Am vergangenen Freitag, 15. Dezember, wurde ein wichtiger Schritt im Bereich Klimaschutz der Plattform Zukunft Tourismus getan, als sich die Initiativen Futouris / KlimaLink, der Deutsche Klimafonds Tourismus (DKT) sowie die Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele / reCET zum Auftakttreffen zusammengefunden haben. Das Thema: „Treibhausgasemissions-Berechnung in der Tourismuswirtschaft“.
Alle drei Klimaschutz-Initiativen beschäftigen sich bereits intensiv mit diesem Thema, je mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der Zielsetzung. Jetzt gilt es, gemeinsame Grundlagen zu Emissionsberechnungen bei Überschneidungspunkten auszuarbeiten.
Das sog. „Initiativenbündel“ hatte an diesem Freitag in das Verbändehaus in Berlin Mitte eingeladen. Der vielfältige Teilnehmer:innenkreis bestand aus den drei Klimaschutz-Initiativen sowie aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, z.B. der Deutschen Zentrale für Tourismus und dem Statistischen Bundesamt. Es wurde ein erster Bericht zu Abgrenzungen und Überschneidungen der verschiedenen Klima-Vorhaben zusammengetragen und gemeinsame Ziele für die Arbeitsgruppe „Treibhausgasemissions-Berechnung in der Tourismuswirtschaft“ bestimmt. Die Teilnehmer:innen einigten sich unter anderem auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit sowie einen regelmäßigen Austausch zur Weiterentwicklung von Berechnungsmethoden zu Emissionen im Tourismus. Außerdem wurde über bestehende Herausforderungen im Bereich der Treibhausgasbilanzierung gesprochen.
Die drei Klimaschutz-Initiativen wollen an einem Strang ziehen
Die einzelnen Klimaschutz-Initiativen befürworten den kontinuierlichen Austausch zu den Berechnungsstandards. Dabei verfolgt jede der drei Klimaschutz-Initiativen verschiedene Ziele.
Bei Futouris und KlimaLink liegt der Fokus auf den Emissionen von Reiseprodukten: Im Futouris-Branchenprojekt „Klimabewusst reisen“ wurde eine erste Fassung für eine gemeinsame Berechnungsgrundlage für Produkt-Klimafußabdrücke von Reisen erarbeitet. Ab 2024 werden einheitliche Emissionsdaten auf Basis dieses Standards über die zu diesem Zweck gegründete KlimaLink Plattform für die Branche verfügbar gemacht. Ziel ist die Transparenz des Klimafußabdruckes von Urlaubsreisen am Point-of-Sale. Dadurch werden Reisende für klimabewusste Reiseentscheidungen sensibilisiert und Vertriebsmitarbeiter:innen befähigt, zur Klimawirkung von Reisen konkret zu beraten. Reiseveranstaltern dienen die Daten zudem als Grundlage für eine klimafreundlichere Produktgestaltung.
Der Deutsche Klimafonds Tourismus (DKT) hat das Ziel, die gesamten Treibhausgasemissionen der deutschen Tourismuswirtschaft zu erfassen und gleichzeitig ein Finanzierungsinstrument für Projekte in deutschen Destinationen zu entwickeln, die Emissionen einsparen. In Kooperation mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wird die Klimabilanz der deutschen Tourismusbranche mithilfe eines standardisierten Berechnungsverfahrens ermittelt. Parallel dazu erfolgen detaillierte Emissionsberechnungen für Unternehmen und Destinationen. Diese dienen als Grundlage für wissenschaftlich fundierte Projekte zur Reduzierung von Emissionen.
Im Rahmen der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele wurde letztes Jahr unter fachlicher Begleitung der Nachhaltigkeitsberatung reCET ein Pilotprozess zur Messung der Treibhausgasemissionen in zehn Destinationen durchgeführt. Das Ziel war die Schaffung einer datenbasierten Grundlage für Klimaschutzmaßnahmen und ein systematisches Klimaschutzmanagement. Die ausgereifte Methode "Bottom-up", entwickelt in verschiedenen Forschungsarbeiten und Pilotprojekten, ermöglichte eine umfassende Erfassung aller relevanten CO2-Emissionen im Tourismus einer Region, quantifiziert durch die Nutzung touristischer Leistungen vor Ort. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in einem Positionspapier festgehalten und bilden die Grundlage für die laufende Erprobung des ergänzenden "Top-down"-Ansatzes. Die Initiative setzt sich dafür ein, bewährte Erkenntnisse zu nutzen, um klare Erhebungsmethoden und Standards zu etablieren.
Durch diese Kollaboration auf Augenhöhe wird sichergestellt, dass sich die Bemühungen beim Thema Treibhausgasbilanzierung im Tourismus gegenseitig ergänzen und bereits gemachte Erfahrungen berücksichtigt werden.
Der Klimaschutz ist eine zentrale Zukunftsherausforderung für die Tourismusbranche. Akzeptierte Standards für die Berechnung der Treibhausgasemissionen im Tourismus beschleunigen und erleichtern die Klimaschutzbemühungen im Tourismus. Sie bilden die Grundlage, um Erfolge im Klimaschutz zu dokumentieren und über den Klima-Fußabdruck von Reisen zu sensibilisieren.
