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Mario Wurmitzer gewinnt mit "Die Veredelung der Herzen" den zweiten Dramenwettbewerb Science and Theatre

Stück über Optimierung mittels KI wird in Kooperation von Theater Heilbronn und experimenta uraufgeführt

(lifePR) (Heilbronn, )
Der Dramatiker Mario Wurmitzer aus Wien hat mit seinem Stück „Die Veredelung der Herzen“ den zweiten internationalen Dramenwettbewerb Science and Theatre gewonnen, den das Theater Heilbronn und die experimenta, das größte Science Center Deutschlands, zum Thema „Die Zukunft ist digital!?“ ausgerufen haben. Der erste Preis ist mit 5000 Euro dotiert und mit der Uraufführung des Stückes in einer Inszenierung des Theaters Heilbronn im Science Dome der experimenta verbunden. Förderpreise erhielten die Stücke „HumanApp“ von Ian de Toffoli aus Luxemburg und „Das Glückskind“ von Heiko Buhr, die jeweils mit 2000 Euro dotiert sind. Insgesamt waren für den Wettbewerb 25 Einsendungen aus 14 Ländern eingegangen, die von einer Fachjury anonymisiert gelesen und bewertet wurden. Die Jury: Festivalleiter Andreas Frane, stellvertretender Intendant und Chefdramaturg des Theaters Heilbronn; Dr. Wolfgang Hansch, Geschäftsführer der experimenta; Wolfgang Hess, Wissenschaftsjournalist und langjähriger Chefredakteur von Bild der Wissenschaft; Prof. Dr. Alexandra Reichenbach, Professorin für Psychologie und Informatik und Direktorin des Zentrums für maschinelles Lernen an der Hochschule Heilbronn und Axel Vornam, Intendant des Theaters Heilbronn, haben aus allen Einsendungen die drei besten Stücke ausgewählt. Diese wurden zum gestrigen Abschluss des Festivals in szenischen Lesungen präsentiert. Ebenso wie das Publikumsvotum entschied die Jury gestern für „Die Veredelung der Herzen“ als Siegerstück.

Dieser Wettbewerb versteht sich als Initialzündung und Förderung für Autorinnen und Autoren, die sich mit dem Thema Wissenschaft auf der Bühne auseinandersetzen. Er wird ebenso wie das gesamte Festival von der Dieter-Schwarz-Stiftung gefördert.

Zum Siegerstück

Der bereits vielfach ausgezeichnete österreichische Autor Mario Wurmitzer geht in dem Dreipersonenstück „Die Veredelung der Herzen“ der Frage nach, ob der Weg zum Beziehungsglück über Maximierung, Perfektionierung und Veredelung des Menschen mittels Künstlicher Intelligenz führen kann.

Laudator Dr. Wolfgang Hansch, Geschäftsführer der experimenta, würdigt: „Aus den 25 Einsendungen zum Zweiten Dramenwettbewerb „Science & Theatre“ sticht das Stück „Die Veredelung der Herzen“ deswegen heraus, weil es Fragen aufwirft, die das Menschsein schon immer bestimmt haben: Ist das Streben nach etwas Besserem, der Drang nach Perfektion wirklich Sinn dieses Menschseins und worin zeigt sich dabei Glück? War sich der Mensch in seiner bisherigen Evolution letztlich immer noch seiner Schwächen und Unvollkommenheit bewusst, so scheint mit dem „Auftauchen“ einer KI zum ersten Mal die Möglichkeit gegeben, diesem Streben eine reale Erfüllung zu geben.  Das Stück zieht seine Stärke nicht aus der wissenschaftlichen Begründung einer solchen Möglichkeit, sondern in der Verknüpfung von Sinnsuche und der Versuchung, eine Technologie dafür scheinbar positiv zu instrumentalisieren. Wird eine Beziehung tatsächlich besser, wenn man die beteiligten Menschen „veredelt“? Und ist eine KI gar eine zukünftige Lösung für unsere zwischenmenschlichen Bedürfnisse, Sehnsüchte sowie Vorstellungen für das Zusammenleben?“

Drei starke Stücke

Auch die beiden mit dem Förderpreis bedachten Stücke wurden von der Jury als außerordentlich stark, gut recherchiert, thematisch überaus relevant und mit einem großen theatralen Potential ausgestattet bewertet:  „Das Glückskind“ von Heiko Buhr (Drei Masken Verlag) ist ein Stück über die Möglichkeiten und Grenzen, in die menschliche Natur einzugreifen, wenn es darum geht, Leben zu schaffen oder zu retten. In „HumanApp“ von Ian de Toffoli (Drei Masken Verlag) streiten vier Wissenschaftler über die „moralische Haltung“ von Künstlicher Intelligenz, die anhand einer Fallstudie über einen tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Fahrzeug diskutiert wird.

