Das Stück beginnt am Abend vor der Urteilsverkündung. Kohlhaas, einsam und auf sich geworfen, erzählt seine Geschichte, die ihn bis zu diesem Punkt geführt hat:
Eines Tages ist Kohlhaas mit prachtvollen Tieren auf dem Weg zum Markt nach Dresden. An der Tronkenburg, die einen neuen Junker hat, wird plötzlich ein Passierschein von ihm verlangt, was bisher nie der Fall war. Da er den nicht vorweisen kann, soll er zwei schöne Rappen als Pfand zurücklassen und einen Knecht, der die Tiere so lange versorgt. In Dresden erfährt er, dass das Verlangen des Passierscheins ein reiner Willkürakt des Junkers Wenzel von Tronka war. Vom Markt zurückgekehrt, findet er seine Pferde halb verhungert vor. Sie wurden, ohne ausreichend Futter zu bekommen, zu schwerer Feldarbeit eingesetzt. Der Knecht wurde aus der Burg geprügelt. Kohlhaas zeigt den Vorfall bei Gericht an und wartet geduldig auf die Aufnahme des Verfahrens. Nach einem Jahr erfährt er, dass die Klage dank einflussreicher Verwandter des Junkers abgewiesen wurde. Michael Kohlhaas wendet sich an den Kurfürsten von Brandenburg, der die Bittschrift an den Kurfürsten von Sachsen weiterleitet. Dieser weist Kohlhaas als "unnützen Querulanten" ab. Daraufhin versucht Kohlhaas' Frau Lisbeth dem Kurfürsten von Brandenburg persönlich eine Bittschrift zu überbringen. Bei der Übergabe wird sie tödlich verletzt. Von nun an nimmt der Pferdehändler das Recht in die eigenen Hand. Mit einer kleinen Schar von Knechten brennt er die Tronkenburg nieder. Der Junker flieht, Kohlhaas verfolgt ihn mit seiner ständig wachsenden Anhängerschaft, die ihn als Würgeengel gegen ihre Unterdrücker sehen, und legt Feuer in den Orten, in denen er den Junker vermutet. Ein Einschreiten Martin Luthers lässt ihn innehalten. Luther handelt für ihn freies Geleit und die Annahme seiner Klage vor Gericht aus. Kohlhaas ist sofort bereit, die Waffen ruhen zu lassen, wenn der Junker seine Pferde wieder gesund füttert und ihm zurückgibt. Wie aber soll das Gericht mit der grausamen Selbstjustiz des Kohlhaas umgehen? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Zettel auf sich, von dem eine Zigeunerin behauptet, er werde Kohlhaas dereinst das Leben retten?
1810 schrieb Kleist diese Novelle nach einem authentischen Fall. Das Top-Thema, das in der Zeit, in der Napoleon Europa überrollte, heftig diskutiert wurde, war das Recht auf Widerstand gegen Herrscher- Willkür. Das historische Vorbild von Kleists Titelfigur trug den Namen Hans Kohlhase, wurde um 1500 geboren und 1540 hingerichtet.
Noch heute ist dieser Stoff Grundlage für Diskussionen: Welcher Zweck heiligt die Mittel? Wie weit darf man für sein Recht gehen? Welche Chance hat der Einzelne, sich gegen Willkür und Vetternwirtschaft durchzusetzen?
Constanze Kreusch ist in Hamburg geboren und sie studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Sie assistierte bei Hasko Weber, Holk Freytag und Hans Kresnik. Von 2003 - 2006 war sie am Staatsschauspiel Dresden als Hausregisseurin engagiert. Seither arbeitet sie als freie Regisseurin und arbeitet am Schauspielhaus Graz, am Staatstheater Mainz, Theater Lübeck, am Staatstheater Braunschweig, am Theater Erlangen und an weiteren Bühnen. Seit 2010/2011 arbeitet sie auch als Operregisseurin an den Wuppertaler Bühnen. Mit ihrer eigenen Bühnenfassung von "Kohlhaas" gibt sie ihren Einstand als Regisseurin in Heilbronn.
Premiere am 23. Februar 2012, 20.00 Uhr, Kammerspiele
Kohlhaas
Schauspiel nach der Novelle von Heinrich von Kleist
In einer Bühnenfassung von Constanze Kreusch
Regie: Constanze Kreusch
Ausstattung: Petra Wilke
Dramaturgie: Stefanie Symmank
Mit Tobias D. Weber
Weitere Vorstellungstermine:
24. 02. 11+ 20 Uhr
27. 02. 11+20 Uhr
05.03. 11+20 Uhr
06.03. 11 Uhr
07.03. 11 Uhr
23.03. 20 Uhr
29.03. 20 Uhr