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Theater Heilbronn untersucht in der Spielzeit 2017/2018 die "Lüge als Prinzip"

(lifePR) (Heilbronn, )
In der zehnten Spielzeit unter Leitung  von Intendant Axel Vornam untersucht das Theater Heilbronn das gesellschaftliche Phänomen „Lüge als Prinzip“. Das Motto wurde mit Genehmigung des Autors dem gleichnamigen Buch des Soziologen und Philosophen Prof. Wolfgang Engler, Rektor der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, entlehnt, der sich darin mit dem Thema „Aufrichtigkeit im Kapitalismus“ auseinandersetzt. Jetzt, da die Zeiten ganz offen als „postfaktisch“ charakterisiert werden, da „Lüge“ als Geschäftsgrundlage dieser Gesellschaft nur allzu offensichtlich ist, alles zur Ware wird und Populisten aller Couleur mit „alternativen Fakten“ agieren, will das Theater dafür den Blick schärfen. Bertolt Brechts Ruf „Gelobt sei der Zweifel!“ aus einem seiner berühmtesten Gedichte ist heute angebrachter denn je.
 27 Premieren  stehen in der Saison 2017/18 in den drei Spielstätten des Theaters Heilbronn auf dem Programm, in denen es um Spekulanten, skrupellose Politiker, Schurken und Betrüger, aber auch um Notlügner, Heiratsschwindler, Hochstapler oder Lebenslügner geht. Darunter sind mit „Running“ von Anna Konjetzki und Christina Kettering und mit „Klopf Klopf“ zwei Uraufführungen in der BOXX.
Auch sonst erwartet die Zuschauer am Berliner Platz ein ebenso hochkarätiges wie umfangreiches Programm: Das zehnte Festival Tanz! Heilbronn im Mai 2018 ist um einen Festivaltag erweitert, eine neue Ausgabe des Figurentheaterfestivals „IMAGINALE“ zeigt im Januar 2018 spannende Tendenzen des Figurentheaters. Die Reihe „Theater. Spezial“ bietet 17 Vorstellungen mit großartigen Künstlern aus Comedy, politischem Kabarett und Kleinkunst. In der BOXX wird ein neues Late-Night-Format etabliert.
Und kurz nach Beginn der Spielzeit, am 30. September 2017,  feiert das Theater ein besonders wichtiges Ereignis: Die Eröffnung seines neuen Probenzentrums in der Christophstraße. 

Großes Haus Schauspiel

Die „Lüge als Prinzip“ zieht sich wie ein roter Faden durch alle Stücke der neuen Theatersaison. Zum Auftakt der Spielzeit 2017/2018 steht am 22. September 2017 Bertolt Brechts Schauspiel „Der gute Mensch von Sezuan“ auf dem Programm. Darin muss sich die menschenfreundliche Shen Te verleugnen und sich in den knallharten Ausbeuter Shui Ta verwandeln, um zu überleben.
Um mehrfachen Selbstbetrug geht es in „Fundament“ von Jan Neumann (6.Oktober 2017), einem tragikomischen Schauspiel aus dem Jahre 2009. Die Menschen, die sich hier auf dem Bahnhof einer großen deutschen Stadt begegnen, verstecken sich hinter ihren gesellschaftlichen Rollen, bis eine ohrenbetäubende Explosion das Fundament ihres Zusammenlebens ins Wanken bringt und zeigt, wie trügerisch die vermeintliche Sicherheit in unserer westlichen Welt ist.
„Pinocchio“ (5. November 2017), der kindliche Held in der Weihnachtszeit, den Carlo Collodi erfand, ist mit seiner Nase, die beim Flunkern immer ein Stückchen länger wird, einer der berühmtesten Lügner der Weltliteratur.
In „Taxi Taxi“ vom Großmeister der Boulevardkomödie Ray Cooney (2. Dezember 2017) lernen wir Taxifahrer John Smith kennen, der gleichzeitig mit zwei Frauen verheiratet ist. Durch Zufall fliegt ihm sein mühsam organisiertes Doppelleben eines Tages um die Ohren und er muss schwindeln, was das Zeug hält, damit seine beiden Ehefrauen nicht voneinander erfahren.
Michel Houellebecqs vieldiskutiertes Gedankenexperiment „Unterwerfung“ (20. Januar 2018) kommt in einer theatereigenen Fassung auf die Bühne des Großen Hauses. In dieser 2022 spielenden Dystopie verschließt Literaturwissenschaftler François so lange die Augen vor den gesellschaftlichen Veränderungen in seiner Heimat Frankreich, das auf dem Weg zu einem islamisierten Staat ist, bis ihn die Verhältnisse zwingen, sich zu verhalten und sich zu entscheiden.
Charmant zu lügen und betrügen ist das Metier der „Zwei hoffnungslos verdorbene(n) Schurken“ (17. März 2018), die im gleichnamigen Musical von David Yazbek und Jeffrey Lane ihr Unwesen an der französischen Riviera treiben und reiche Damen um ihr Geld bringen.
In „Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen (05. Mai 2018) findet der Arzt Thomas Stockmann mit der Offenlegung der Wahrheit über die Umweltprobleme seiner Heimatstadt weder Mitstreiter noch eine Solidarisierung der Betroffenen, sondern er sieht sich einer Phalanx von skrupellosen Politikern gegenüber, denen der wirtschaftliche Profit über alles geht.
Und Molieres Titelheld „Tartuffe“ (23. Juni 2018) ist ein Populist par excellence, dem es trotz oder gerade wegen dreistester Lügen gelingt, die Menschen zu manipulieren und für sich gnadenlos auszunutzen.

