Auch sie hat sich mit dieser Arbeit auf ein Abenteuer unbekannten Ausgangs eingelassen. Klar war, dass sie einen Abend zum Thema "Familienwelten -Generationen" erarbeiten würde. Thematische Grundlage sollten die Lebensgeschichten der Seniorinnen und Senioren sein, von denen sie zunächst nur 5 suchte. Außerdem sollten 5 Jugendliche als Vertreter der Jugend und 5 Profitänzer als Vertreter der mittleren Generation dabei sein. Dann kamen zum Seniorencasting über 70 Damen und Herren mit bewegenden Geschichten und einer Offenheit und Neugier, die das Castingteam überwältigten. Deshalb änderte Nadja Raszewski kurzerhand das Konzept und plante fortan für eine große Besetzung.
Dreh- und Angelpunkt der getanzten Geschichten auf der Bühne sind die drei Nornen, nach der germanischen Mythologie die Schicksalsfrauen, welche die Geschicke der Menschen und der Götter leiten, die Schicksalsfäden spinnen und für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen. In Gesprächen über das Leben, über Sehnsüchte, unerfüllte Wünsche und in Improvisationen entwickelte Nadja Raszewski zunächst mit den älteren Damen und Herren Tanzsequenzen, die von den unterschiedlichen Erfahrungen ihres langen Lebens erzählen.
HINTERGRUND
"Das Projekt ZeitspannenD ist ein ganz besonderes Ereignis innerhalb des zweiten Festivals Tanz! Heilbronn vom 12.-16. Mai am Theater Heilbronn."
Der Themenschwerpunkt des diesjährigen Festivals Tanz!Heilbronn sind die verschiedenen Perspektiven auf unterschiedliche Lebensalter. Normalerweise gilt der Bühnentanz als eine Domäne der Jugend. Dies wandelt sich allmählich im zeitgenössischen Tanz. Dann wird - bei Profis wie Amateuren - sichtbar, dass Erfahrung, Präsenz und Persönlichkeit der älteren Tänzer genauso beeindrucken können wie Kraft und athletisches Können der jüngeren.
Seit März 2010 proben die Heilbronner Seniorinnen und Senioren für dieses Tanzstück. Kaum eine/r von ihnen hat jemals zuvor auf einer Bühne gestanden. In Improvisationen entwickeln sie ihr eigenes Bewegungsmaterial. Nadja Raszewski verbindet es mit von ihr vorgegebenen Schrittfolgen und erweitert es um Duette mit vier Profitänzerinnen und -tänzern. Es geht um das Lebensgefühl der älteren Menschen, was bedeuten für sie Begriffe wie »Zeit«, »Zukunft« und »Schönheit«, was bewegt sie und wie bewegen sie sich und andere.
Im April stieß eine Gruppe Jugendlicher zum Probenprozess hinzu. Sie entwickeln ihre eigenen Szenen, beziehen sich auf die Senioren, sie nehmen wahr, kommentieren, greifen ein. Wo treffen sich die beiden Lebenswelten, was haben sie einander zu erzählen?
Nadja Raszewski ist ausgebildete Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin.
Als Choreografin und Regisseurin arbeitete sie an verschiedenen deutschen Theatern, u.a. Komische Oper Berlin, Staatsoper München, Saarländisches Staatstheater, Neuköllner Oper Berlin.
Seit 2003 leitet sie die TanzTangente Berlin, ein Studio für zeitgenössischen Tanz und Bewegungsforschung. Als Dozentin unterrichtet sie am Fachbereich Theaterpädagogik der Universität der Künste Berlin und ist in dieser Funktion internationale Referentin (Türkei, Finnland, Israel, Niederlande, USA).
Für das Festival Tanz! Heilbronn entwickelte sie 2009 mit 40 Jugendlichen das Tanztheaterstück »Man müsste eigentlich schweben«, das nach erfolgreichen Aufführungen im Rahmen des Festivals auch bei den Baden-Württembergischen Theatertagen in Freiburg gezeigt und in die Endauswahl des Wettbewerbs KINDER ZUM OLYMP! (eine Bildungsinitiative der Kulturstiftung der Länder) aufgenommen wurde.
Seit Jahren besteht ihr Anliegen darin, in ihrem Unterricht und ihren Projekten die künstlerische Arbeit mit einem pädagogischen Ansatz zu verknüpfen. Ihr Ziel ist stets die Förderung von Kreativität und Eigeninitiative durch das Medium Tanz.
Tanzprojekt "zeitspannenD"
Premiere am 13. Mai 2010 / 15 Uhr Komödienhaus
Weitere Vorstellungen:
13. Mai 19.30 Uhr /Komödienhaus
16. Mai 15.00 Uhr /Komödienhaus