- Online-Kammerkonzert am Sonntag, 31. Januar, um 11 Uhr aus dem Aalto-Foyer stellt verfolgte und ermordete Komponisten in den Mittelpunkt
- Kooperation mit der Alten Synagoge Essen
(Ausführliches Interview siehe unten)
Das Konzert wird kostenlos auf dem YouTube-Kanal der Essener Philharmoniker unter www.youtube.com/EssenerPhilharmoniker übertragen und ist zudem über die Website der Essener Philharmoniker erreichbar. Im Anschluss steht das Video noch vier Wochen lang zur Verfügung.
Außerdem wird das Konzert vom WDR aufgezeichnet und am 5. März um 20:04 Uhr in der Hörfunksendung „WDR 3 Konzert“ ausgestrahlt.
Die Matinee findet in Kooperation mit der Alten Synagoge Essen statt, wo eine Live-Aufführung des Programms am 27. Juni geplant ist. Die Essener Philharmoniker bitten für den grundsätzlich kostenlosen Stream daher um eine Spende zugunsten der Förderstiftung „Alte Synagoge Essen“ (Spendenkonto: Stiftung „Alte Synagoge Essen“ / IBAN DE66 3605 0105 0000 2449 88 / BIC SPESDE3EXXX).
Stichwort Holocaust-Gedenktag:
1996 wurde der 27. Januar vom damaligen Bundespräsident Roman Herzog als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus eingeführt. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. Dort waren etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet worden. Seit 1996 findet jährlich eine Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag statt.
Künstlerisch entwickelt hat das Programm Gerhard Schnitzler, Oboist der Essener Philharmoniker. Im folgenden Interview spricht er über seine Ideen zu diesem Konzert:
Herr Schnitzler, Sie sind verantwortlich für das künstlerische Programm. Wann entstand die Idee dazu?
Gerhard Schnitzler: Der Anschlag auf die Synagoge von Halle im Oktober 2019 ist im Wesentlichen der Grund für dieses Programm. Das war ja nicht der einzige rechtsextreme oder antisemitische Anschlag, aber zeitlich gesehen war das der Anlass.
Warum droht Ihrer Meinung nach den fünf im Mittelpunkt stehenden Komponisten das Vergessen?
Schnitzler: Auf diese Frage habe ich eine Gegenfrage: Kennen Sie einen der fünf jüdischen Komponisten dieses Programms? Ich jedenfalls kannte keinen. Aber es geht mir nicht nur um die Rettung dieser fünf Komponisten vor dem Vergessenwerden. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass der Nationalsozialismus Mitbürgerinnen und Mitbürger allein wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit erst für vogelfrei erklärt und dann umgebracht hat. Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sind der Boden, auf dem diese Taten reifen.
Welche Eindrücke waren für Sie bei Ihren Recherchen besonders eindringlich?
Schnitzler: Der stärkste Eindruck war Trauer. Erstens die Trauer über die unfassbar vielen Ermordeten, die umso stärker wurde, je mehr ich mich, gemeinsam mit meiner Tochter Magdalena, in die Biografien der Ermordeten eingelesen habe. Die Lebensdaten der Ermordeten werden zu deren Gedenken während des Konzertes eingeblendet. Außerdem Trauer darüber, dass mit diesen Menschen auch ihre Kreativität und Lebendigkeit gestorben sind, mit denen sie unsere Gesellschaft hätten bereichern können – so wie ihre Vorfahren dies über Jahrhunderte vorher getan haben.