Die drei gebündelten Initiativen werden sich im ersten Quartal 2024 erneut treffen, um das Thema der Vereinheitlichung von Standards zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Tourismus ganzheitlich voranzutreiben.
Über die Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele
Die Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele ist eine Partnerschaftsplattform von nachhaltigkeitsengagierten Destinationen des Deutschlandtourismus. Ziel der Initiative ist es, Kräfte und Ideen zu bündeln, sich auf Augenhöhe über Themen aus dem Bereich Nachhaltigkeit auszutauschen, um gemeinsam auf Arbeitsebene exzellente Lösungen zu entwickeln. Die Partner der Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele vernetzen sich, um Herausforderungen gemeinsam zu meistern, Best Practices und „Lessons Learned“ auszutauschen, sowie gemeinsame Projekte voranzutreiben, die die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus forcieren und verbreiten sollen. Institutionell ist die Geschäftsstelle der Exzellenzinitiative bei der TourCert gGmbH angesiedelt.
Über reCET
reCET create.empower.transform UG (haftungsbeschränkt) ist eine von Martin Balas und Nadine da Cruz Oliveira neu gegründete Kreativagentur und Nachhaltigkeitsberatung mit dem Schwerpunkt Tourismus und Kultur. reCET befähigt Menschen und Unternehmen, Zukunftslösungen umzusetzen und schafft Kreativräume für Entwicklungsprozesse. reCET begleitet vor allem Unternehmen, Organisationen und öffentliche Einrichtungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmanagements, Diversity-Strukturen und Strategieprozessen. Martin Balas gilt als Spezialist für den Bereich Nachhaltiger Tourismus, Nachhaltigkeitsstandards, Zertifizierungen und insbesondere Nachhaltige Destinationsentwicklung in Deutschland und Europa.
Über Futouris
Seit mehr als 10 Jahren steht die 2009 gegründete Nachhaltigkeitsinitiative Futouris e.V. für die Bewahrung des natürlichen und kulturellen Erbes unserer Welt und eine nachhaltige Gestaltung des Tourismus. Gemeinsam entwickeln die bei Futouris engagierten Unternehmen Modellprojekte und Innovationen, die für mehr Verantwortung und Nachhaltigkeit im Tourismus stehen. Mitglieder des gemeinnützigen Vereins sind sowohl Mittelständler als auch Marktführer, nationale und internationale Unternehmen. Was sie vereint, ist der gemeinsame Spirit. Mitglieder und ihre Projekte wirken nicht nur in den Destinationen - Ergebnisse werden auch im eigenen Unternehmen in die Praxis umgesetzt. Um die höchsten Standards bei der Qualifizierung der weltweit aufgestellten Projekte zu gewährleisten, wird Futouris von einem international besetzten Wissenschaftsbeirat unterstützt, der beratend bei der Projektentwicklung mitwirkt und die Projekte akkreditiert. Der Deutsche Reiseverband (DRV) sowie der Österreichische Reiseverband (ÖRV) unterstützen die Ziele von Futouris und engagieren sich aktiv im Rahmen einer Schirmherrschaft.
Über KlimaLink
Der Verein KlimaLink ist im Oktober 2022 aus dem Branchenprojekt „Klimabewusst reisen“ von Futouris und dem Deutschen Reiseverband DRV hervorgegangen. Ziel ist die transparente Darstellung von Klimafußabdrücken von Reisen an den Points-of-Sale auf Basis eines einheitlichen Berechnungsstandards. Hierzu werden die Emissionsdaten für alle relevanten Reisebestandteile (u.a. Flug, Hotel, Zug, Bus, Auto) auf einer zentralen Plattform für Unternehmen, aber auch für die Reisenden verfügbar gemacht. Als Mitglieder von KlimaLink engagieren sich neben Futouris die großen Reiseverbände der DACH-Region Deutscher Reiseverband (DRV), Österreichischer ReiseVerband (ÖRV) und Schweizer Reise-Verband (SRV), weitere Verbände sowie zahlreiche Unternehmen und Organisationen der Branche.
Über den DKT
Das vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) initiierte DKT-Projekt wird von der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Ziel des Deutsche Klimafonds Tourismus (DKT) ist es, die deutsche Tourismusbranche fachlich und finanziell darin zu unterstützen, langfristig wirksame Treibhausgasreduktionen zu erreichen, um einen Beitrag zu Erreichung der vereinbarten nationalen Klimaschutzziele und Treibhausgasneutralität zu leisten. In Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wird erstmalig ein branchenspezifischen Treibhausgasinventars für die Tourismuswirtschaft entwickelt, um die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen entlang der gesamten touristischen Wertschöpfungskette zu überprüfen. Mit dem DKT soll es erstmalig ein Finanzierungsmodell geben, das Klimaschutzmaßnahmen aus der Branche für die Branche finanziert.