In der Jury-Begründung zur Auszeichnung von David Hermann heißt es: „In enger Zusammenarbeit mit seinem Team Jo Schramm und Tabea Braun schafft David Hermann das Vexierbild einer Gesellschaft, hinter deren Fassade bürgerlichen Anstands sich zunehmend Abgründe auftun. Dabei gelingt es ihm, die zahlreichen Figuren, denen sich Hauptfigur Grace auf ihrem Passionsweg in eine dunkle Welt der Ausbeutung und Demütigung ausliefert, intensiv, präzise und detailreich zu zeichnen. Die albtraumhafte Erzählung entfaltet eine starke Sogwirkung und kulminiert in einem großen effektvollen Finale.“
„‘Die Wand (360°)‘ zu einem grandiosen doppelten Spiel, in dem sich der Inhalt der Romanvorlage mit dem gewählten Erzählformat ständig neu spiegelt und kommentiert. Der Produktion ist anzumerken, mit wieviel Spaß an der Erkundung dieses innovativen Formats sie entwickelt, wie detailreich sie erdacht und umgesetzt wurde. Es gibt kein Backstage – alles kann gesehen und erkundet werden. Regie, Schauspiel, Bühnenbild, Ausstattung und Soundscape verweben sich zu einem beeindruckenden Gesamterlebnis“, so die Jury in ihrer Begründung zur Auszeichnung für Thomas Krupa und Tobias Bieseke.
Dr. Merle Fahrholz, Intendantin des Aalto Musiktheaters, freut sich über die Verleihung: „David Hermanns intensive Inszenierung hat maßgeblich zum großen Publikumserfolg von ‚Dogville‘ beigetragen – nicht zuletzt in der Verbindung mit Jo Schramms ebenfalls nominiertem spektakulären Bühnenbild. Diese großartige Auszeichnung gilt auch dem gesamten Bühnen- und Produktionsteam des Aalto-Theaters, das diese anspruchsvolle Produktion zu einer perfekten Umsetzung gebracht hat. Ebenso freue ich mich für meinen Vorgänger Hein Mulders, der die Uraufführung von Gordon Kampes Oper auf den Spielplan des Aalto Musiktheaters gebracht hat.“
Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST ist ein Preis von Theaterschaffenden für Theaterschaffende. Er wird seit 2006 verliehen und ehrt herausragende künstlerische Leistungen, die die Vielfalt der Theaterlandschaft in Deutschland widerspiegeln. Seit 2022 wird er in zwölf Kategorien vergeben. Über die Nominierungen entscheidet eine Jury aus Kultur- und Theaterexpert*innen, darunter Ballettdirektor*innen, Dramaturg*innen, Intendant*innen, Kulturpolitiker*innen und Regisseur*innen, den Mitgliedern der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste sowie des Künstlerischen Ausschusses des Deutschen Bühnenvereins.
Information zur Oper „Dogville“ am Aalto Musiktheater:
Bei dem titelgebenden Dogville handelt es sich um einen fiktiven, abgeschiedenen Ort irgendwo in den Bergen, ein in sich geschlossener Kosmos. Nur Tom Edison hat hier so etwas wie Ambitionen. Der Alltag wird durchbrochen, als eines Tages die junge Grace, die vor Gangstern auf der Flucht ist, um Asyl bittet. Widerwillig gewährt man ihr Unterschlupf. Tom erwirkt schließlich, dass Grace sich bewähren darf, indem sie für alle Dorfbewohner*innen niedere Dienste verrichtet. Zum einen will er seinen Mitbürger*innen damit eine Lektion in Sachen Moral erteilen, zum anderen hat er sich in Grace verliebt und will sie in seiner Nähe behalten. Der Plan scheint zunächst aufzugehen, doch allmählich kippt die Stimmung in Dogville. Grace wird zunehmend erniedrigt und gedemütigt, muss sich in ihrer Not jedoch auf alles einlassen. Schließlich gibt es aber doch noch eine überraschende Lektion in Sachen Moral.
Mit Gordon Kampes „Dogville“ (Premiere: 11. März 2023) präsentierte das Aalto Musiktheater erstmals seit 15 Jahren wieder eine Uraufführung. Das Libretto basiert auf dem gleichnamigen, mehrfach ausgezeichneten Film des dänischen Regisseurs Lars von Trier aus dem Jahr 2003. Die Musikalische Leitung hatte Tomáš Netopil. Gordon Kampes fesselnde Neukomposition emanzipiert sich von Lars von Triers Film, indem darin ein deutlicher Fokus auf die Figur der Grace gelegt wird. Die Musik gibt Einblick in die menschliche Psyche und konfrontiert das Publikum mit dem Unsagbaren der archaischen Stoffvorlage. Auch Regisseur David Hermann konzipiert seine Inszenierung als Leidensweg der Grace, der am Ende zur Katastrophe führt. Lars von Triers minimalistisch-distanzierter Filmausstattung begegnet Bühnenbildner Jo Schramm mit einem Bühnenraum, der die sich zuspitzende und sich immer weiter dramatisierende Situation der Protagonistin Grace nachvollziehbar macht.
Information zur VR-Produktion „Die Wand (360°)“ am Schauspiel Essen:
Der Virtual Reality-Film „Die Wand (360°)“ nach dem Roman von Marlen Haushofer (Regie: Thomas Krupa) ist bereits die zweite VR-Arbeit am Schauspiel Essen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine namenlose Frau (Floriane Kleinpaß), die bei einem Wochenendausflug im Wald plötzlich von einer unsichtbaren, undurchdringlichen und endlosen Wand umgeben ist. Ihr Versuch, im Einklang mit ihrer natürlichen Umwelt zu (über-)leben, wird mit den Mitteln der Virtual Reality (VR-Artist Tobias Bieseke) zu einem sinnlich spürbaren Erlebnis.
Ab 7. Dezember 2023 bietet das Schauspiel Essen wieder die Möglichkeit, den Film via VR-Brille zu sehen. Neu ist in dieser Spielzeit, dass er in der neuen Spielstätte ADA im Grillo-Theater zu erleben ist. So erlebt den VR-Film jede*r für sich und doch zusammen.
Gefördert wurde das VR-Projekt von der Brost-Stiftung. In Kooperation mit collective archives.
Karten (€ 11,00) unter 02 01 81 22-200, per Mail unter tickets@theater-essen.de oder auf der Website www.theater-essen.de/...
Als Bildmaterial stellen wir Ihnen zur Verfügung:
- Porträt David Hermann (Foto: Pascal Bünning)
- Porträt Thomas Krupa (Foto: collective archives)
- Porträt Tobias Bieseke (Foto: privat)
- Szenenfoto „Dogville“ (Foto: Matthias Jung)
- Film-Ausschnitt „Die Wand“ (collective archives)