An den Universitäten gibt es feste Regeln, wie man Dozent und schließlich Professor wird. Wie aber wird man Fachleiter, Dozent im Vorbereitungsdienst? Zunächst gilt: Man muss ein sehr guter Lehrer sein, um zum Fachleiter berufen zu werden. Aufgabe eines Fachleiters ist aber nicht nur, guten Unterricht zu halten, er muss auch fähig sein, den Lehrernachwuchs, Absolventen der Universitäten, gut auszubilden.
"Der Freistaat Thüringen ist auf diesem Gebiet besonders fortschrittlich. Seit 2002 bietet er für praktizierende oder angehende Fachleiter ein 1 1/2 bis 2-jähriges berufsbegleitendes Studienprogramm an, in dessen Verlauf die Dozenten der zweiten Phase der Lehrerausbildung ihr berufliches Wissen und ihre Fertigkeiten vertiefen können, um angehende Lehrer auf ihren Beruf praktisch vorzubereiten.", sagt Dr. Andreas Jantowski, der Direktor des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm).
Allein im Jahre 2010 wurden über 60 neue Fachleiterinnen und Fachleiter bestellt. Sie alle haben sich inzwischen ihr "neues" Aufgabenfeld erschlossen. Dazu gehört die Ausbildung an den Studienseminaren zu gestalten, Unterricht nach neuesten Theorien zu planen und durchzuführen sowie im Unterricht der Lehramtsanwärter zu hospitieren und diesen danach zu besprechen, Beratung in der Ausbildung durchzuführen und schließlich die Leistung der jungen Lehrerinnen und Lehrer zu bewerten.
"Der Bedarf hält an. Die Fachleiter werden dringend mit vollem Einsatz gebraucht, denn mit dem zukünftig erhöhten Bedarf an neu einzustellenden Lehrerinnen und Lehrern im Freistaat Thüringen müssen auch in der zweiten Phase der Lehrerbildung erheblich mehr Ausbildungsplätze für Lehramtsanwärter bereit gestellt werden" stellt Frank Ahrens, Leiter des Praktikumsamts der Universität und Dozent in der Fortbildung Didaktik fest.
Fortbildung Didaktik - ein Thüringer Beitrag zur Qualifizierung von Fachleiterinnen und Fachleitern
Träger des Studienprogramms sind die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Thüringer Studienseminare und das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm). An jedem Montag während der Schulzeit arbeiten die Kolleginnen und Kollegen aus allen Schularten Thüringens an den Themen Unterrichten, Seminare halten, Diagnostizieren und Beraten sowie Beurteilen, und sie entwickeln daraus Ausbildungspläne für die angehenden Lehrer im Vorbereitungsdienst. Seit 2002 wurden in fünf Ausbildungszyklen über 100 Fachleiter bzw. Verantwortliche für Ausbildung erreicht.
Lehrerbildung hat heute hohe Prominenz
"Das Thema Lehrerbildung hat hohe Prominenz auf den Internetseiten der Länderministerien", sagt Privatdozentin Dr. Karin Kleinespel von der Friedrich Schiller-Universität. Und Heide Zschweigert, stellvertretende Leiterin des Gera-/Jenaer Studienseminars für die Gymnasiallehrerausbildung fügt hinzu: "Diese Prominenz verwundert nicht, denn die Qualitätsansprüche an Einrichtungen, die mit Lehrerbildung befasst sind - die Hochschulen, die Studienseminare und die Fortbildungsinstitute -, steigen".
Durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft preisgekrönt
Im Rahmen des Jenaer Modells der Lehrerbildung, zu dem auch das bekannte Praxissemester gehört, das alle Lehramtsstudierende der Friedrich-Schiller-Universität absolvieren, ist der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft auf die Fortbildung Didaktik aufmerksam geworden. Das Jenaer Modell wurde mit einem Preisgeld belohnt, mit dem u.a. die Fortbildung Didaktik für die nächsten 6 Jahre fortgesetzt werden kann. (Jena gehört zu den vier ausgezeichneten Standorten von 54 Bewerbern für diesen Preis).
Das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (TMBWK) unterstützt das Programm.
"Die Fortbildung Didaktik ist 2002 gegründet worden, um eine Brücke zwischen den Phasen der Lehrerbildung zu schlagen. Damals waren sich Universität, Studienseminare und das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) noch recht fremd. Seit 10 Jahren arbeitet man nun eng zusammen. Es ist ein dichtes Netzwerk der Kooperation entstanden, das zur hohen Qualität der Thüringer Lehrerbildung beiträgt. Heute, bei der Zertifikatsausgabe an die neuen Fachleiterinnen und Fachleiter ernten wir die Früchte unserer gemeinsamen Arbeit", freut sich der Gründer der Fortbildung Didaktik, der ehemalige Inhaber des Lehrstuhls für Schulpädagogik/Didaktik der Friedrich-Schiller-Universität, Professor Dr. Will Lütgert.