Bei den Jüngeren beider Geschlechter im Alter von 16 bis 24 Jahren sind es bereits 18 Prozent, die sich mit der Tatsache, reich sein zu können, anfreunden können. Die Älteren - und älter beginnt hier mit 35 Jahren - sind mit sieben Prozent wieder deutlich zurückhaltender. Selbst bei Personen ohne Arbeit hält nur jeder Zehnte den Anspruch, reich werden zu wollen, für sehr wichtig. Für nahezu die Hälfte (48 Prozent) der Deutschen ist reich sein als Lebensziel nicht wichtig. Die Finanzmarktforscher von TNS Infratest interviewten in einer bundesweiten telefonischen Befragung vom 12. bis 14. Juni 2007 insgesamt 1.106 Personen aus der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren.
Nicht nur die Tatsache, dass für so wenige Bundesbürger reich sein so wirklich wichtig ist - reich sein umfasst auch keinen großen Geldbetrag. Angesichts der Millionenbeträge, die im Spitzensport, Showbusiness oder anderswo verdient werden können, ist der gewöhnliche Steuerzahler eher bescheiden. Lediglich ein Drittel (32 Prozent) versteht unter reich sein mehr als 1,5 Millionen Euro zu besitzen. Für zwölf Prozent - also etwa jeden achten Bürger - bedeutet reich sein, etwa 150.000 Euro zu haben. Bei diesem Besitz kann es sich um Immobilieneigentum, Sparbücher, aber auch Aktien handeln.
Die bescheidensten Menschen leben in Ostdeutschland. Hier würden sich 22 Prozent bereits mit 150.000 Euro als reich empfinden. Entsprechend ihrer Auffassung von "finanziell reich" würden sich ein Fünftel (18 Prozent) der Deutschen auch mit 150.000 Euro am Lebensende begnügen. In Ostdeutschland sind dies sogar 25 Prozent, im Süden dagegen nur 13 Prozent der Bundesbürger. Im reichen Süden der Bundesrepublik wohnen offensichtlich auch die Anspruchsvolleren: hier möchte jeder Dritte (30 Prozent) am Lebensende gerne mehr als 1,5 Millionen Euro in seinem Besitz wissen.
Finanzieller Reichtum: Deutsche von Bescheidenheit geprägt
Sind die Hoffnungen der Deutschen schon sehr bescheiden, so fallen die Erwartungen noch geringer aus. Die Hälfte (52 Prozent) der Bundesbürger geht davon aus, dass ihr finanzieller Reichtum an ihrem Lebensende nicht mehr als 150.000 Euro betragen wird. Lediglich vier Prozent glauben, dass sie mehr als 1,5 Millionen Euro besitzen werden.
Vielfach ist die Zukunft für die Menschen äußerst ungewiss, denn ein Fünftel der Bevölkerung wagt erst gar keine Prognose über den möglichen finanziellen Kontostand abzugeben. Die doppelt belastete Generation der 45- bis 54- Jährigen bringt ihre Sandwichposition zwischen Vorsorge für die heutigen Rentner und zusätzlicher teurer Eigenvorsorge deutlich zum Ausdruck: jeder Vierte (26 Prozent) sieht sich außerstande, sein mögliches Vermögen am Lebensende schätzen zu können. Michael Finkbeiner, Pressesprecher von Pioneer Investments gibt zu bedenken: "Um seinen Lebensstandard auch im Alter halten zu können, ist es besonders wichtig, rechtzeitig mit dem Aufbau von Vermögen zu beginnen. Wer bereits in jungen Jahren mit der privaten Altersvorsorge beginnt, ist vor bösen Überraschungen im Alter sicherer. Denn eine Versorgungslücke kann so gut wie nicht mehr ausgeglichen werden."
