schubert und die Texte des zeitgenössischen Dichters Wilhlem Müller schaffen es mit eindrucksvollen Bildern, die durchaus aus Kinderbüchern stammen könnten, die Geschichte plastisch zu erzählen: Der rauschende Lindenbaum, der dem Wanderer letzte Zuflucht in der Natur verspricht; der Traum von Frühling, Blüten und Vogelgesang, der durch das Krähen der Hähne und das Krächzen der Raben zerstört wird; die Postkutsche, auf die man mit Herzklopfen wartet, die aber keinen Brief für einen dabei hat; die Krähe, die als einziger Wegbegleiter in der winterlichen Einsamkeit treu bleibt; die klirrenden Ketten und bellenden Hunde im nächtlichen Dorf und schließlich der Leiermann, der barfuß auf dem Eise schwankt und den dichtenden Wanderer endgültig aus der Gesellschaft hinauslockt. Aus unserer eigenen Kindheit wissen wir, wie sehr uns diese Lieder beschäftigt haben.
Das Ohrwurm-Projekt will Kinder für klassische Musik begeistern. Um dieses Ziel bei Kindern aller sozialen und kulturellen Schichten gleichermaßen zu erreichen, findet das Ohrwurm-Projekt in der Regel an Grundschulen während der Unterrichtszeiten statt. Ein Ohrwurm-Projekt steht in der Regel auf vier "Füßen": Unterrichtsmaterial, Lehrerfortbildungen, Unterricht in den Klassen und Konzerte mit professionellen Musikern. Seit 2002 werden so jährlich in rund 130 Konzerten ca. 15.000 Kinder erreicht.
Viele werden für eine Musik begeistert, mit der sie sonst nie oder nur sehr oberflächlich in Kontakt kommen. Die Ohrwurm-Konzerte sind eine besondere Form von Musiktheater für Kinder. Sie werden von hochprofessionellen Musikern gestaltet, die erfahrene und oft international renommierte Solisten, Mitglieder großer Orchester und Hochschulprofessoren sind.
All diese Maßnahmen haben die nachweisbare Verbesserung einer flächendeckenden und nachhaltigen musikalischen Bildung zum Ziel. Als "Nebeneffekt" werden Fähigkeiten wie Kreativität, Intelligenz, Fantasie, Emotionalität, Konzentrationsfähigkeit und soziale Kompetenz gefördert.
In Heilbronn haben die Schülerinnen und Schüler der am Projekt teilnehmenden Schulen im Herbst 2011 in einer intensiven Vorbereitung im Unterricht zu 15 ausgewählten Liedern des Zyklus Bilder, Bildergeschichten, Daumenkinos, Installationen und Skulpturen angefertigt. Diese werden während der Vorstellungen im März auf eine Leinwand projiziert und auf der Bühne und im Foyer ausgestellt. Die Kinder können schließlich bei einigen Liedern mitsingen oder sie mit Mitmachaktionen, Tänzen und Bewegungsspielen begleiten.
Neben den geschlossenen Schulvorstellungen, ist am 24. März um 15 Uhr eine offenen Familienvorstellung angesetzt, die Sie, sofern Ihre Kinder die Vorstellung nicht mit Ihrer Schulklasse erarbeitet haben und besuchen werden, gemeinsam mit der ganzen Familie erleben können.
Matthias Horn, Gesang
Christoph Ullrich, Klavier
Ruben Gazarian, Dirigent
Württembergisches Kammerorchester Heilbronn
Ohrwurm-Projekt, Konzeption
Schulvorstellungen: Mo 26., Di 27. & Mi 28. März 2012, jeweils 9.30 und 11 Uhr
Familienvorstellung: 24. März, 15 Uhr (4,- € pro Kind 10,- € pro Erwachsener)
Harmonie Heilbronn, Wilhelm-Maybach-Saal