Weiterführende Informationen zu den drei Gewinnerstücken 2021 und ihren Autoren

Mario Wurmitzer: Die Veredelung der Herzen (Thomas Sessler Verlag)

Mario Wurmitzer, 1992 im niederösterreichischen Mistelbach geboren, lebt und arbeitet in Wien, wo er auch ein Germanistik- und Geschichtsstudium absolvierte. 2010 erschien sein Jugendbuch »Sechzehn«. Er veröffentlicht zunächst kürzere Texte in Literaturzeitschriften und Anthologien und schreibt Theatertexte und Prosa. Für sein Werk hat er schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 2015 den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin und 2020 den Niederösterreichischen Kulturpreis. Zuletzt erschienen sein Roman „Im Inneren des Klaviers“ und das Theaterstück „Das Optimum“, in dem es – ebenso wie in „Die Veredelung der Herzen“ - um den allgegenwärtigen Trend zur Selbstoptimierung geht.

„Sie sind also unzufrieden“, konstatiert der nette Mitarbeiter des Instituts „Wege zum Glück“. „Sie wollen sich weiterentwickeln.“ Aber Anna geht es nicht um sich, sondern um ihren Freund Christoph. Der geht ihr auf die Nerven, seit er seine Stellung verloren hat. Und er könnte, denkt sie, durchaus eine körperliche, geistige und seelische Erneuerung durch die angebotene Therapie mit der Künstlichen Intelligenz gebrauchen. Aber ist das, was Anna und Christoph wollen, auch wirklich das was sie für ihre Beziehung brauchen? Führt der Weg zum Glück über die Maximierung, Perfektionierung und „Veredelung“ des Menschen durch die KI?

In Form einer bissig-pfiffigen Beziehungskomödie in vierzehn rasanten Szenen erzählt Mario Wurmitzer von Herzen und Intelligenz(en) und vom Drang nach Perfektion, der nicht immer mit dem Streben nach Glück zusammen geht. Wird eine Beziehung tatsächlich besser, wenn man die beteiligten Menschen „veredelt“? Und ist eine KI gar die Lösung für unsere zwischenmenschlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte?

Ian de Toffoli: HumanApp (Drei Masken Verlag)

Ian De Toffoli wurde 1981 in Luxemburg geboren. Nach dem Studium der französischen Literatur an der Sorbonne promovierte er 2011 über die Rolle der Antike in der zeitgenössischen Literatur. Er schreibt Stücke und Prosa auf Französisch, Luxemburgisch und Deutsch. Ende 2018 war er Stipendiat im Literarischen Colloquium Berlin. Ian De Toffoli ist Lehrbeauftragter für Luxemburgische Literatur und Romanistik an der Universität Luxemburg. Er gründete 2012 mit zwei Schauspielern den Literaturverlag Hydre und ist seit 2018 Präsident des Verbandes der Luxemburger Buchverleger.

In Ian De Toffolis neuem Stück „HumanApp“ diskutieren vier Wissenschaftler über die Folgen des immer größer werdenden Einflusses neuer Technologien, besonders der künstlichen Intelligenz, auf den Alltag. Aufgrund ihrer Unstimmigkeit bezüglich der moralischen Haltung von Maschinen entwerfen sie eine Fallstudie, in der drei Freunde einen Unfall erleben, an dem das neue Modell eines von ihrem Technologieunternehmen entwickelten selbstfahrenden Fahrzeugs beteiligt ist. Wer trägt die Schuld an dem Unfall, der für eine Passantin tödlich geendet hat? Und kann auch eine künstliche Intelligenz Reue empfinden?

„HumanApp“ verknüpft das Theater mit der Wissenschaft und fragt nach dem Menschlichen angesichts der massiven Technisierung der Welt mit allem, was diese mit sich bringt. Ein Stück über das Zweifeln, die Verletzlichkeit und die irrationalen Entscheidungen, die unser Menschsein ausmachen.

Heiko Buhr: Das Glückskind (Drei Masken Verlag)

Heiko Buhr wurde 1964 in Neumünster geboren. Er war unter anderem als Museumswärter, Tischlereigehilfe, Regalbestücker, Korrekturleser, Druckereiversandmitarbeiter und Bankkaufmann tätig. Daneben ist er aber auch promovierter Literaturwissenschaftler. Heute lebt er als freier Schriftsteller und Publizist in Kiel. Mit seinen Theaterstücken und Hörspielen erhielt Buhr zahlreiche Einladungen zu diversen Stückemärkten, u. a. nach Berlin und Heidelberg.

Als SIE und ER sich für ein Kind entscheiden, ahnen sie nicht, wie schwer ihr Weg sein wird und vor welch großen Entscheidungen sie stehen werden. Denn sowohl der Kinderwunsch als auch die Schwangerschaft und das Leben mit einem kranken Kind gestalten sich problematischer als erwartet. Wie weit darf der Mensch in die Natur eingreifen und wo gebietet die Ethik Einhalt? Bei der künstlichen Befruchtung, bei künstlichen Organen? Oder sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht Leben zu schaffen oder zu retten?

Heiko Buhrs neues Stück „Das Glückskind“ zeigt, wie fragil ethische Grenzen angesichts einer persönlichen Tragödie sind und wie sie sukzessiv ausgeweitet werden, wenn sie dem eigenen Glück entgegenstehen.

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