Großes Haus – Musiktheater/Tanz

„Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber (18. Oktober 2017) steht als Gastspiel des Theaters Augsburg auf dem Programm. Mit Tricks und schwarzer Magie versucht der Jäger Max seine geliebte Agathe zu erobern.
Aus dem Nationaltheater Mannheim ist der Tanzabend „Gesicht der Nacht“ von Frank Fannar Pedersen und Stephan Thoss (16. November 2017) zu Gast und forscht, was tief in unserem Unterbewusstsein verborgen ist, wenn wir im Schlaf die Herrschaft über die Gedanken verlieren.

In die Welt des Glitzers und der Illusion am Broadway führt die Revue „The Ligths of Broadway“ von Gaines Hall (14. Januar 2018), die als Gastspiel aus dem Staatstheater Nürnberg nach Heilbronn kommt.
Mozarts letzte Oper „La Clemenza di Tito“ (2. Februar 2018), die als Gastspiel aus dem Staatstheater Karlsruhe zu sehen ist, stellt Kaiser Tito in den Mittelpunkt, der sich trotz finsterster Intrigen und Verrats die Tugend der Großmut bewahrt.
Unter dem Decknamen „Sweeney Todd“ (14. Februar 2018) kehrt Benjamin Barker als „Demon Barber of Fleet Street“ nach 15 Jahren Strafkolonie in seine Heimatstadt zurück, um Rache für schlimmes Unrecht, das ihm zugefügt wurde, zu nehmen. Das Staatstheater Oldenburg gastiert mit dem Musical von Stephen Sondheim und Hugh Wheeler.
Einer der größten Verführer der Literatur- und Musikgeschichte steht im Zentrum des Ballettabends von Thierry Malandain „Don Juan/Mozart à deux“ (2. März 2018), bei dem es ein Wiedersehen mit dem Leipziger Ballett gibt.
Verleugnet von ihren Schwestern fristet „La Cenerentola“ von Gioachino Rossini (19. April 2018) ein trauriges Dasein, bis der Prinz von Salerno hinter der ärmlichen Fassade die wahre Schönheit und die edle Gesinnung des Mädchens erkennt. Das Pfalztheater Kaiserslautern kommt mit dieser Oper nach Heilbronn.

