Traditionell beginnt die jazzige Spielzeit mit der Verleihung des Essener „Jazz Potts“, einem Preis für innovative Jazzmusiker, der 1998 von Viktor Seroneit († 2011) und Niklaus Troxler für den „Plakat Kunst Hof Rüttenscheid“ begründet wurde. In diesem Jahr wird Theo Jörgensmann ausgezeichnet, „einer der deutschen Jazz-Solisten von internationalem Rang“, wie die FAZ schrieb. Eine Woche nach seinem 70. Geburtstag wird der gebürtige Bottroper, der in den 1970ern das Ruhrgebiet auf der Landkarte der Improvisationsmusik platzierte und durch den in den 1980ern die Jazzklarinette eine Renaissance erlebte, der 21. Preisträger. Mit Eckard Koltermann (Bassklarinette), Lennart Allkemper (Tenorsax), Albrecht Maurer (Geige), Evert Brettschneider (Gitarre), Christopher Dell (Vibraphon), Christian Ramond (Bass) und Klaus Kugel (Schlagzeug) hat Jörgensmann ein Oktett aus alten und heutigen Weggefährten zusammengestellt, das am Samstag, dem 6. Oktober 2018 ab 20 Uhr im Grillo-Theater das „Jazz Pott“-Preisträgerkonzert bestreiten wird. Zur Einstimmung gibt es bereits ab 19 Uhr im Café Central International die seltene Gelegenheit, noch einmal die Dokumentation „Theo Jörgensmann – Bottrop – Klarinette“ zu sehen, die der Filmemacher Christoph Hübner 1986 im Rahmen seiner WDR-Serie „Menschen im Ruhrgebiet“ produziert hat.
Mit The Bad Plus aus Minneapolis kommt am Sonntag, dem 28. Oktober 2018 ab 20 Uhr ein Trio ins Grillo-Theater, das 2000 von Ethan Iverson (Klavier), Reid Anderson (Bass) und Dave King (Schlagzeug) gegründet wurde. Im Dezember 2017 verließ Iverson die Band, an seiner Stelle sitzt seitdem Orrin Evans an den schwarz-weißen Tasten. Die drei Meister des sparsamen, reduzierten Spiels nennen Strawinski und Ornette Coleman als maßgebliche Einflussgeber für ihren Stil, einem Mix aus Post-’60s-Jazz und Indie-Rock. Jeder einzelne von ihnen komponiert und trägt so zum Repertoire bei. Bekannt wurde The Bad Plus zudem durch ihre eigenwilligen Interpretationen bekannter Rockstücke wie „Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana, David Bowies „Life on Mars?“ oder Aphex Twins „Flim“.
Das „Jazz in Essen“-Konzert kurz vor Silvester ist traditionell ein Crossover-Abend: Hier treffen seit einigen Jahren Jazz und Literatur aufeinander. Nach Meret Becker, Jasmin Tabatabai und im vergangenen Jahr August Zirner mit dem „Spardosen-Terzett“ hat Programm-Chef Klostermann für Sonntag, den 30. Dezember 2018 wieder ganz besondere Gäste eingeladen. Ab 20 Uhr werden die britische Jazzsängerin Jenny Evans, der Trompeter und Sprecher Peter Tuscher sowie Pianist Walter Lang „Eine Weihnachtsgeschichte“ („A Christmas Carol“) von Charles Dickens als berührende musikalisch-szenische Lesung auf die Grillo-Bühne bringen. Das Publikum darf sich auf die berühmte Geschichte von der Läuterung des grantigen Geizkragens Ebenezer Scrooge, der sich an Weihnachten vom harten Geschäftsmann zum hilfsbereiten, netten älteren Herrn wandelt, in einer reizvollen Kombination aus englischer Erzählung des 19. Jahrhunderts und heutiger Jazzmusik freuen.
Im neuen Jahr geht „Jazz in Essen“ am Sonntag, dem 24. Februar 2019 weiter. Dann präsentiert das Jakob Bro Quartett ab 20 Uhr im Grillo-Theater sein Programm „Returnings“. Kopf der Band ist der 41-jährige dänische Gitarrist und Komponist Jakob Bro, über den das Jazzmagazin DownBeat kürzlich schieb: „Er kreiert magische Musik, völlig unmöglich, sie zu kategorisieren.“ Mit seinem Quartett aus prägenden Vertretern zweier Generationen des Edellabels ECM kann Bro diese Magie noch steigern: Sein transparenter Gitarrensound, Palle Mikkelborgs sanfter, schon mal an Miles Davis erinnernder Trompetenton, Thomas Morgans sangbare Basslinien und Jon Christensens offenes Schlagzeugspiel vereinen sich zu einem betörenden Ensembleklang. „Ein Abend für Genießer“, verspricht Berthold Klostermann.
Mit dem Auftritt einer deutschen Jazz-Legende endet am Sonntag, dem 5. Mai 2019 die Saison im Grillo-Theater: Kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahres wird der Klarinettist Rolf Kühn – oder „Deutschlands coolster Jazzer“, wie ihn die Tageszeitung DIE WELT einmal nannte – zusammen mit Lisa Wulff (Bass), Frank Chastenier (Klavier) und Tupac Mantilla (Percussion, Body Percussion, Schlagzeug) ab 20 Uhr einen Abend unter dem Titel „Yellow + Blue“ spielen. Kühn, der im Orchester von Benny Goodman noch die Swing-Ära miterlebte und sich dann in alle Spielarten des Modern Jazz weiterentwickelte, agiert heute freier und mutiger denn je. Mit seinem fabelhaften neuen Quartett taucht er ein in legendäre Balladen und Lovesongs, entlockt ihnen aber auch neue, ungehörte Töne. Seine Musik zeugt von einer mehr als 70 Jahre andauernden Liebe zu seiner ältesten Lebens-Freundin, der Klarinette.
Die Reihe „Jazz in Essen“ wird realisiert in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Essen und gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
Eintritt jeweils € 22,00.
Der Kartenvorverkauf für alle „Jazz in Essen“-Konzerte der kommenden Saison beginnt am 17. Mai 2018. Auch die „Jazz-Wahl-Abos“ sind wieder erhältlich.
TicketCenter, Tel.: 0201/81 22-200, oder tickets@theater-essen.de sowie online über www.schauspiel-essen.de