Medienberichten zufolge sollen an bis zu 50 DDR-Kliniken, darunter an der Universitätsklinik Jena, zu DDR-Zeiten Tests an Patienten ohne deren Wissen vorgenommen worden sein. "Wenn sich das bewahrheitet, wäre es ein ungeheuerlicher Vorgang, der sich weder mit dem ärztlichen Ethos noch mit den für solche Studien geltenden strengen Standards vereinbaren lässt. Er muss umfassend aufgearbeitet werden", so Matschie. Er werde sich dafür einsetzen, dass der Freistaat Thüringen dabei aktive Unterstützung leistet.
Nach Matschies Worten stehe dabei auch die Frage im Raum, welche Folgen die Tests für betroffene Patienten gehabt hätten. Medien berichten über Sterbefälle. Geklärt werden müsse, ob diese im Zusammenhang mit den pharmazeutischen Tests standen. Diese und zahlreiche andere offene Fragen weisen weit über einzelne Bundesländer hinaus. Matschie schlägt daher die Einrichtung eines Forschungsverbundes unter dem Dach der Deutschen Forschungsgemeinschaft vor. "Wir sollten hier länderübergreifend tätig werden. Einerseits gilt es die Unterlagen in den Kliniken der neuen Länder zu sichten. Andererseits müssen aber auch die Archive der Pharmafirmen geöffnet werden. Und es ist nach der Verantwortung des damals zuständigen Bundesamtes zu fragen", so Matschie.
Matschie fordert die betroffenen Pharmafirmen auf, sich bei der Aufklärung aktiv einzubringen. Die Rede ist von mehr als 50 teilweise renommierten westdeutschen und westeuropäischen Pharmaunternehmen, die in harter D-Mark zahlten. Für die DDR waren die Testreihen eine regelmäßige Devisen-Einnahmequelle.
"Die im Raum stehenden Vorwürfe haben eine Tragweite, die eine umfassende Aufarbeitung erfordert. Nur so können wir in der Zukunft die strikte Einhaltung wissenschaftlicher und medizinischer Standards garantieren", erklärt Matschie.