Von Susanne Hinkelbein
In einem philosophischen Kabinettstückchen voller Gedankenwitz kommen zwei Figuren in der Welt an und machen sich sofort Gedanken über ebendiese. Sie philosophieren über Wahrheit, Zeit und Bewusstsein. Die Eintagsfliegen spielen mit ihren Vorstellungen und Ideen. Naiv und voller Wissensdrang versteigen und verrennen sie sich jeweils in das Dickicht der Welten im Kopf des anderen. Dabei sind sie sich grundsätzlich nicht einig, ob einer von der Welt mehr erfährt, wenn er sie an einem Ort umfassend betrachtet, oder ob er für eine umfassende Erkenntnis um die ganze Welt reisen muss. Aus jeder Szene spricht der Reiz, unentdeckte Gedanken aufzuspüren, die Freude am Widersprüchlichen und die Lust, der Vielfalt und der Essenz unseres Daseins auf die Schliche zu kommen. "Eintagsfliegen" entstand aus einem Schreibprojekt, dem die Idee zu Grunde lag, jeden Tag einen "Gedanken zu fangen" und diesen in Form einer Szene aufs Papier zu bringen. Aus dieser Sammlung von Eintagsszenen ist ein Stück mit beckettscher Verwandtschaft entstanden.
Es spielen: Christine Chu, Stefan Hallmayer, Gerd Plankenhorn, Linda Schlepps
Do., 19.06.2008 um 20.00 Uhr
Zwei Marien - Eine Offenbarung
Zwei Dorfschönheiten nehmen ihre Brillen ab
Maria Susanna und Maria Margarethe, beide aus Wartshausen treffen sich nach Jahren auf der Beerdigung Manfreds wieder. Der gemeinsame Schulkamerad und Freund aus Jugendtagen, wird zu Grabe getragen. Das Nebenzimmer der "Krone" wird zur Zeitmaschine, während die zwei auf die anderen der Leichenschmausgesellschaft warten. Noch einmal durchleben sie die verlorene Jugend und lassen die Zuschauer Anteil nehmen an ihren ganz eigenen Gedankenwegen. Konkurrenz, Streit, melancholische Erinnerung, groteske Phantasien wechseln mit aberwitziger Geschwindigkeit. Jetzt wo der Manfred "drunta isch" nehmen die beiden Dorfschönheiten die Brillen ab und machen eine schockierende Entdeckung. Die Sprache bleibt im Dialekt, mäandert durch emotionale Wendelgänge, findet sich wieder in Bildern und holt den Zuschauer in heimatlich Vertrautes.
Es spielen: Dietlinde Ellsässer, Ida Ott
Fr., 20.06.2008 und Sa., 21.06. um jeweils um 19.00 Uhr (!)
Schwabenblues - Mei Feld ischt d'Welt
Von Felix Huby und Jürgen Popig. Musik von Erik Gedeon
Wie alle guten Erfolgsstories beginnt es mit einer beinahe unglücklichen Liebesgeschichte. Trossingen am Fuße des Schwarzwaldes 1856, der junge Uhrmachergeselle Matthias Hohner verliebt sich heftig in ein junges Mädchen. Sie wird schwanger, das junge Paar will heiraten - ohne Gewerbeschein, der die finanzielle Existenz der Familie sichert, ist das von Amts wegen nicht gestattet. Guter Rat ist teuer, der junge Schwabe um so findiger, schaut einem örtlichen Handwerker das Patent zum Bau eines Instruments ab und meldet das Geschäft mit etwas an, das er als zutiefst unmusikalischer Mensch im Innersten nie begreifen, dafür aber um so erfolgreicher vermarkten wird: Die Mundharmonika. Auswanderer, die vor der Not im Ländle flüchten, bringen den "Goschehobel" der Firma Hohner nach Amerika, wo man ihnen das Instrument schnell aus der Hand reißt. Die dürftigen Exportlieferungen können bald mit der Nachfrage kaum mithalten. Dem billigen und handlichen Instrument ist es völlig egal, ob heimwehkranke Schwaben auf ihm Silcherlieder verhunzen, italienische Einwanderer dazu Bella Napoli singen oder Afroamerikaner den Schmerz über das Unrecht der Sklaverei in Bluessongs intonieren. Ein musikalisches Gefühl geht auf Weltreise und Hohner erobert den Weltmarkt. Es spielen: Berthold Biesinger, Sabine Bräuning, Stefan Hallmayer, Bernhard Hurm, Wolfram Karrer, Anne-Julia Koller, Oliver Moumouris, Reinhold Ohngemach, Gerd Plankenhorn