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Himmelswege Sachsen-Anhalt

Von mächtigen Fürsten geschmiedet - Himmelsscheibe von Nebra

(lifePR) (Magdeburg, )
Die Himmelsscheibe von Nebra gilt als einer der bedeutendsten archäologischen Funde unserer Zeit, wie Ötzi oder das Grab des Pharao Tut-ench-Amun. Sie ist die älteste konkrete Himmelsdarstellung der Welt. Seit Raubgräber die Scheibe 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra entdeckten, ist sie durch ganz Europa gereist. Ab 23. Mai 2008 wird der 3.600 Jahre alte astronomische Kalender dauerhaft im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu sehen sein. Nach umfangreicher Sanierung öffnet dann das Museum wieder für Besucher und wartet mit einer neuen Ausstellung zur frühen Bronzezeit auf, in der man das Original der Himmelsscheibe bestaunen kann.

Vermutlich als "Gabe an die Götter" wurde die Himmelsscheibe zusammen mit zwei wertvollen Schwertern, zwei Beilen, zwei Armspiralen und einem Meißel auf dem Gipfel des Mittelberges bei Nebra (Burgenlandkreis) vergraben. Als sie Raubgräber 1999 in aller Heimlichkeit ausgruben, brachten sie damit einen Wissensspeicher unserer bronzezeitlichen Vorfahren wieder ans Tageslicht, die damals noch keine Schrift kannten und ihre Weltsicht in Gold und Bronze auf der Scheibe verewigten. Der Fund ist eine Art vorgeschichtlicher Taschenkalender aus einer Zeit, von der mancher längst alles zu wissen glaubte.

"Die Himmelsscheibe gilt zu Recht als Jahrhundertfund", sagt Landesarchäologe Dr. Harald Meller, der auch das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle leitet. "Als Himmelsabbildung liefert sie uns Informationen über das astronomische Wissen vorzeitlicher Menschen, die wir in dieser Komplexität bislang nicht kannten, und ermöglicht einen umfassenden Blick in die geistige Welt vor 3.600 Jahren." Das Weltbild der damaligen Menschen wartete auch für die Archäologen mit einigen Überraschungen auf.

Die zwei Kilogramm schwere, aus einem Stück gegossene Bronzescheibe ist fast kreisrund und hat einen Durchmesser zwischen 31 und 32 Zentimetern. Deutlich sind ein Schiff als mythisches Element in seiner Fahrt über den Himmelsozean, Sonne, Mond, Sterne und - als Ansammlung von sieben Goldpunkten - der Sternenhaufen der Plejaden zu erkennen, die in vielen alten Kulturen als Kalendersterne gelten, weil sie im Lauf eines Jahres genau einmal auf- und untergehen. Am Rand der Scheibe waren zwei

Horizontbögen aufgebracht, einer wurde vor der Niederlegung der Scheibe vermutlich abgerissen. Die dünnen Bleche wurden mit einem Hammer in die Vertiefungen getrieben. Für die Archäologen steht heute fest, dass sich die bronzezeitlichen Menschen die Erde bereits als flache Scheibe vorstellten, die von einem Himmel kuppelförmig überwölbt wird. Sie hatten erstaunliches astronomisches Wissen und Kontakte nach ganz Europa und darüber hinaus.

Die Scheibe diente sehr wahrscheinlich dazu, die Abweichungen zwischen Mondkalender und Sonnenjahr in Einklang zu bringen, wozu die frühen Astronomen Kalenderregeln aus dem Zweistromland (Babylon) nutzten. Der astronomische Hintergrund: Das zur Jahreszeitenbestimmung genutzte Sonnenjahr dauert 365 Tage. Der Mondkalender, der zur Gliederung dieses Jahres diente, hat dagegen nur 354 Tage. Die Lösung: Ungefähr alle drei Jahre musste ein "Schaltmonat" eingefügt werden. Diese Regel ist in einem babylonischen Keilschrifttext niedergelegt, der 1000 Jahre jünger ist als die Himmelsscheibe. Ob das Wissen um die Schaltregel von Babylon nach Mitteldeutschland kam oder hier eigenständig erworben wurde, ist noch nicht geklärt.