Arbeitsethik vor Glücksspiel
Wie wollen die Menschen ihren Reichtum erreichen? Arbeitsethik schlägt hier Glücksspiel. Während ein Viertel (23 Prozent) die Hoffnungslosigkeit mit Humor zu schlagen versucht und auf einen Lottogewinn spekuliert, sieht die Hälfte der Bundesbürger (49 Prozent) die Lösung in harter Arbeit. Die Jüngeren im Alter bis 24 Jahre sehen dies deutlich stärker (69 Prozent) so, die heutigen Best Ager (55 bis 64 Jahre) deutlich weniger (29 Prozent). Ein Fünftel (21 Prozent) glaubt, soviel zu erben, dass es zum (individuellen) Reichsein reichen wird. Geringere Chancen als ein Lottogewinn oder eine Erbschaft erhält nur noch die reiche Heirat (sechs Prozent). Ein Traum mit einer stabilen Langzeitwirkung, denn jeder zehnte der jungen Erwachsenen im Alter von 16 bis 24 Jahre gibt sich dieser Hoffnung hin.
Investitionen in Aktien werden nur von jedem sechsten Deutschen (16 Prozent) als Weg zum Reichsein gesehen.
Investitionen in Wohneigentum werden gar nur von jedem Achten (zwölf Prozent) in Erwägung gezogen. "Das Häuslebauen dient vielen Deutschen immer noch primär der eigenen unmittelbaren Lebensqualität und nicht dem Gelderwerb", sagt Bernhard Keller, Director Finanzmarktforschung bei TNS Infratest.
Deutlich wird auch, dass die Gründung einer eigenen Firma nur sehr bedingt als Mittel zum Reichwerden betrachtet wird. Lediglich 13 Prozent sehen in der Selbständigkeit auch den Weg ins finanzielle Glück. Allerdings stehen die jungen Bundesbürger der Idee eines eigenen Unternehmens etwas aufgeschlossener gegenüber. Die 16- bis 24-Jährigen zu 17 Prozent und die 25- bis 34-Jährigen zu 19 Prozent.
In der Wahl des Weges zum bescheidenen "Reichtum" wird die soziale und wirtschaftliche Lage in den Ländern Deutschlands deutlich sichtbar: die harte Arbeit wird in Ostdeutschland deutlich weniger häufig genannt, ebenso Investitionen in Aktien oder Wohneigentum. Dafür wird der Lottogewinn (31 Prozent) deutlich häufiger genannt.
Obwohl sich die Menschen in Deutschland weder in ihrer Bewertung von finanziellem Reichtum noch in ihren Erwartungen an die Zukunft von den Bürgern Frankreichs oder Großbritanniens unterscheiden, setzen sie sich in der Konsequenz eines potenziell eintretenden Reichtums deutlich ab: die Hälfte der Deutschen (48 Prozent) würde keine dramatischen Veränderungen vornehmen und das Glück schlicht genießen. Jeder Siebte (14 Prozent) würde die Firma gründen, von der er oder sie schon immer geträumt hat. Etwa jeder zehnte Bundesbürger würde seine Zeit mit Reisen in exotische Länder (elf Prozent) verbringen. Den Rest des Lebens im Land der Träume weilen, betonen acht Prozent.
Nur fünf Prozent sagen, sie würden ihren Arbeitsplatz verlassen und nichts mehr tun wollen.
"Finanzdienstleister können beim Vermögensaufbau da helfen, wo es den Bürgern am wichtigsten ist: Die Menschen wollen über Produkte besser und vor allem verständlicher informiert werden. Das ist wenig erstaunlich, wollen sich doch die meisten Menschen am liebsten gar nicht mit Finanzprodukten beschäftigen", so Keller. "Am liebsten gehen die Menschen unseren Umfragen zufolge zu ihrer Hausbank, und am liebsten würden sie sich in einer unkomplizierten Sprache beraten lassen. Sicherlich ein Weg, dass dadurch mehr Deutsche größeres Vertrauen in Aktieninvestitionen auf dem Weg in den persönlichen finanziellen Reichtum fassen können." Auch Michael Finkbeiner sieht darin eine wichtige Aufgabe für die Finanzdienstleiter: "Die Qualität in der Beratung ist entscheidend. Außerdem ist es unser Anliegen als Produktlieferant, Plattformen zu generieren, auf denen sich die Menschen über ihre individuelle Finanzsituation informieren können."