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Unbedingter Wille zur Macht

Mit William Shakespeares "Richard III." eröffnet das Theater Heilbronn am 28. September die neue Saison

(lifePR) (Heilbronn, )
„Richard III.“, um 1592/93 verfasst, ist eines der frühen Werke von William Shakespeare und gilt als das Meisterstück unter seinen Königsdramen. Mit dem Titelhelden hat der Autor eine der radikalsten und zugleich faszinierendsten Figuren des Theaters geschaffen: Den machtbesessenen Zukurzgekommenen, den grandiosen Marionettenspieler, der, weil er wegen seiner Makel nicht Teil der glücklichen Gesellschaft werden kann, sie unbedingt beherrschen will. Um seiner Lebensgier Befriedigung zu verschaffen, räumt er alles aus dem Weg, was dem entgegensteht. Dabei treibt er die Skrupel- und Rücksichtslosigkeit seiner Welt nur bis zur letzten Konsequenz. Es existieren für ihn keine Grenzen mehr. Ethos und Moral scheinen außer Kraft gesetzt.

Am 28. September startet das Theater Heilbronn mit dem Schauspiel „Richard III.“ in die neue Theatersaison. Regie führt Intendant Axel Vornam. Oliver Firit ist in der Titelrolle zu sehen. Das zeitlos Aktuelle an diesem Stück ist das Aufzeigen bis heute gültiger Mechanismen eines Machtkampfes – Hinterzimmerpolitik, Manipulation der Massen, Intrigen zum geschickten Ausschalten von Gegnern. Shakespeare stellt in „Richard III.“ eine von den Rosenkriegen zermürbte Gesellschaft von Übriggebliebenen vor, die alle an die Tröge der Macht wollen. Alle Bündnisse sind sehr fragil. Wer sich nicht dreimal umdreht, ist geliefert. „Auf diesem dünnen Eis beginnt einer zu tanzen – Richard Gloster, der ein skrupelloses Spiel um Macht und Geld beginnt“, sagt Axel Vornam.

Zum Inhalt
„Jetzt folgt dem  Winter unsres Mißvergnügens/der Sommer unserer Macht, die Sonne Yorks.“ Vorübergehend ruhen die Rosenkriege zwischen den Häusern Lancaster und York, zwischen deren blutigen Kämpfen England seit Jahrzehnten zerrieben wird. Richard Gloster hat geholfen, den vorigen König Heinrich VI. und dessen Sohn zu ermorden und seinen eigenen Bruder Edward IV. wieder auf den Thron zu setzen.  Doch er, daraus macht Richard  keinen Hehl, „kann diesem Friedenstralala keinen Spaß entreißen“. Denn er, „den die Natur um Schönheit hart betrog, halbfertig ausgestoßen vor der Zeit, … ein Auswurf, hinkend und schief gebaut“, taugt weder für die Liebe noch für andere Vergnügungen und will dies mit Bosheit und Intrigen kompensieren. Sein Plan: Er wird seinen Bruder Edward, den derzeitigen König, und seinen anderen Bruder Clarence, der vor ihm in der Thronfolge steht, in tiefe Feindschaft stürzen und gegeneinander aufhetzen, so dass keiner von beiden überlebt. Anschließend wird er deren Nachkommen ausschalten, bis schließlich er die Krone tragen wird - als Richard III. von England.

Von Anfang an, und das ist das Raffinierte an Shakespeares dramatischer Zuspitzung des historischen Stoffes, macht Richard Gloster das Publikum zum Mitwisser seiner heimtückischen Pläne. Gegenüber seinen Mitmenschen und den potentiellen Opfern seiner geplanten Intrigen beherrscht er die Kunst der Verstellung und der Manipulation so perfekt, dass einer nach dem anderen auf ihn hereinfällt, sich instrumentalisieren lässt oder ins sprichwörtliche offene Messer rennt, das Richard nicht einmal selbst führen muss. Er, der die Liebe nie kennengelernt hat, wählt Frauen nur aus machtpolitischem Kalkül. Richard ist so unverfroren, Anna, der Schwiegertochter des von ihm gemeuchelten Heinrich VI., an dessen und ihres Mannes Grab einen Heiratsantrag zu machen. Um sich ihrer schon bald wieder zu entledigen, weil er schließlich seine Nichte Elisabeth heiraten will. Denn nur diese Ehe wäre Garant für die Stabilität seiner Herrschaft. Willfähriger Wegbereiter seiner Machenschaften ist der Herzog von Buckingham, der selbst ein Stück vom Kuchen der Macht abbekommen möchte. Doch auch dem werden die Grausamkeiten Richards eines Tages zu viel. Und Richards eigene Mutter, die Herzogin von York, verflucht den Schoß, aus dem ihr Sohn-Ungeheuer gekrochen ist. Er hat keine Freunde, keine Verbündeten, nur Leute, die ihm folgen müssen. Und am Ende holen ihn seine Taten ein.

Autokraten heute allerorten an der Macht
„Dass Herrschaft und Macht zum Selbstzweck werden, begegnet uns auch heute in der Politik“, sagt Axel Vornam. „Die Autokraten, für deren Machtgier kein Preis zu hoch ist,  sind weltweit auf dem Vormarsch.“ Das Volk existiert nur am Rande als zu manipulierende Masse und wird aller vier Jahre zur Wahlurne getrieben. Koalitionen sind Zweckbündnisse, um zu überleben. „Deshalb sind Richards Aufstieg und Fall so erschreckend aktuell.“

Premiere am 28. September 2018, 19.30 Uhr, Großes Haus
Richard III
Schauspiel von William Shakespeare
Deutsch von Thomas Brasch

Regie: Axel Vornam
Ausstattung: Tom Musch
Dramaturgie: Andreas Frane
Nils Brück (König Edward/Brakenbury/Bürgermeister), Marek Egert (Richmond/Tyrell), Stefan Eichberg (Buckingham/Zweiter Mörder), Oliver Firit (Gloster, später Richard III.), Stella Goritzki (Lady Ann, später Herzogin von York), Sonja Isemer (Königin Elisabeth), Lucas Janson (Catesby/Zweiter Mörder), Gabriel Kemmether (Hastings), Rahel Ohm (Königin Margaret), Ingrid Richter-Wendel (Herzogin von York), Hannes Rittig (Clarence/Stanley)

Die Kinder: David Hemmrich/Sebastian Stefan (Prinz von Wales), Konrad Fegeler/Niklas Hinner (York)

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