Die Archäologen gehen davon aus, dass die Scheibe einst am Hof eines mächtigen Fürsten geschmiedet wurde. "In der frühen Bronzezeit, etwa 2200 bis 1600 vor Christi, waren Mitteldeutschland und die Region des heutigen Sachsen-Anhalt eines der wirtschaftlichen und geistigen Zentren im vorgeschichtlichen Europa", erklärt Anja Stadelbacher, Archäologin am Landesamt für Denkmalpflege. Zum ersten Mal bildete sich hier eine stark hierarchische Gesellschaft, wie aus dieser Zeit stammende Fürstengräber in Leubingen und Helmsdorf (Sachsen-Anhalt) belegen. "Im Umkreis dieser Fürsten konzentrierte sich das Wissen der damaligen Zeit. Die Archäologen gehen davon aus, dass die Scheibe zwischen 100 und 400 Jahre in Gebrauch war und wissen, dass sich ihr Inhalt und ihre religiöse Bedeutung mehrmals verändert haben.

Das auf der Himmelsscheibe verewigte Wissen kannten auch die Erbauer des Steinkreises von Stonehenge oder des mit 7.000 Jahren viel älteren Sonnenobservatoriums von Goseck. In vorgeschichtlicher Zeit baute man Anlagen, um Visierlinien zu astronomischen Phänomenen zu erhalten. So ist die große Allee in Stonehenge auf die Sommersonnenwende am 21. Juni ausgerichtet, die Tore des Gosecker Observatoriums sind auf die Wintersonnenwende am 21. Dezember gerichtet. Auch auf dem Mittelberg gibt es so eine Visierlinie, ein natürliches Observatorium. Von hier beobachteten die Menschen in der Vorgeschichte jeweils am 21. Juni den Untergang der Sonne hinter dem rund 80 Kilometer entfernten Brocken und konnten so unter anderen Saat- und Erntetermine bestimmen.

Die Frage um die Echtheit der Scheibe, die immer wieder Anlass zu heftigen Diskussionen war, ist mittlerweile geklärt. "Wir wissen das auch aus Metallanalysen", so Stadelbacher. "Die Zusammensetzung der Metalle in der Scheibe ist typisch für die frühe Bronzezeit. Die Patina ist eine grobkörnige Malachit-Patina, die man nicht fälschen kann. In der Korrosion haben wir Bodenhaftungen vom Mittelberg gefunden und wissen so, dass sie tatsächlich von dort ist."

Wie bedeutend ihr Fund vom Mittelberg ist, wussten die Raubgräber 1999 nicht gleich und hielten die Himmelsscheibe zunächst für einen alten Eierdeckel und dann für den Teil eines Schildes, da sie auch die Schwerter entdeckten. Sie waren eigentlich auf den Berg gegangen, um nach militärischen Stücken zu suchen. In Sachsen-Anhalt gilt - wie in dreizehn der sechzehn Bundesländer - das "Schatzregal". Das bedeutet, dass wissenschaftlich wertvolle Funde dem Land gehören und abgegeben werden müssen. Doch erst am 23. Februar 2002, nach einer krimireifen Odyssee, kamen die Stücke bei einer fingierten Verkaufsaktion in die Hände des Landesarchäologen. Dr. Harald Meller spielte im Baseler Hilton Hotel in der Schweiz den Lockvogel für die Polizei: "Mir war schon etwas mulmig zu Mute", erzählt er. "Einer der Hehler trug die Himmelsscheibe unter einem Handtuch am Bauch. Ich musste so tun, als wollte ich die Echtheit der Stücke mit verschiedenen Flüssigkeiten prüfen, die ich vor Aufregung dann auch noch vertauscht habe", so Meller. Die Polizei griff zu. Die Raubgräber wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Mit der Himmelsscheibe haben Meller und seine Kollegen auch ein Stück Identität nach Hause geholt, denn der Stolz auf die bronzezeitlichen Himmelsgucker und ihr 3.600 Jahre altes Werkzeug ist vielen Sachsen-Anhaltern gemein. "Wir werden sehr oft gefragt: Wann ist denn unsere Scheibe wieder zu sehen?", erzählt der Öffentlichkeitsarbeiter des Museums, Dr. Michael Schefzik. Mit der Wiedereröffnung des Landesmuseums für Vorgeschichte am 23. Mai 2008 ist es endlich soweit. Dann ist die touristische Erlebnisroute "Himmelswege" im Süden Sachsen-Anhalts komplett. Neben dem Landesmuseum gehören das multimediale Archäologie-Erlebniszentrum "Arche Nebra" in Wangen unweit des Fundortes der Himmelsscheibe am Mittelberg, das Grab der Dolmengöttin von Langeneichstädt und das Sonnenobservatorium in Goseck zur Route.

Informationen zur neuen Erlebnisroute "Himmelswege" gibt es über das Info-Telefon Sachsen-Anhalt und im Internet unter www.himmelswege.de.
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