Komödienhaus

„Agnes“ von Peter Stamm (29. September 2017) wird die Saison im Komödienhaus eröffnen. Dies ist ein vielschichtiges, tiefgründiges Kammerspiel mit komischen Wendungen über die Flüchtigkeit des Glücks, das zeigt, wie eine erfundene Geschichte Oberhand über das Leben gewinnt.
In „Venedig im Schnee“ von Gilles Dyrek (24. November 2017) verstricken sich die Figuren heillos in Missverständnissen und Vorurteilen, bei denen deren Verursacherin überhaupt nicht daran denkt, sie aufzuklären, sondern ihre diebische Freude an den Irrtümern der anderen hat.
„Auf Messers Schneide (Cancun)“ von Jordi Galceran (1. Februar 2018) kommt als Gastspiel des Berliner Schlossparktheaters mit vier Stars aus Film und Fernsehen nach Heilbronn. Eine kleine Intrige von Romy führte vor Jahren dazu, dass die zwei Paare, die gemeinsam Urlaub machen, in der Konstellation zusammenleben, wie sie jetzt ist. Ihr Geständnis, 25 Jahre später, hat ungeahnte Auswirkungen.

In Ingrid Lausunds „Bandscheibenvorfall“ (9. März 2018) haben die fünf Angestellten einer Firma vor lauter vorauseilender Anpassung gleich ganz vergessen, was sie wirklich denken und fühlen. Sie haben ihr Rückgrat verloren und sich kuriose Haltungsschäden zugezogen.
„Die Kaktusblüte“ von Pierre Barillet und Jean-Pierre Gredy ist ein Komödienevergreen, in dem die Zahnarzthelferin Stephanie vor allem damit beschäftigt ist, die Beziehungslügen ihres Chefs, eines notorischen Schürzenjägers, zu decken.
Das Sommergastspiel im Komödienhaus „Das Strumpfband seiner Liebeslust – Kommissar Holzapfel ermittelt“ von Tobias Goldfarb (19. Juli 2018) kommt von der Stuttgarter  Komödie im Marquardt. Hier muss der Kommissar Holzapfel aufklären, wie nach einem Herrenabend ein seidenes Strumpfband im Trinkbecher seiner Majestät landen konnte.

BOXX

Mit einem außergewöhnlichen Theaterabend an der Schnittstelle zwischen Tanz und Schauspiel wird die Spielzeit in der BOXX eröffnet. In „Running“ von Anna Konjetzky und Christina Kettering (23. September 2017) wird das Phänomen der Jugendlichen untersucht, die versuchen mit Selbstoptimierung dem Druck in unserer durchökonomisierten Gesellschaft standzuhalten. Diese Inszenierung ist eine Uraufführung.
Erstmals kommt ein Theaterstück für die Allerkleinsten in die BOXX. „Klopf Klopf“ von Bianca Sue Henne und  dem BOXX-Ensemble (12. November 2017) bietet Kindern ab 2 Jahren ein kunterbuntes, multiakustisches Theatererlebnis zum Staunen und Entdecken, ebenfalls als Uraufführung.
In „Patricks Trick“ von Kristo Šagor (7. Januar 2018) sucht ein 11-jähriger Junge einen Weg, wie er seinem Bruder, der wahrscheinlich behindert auf die Welt kommen wird, helfen kann. Er ist viel mehr bereit, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen und damit umzugehen, als seine Eltern es ihm zutrauen.
Einer der erfolgreichsten deutschen Theatertexte ist „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun (17. Februar 2018), der ins Deutschland der Anfang 1930er Jahre führt. Mit einem gestohlenen Pelzmantel, der ihr äußerlich einen anderen gesellschaftlichen Status verleiht, sucht die 18jährige Doris ihr Glück in Berlin.
Fast zur gleichen Zeit und am gleichen Ort spielt „Emil und die Detektive“ nach Erich Kästner (8. April 2018). Emil Tischbein versucht mit Hilfe von ein paar Freunden den Dieb zu fangen, der ihm sein Geld gestohlen hat.
Ein Klassiker der politischen Literatur „Die Farm der Tiere“ nach George Orwell (2. Juni 2018) ist eine intelligente Parabel über die Korrumpierbarkeit von Menschen, die auch 72 Jahre nach ihrer Entstehung nichts an Aktualität verloren hat.

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