Vom Renaissancegarten zum öffentlichen Stadtpark
Das 1577 - 1582 von dem Gottorfer Herzog Adolf (1526 - 1586) als dreiflügelige Wasserburg errichtete »Schloss vor Husum« diente den Herzoginnen Augusta (1580 - 1639), Schwester des Dänenkönigs Christian IV., sowie der sächsischen Prinzessin Maria Elisabeth (1610 - 1684), Gemahlin von Herzog Friedrich III., als Witwensitz. In dieser Zeit verfügte die fürstliche Residenz über einen repräsentativen Lustgarten mit Orangerie und Lusthaus sowie über einen Nutzgarten zum Anbau von Obst und Gemüse.
Die Gesamtanlage besteht aus drei Bereichen: Westlich der Schlossinsel liegt der äußere Schlosshof, der von einer Mauer mit aufwändigem Renaissanceportal umschlossen ist.
Auf der von einem Wassergraben umgebenen Insel befinden sich östlich und südlich des Schlosses zwei schmale Geländestreifen, die als intimer Blumengarten angelegt waren. Im Norden von Insel und Schlosshof erstreckte sich ein durch orthogonale Wegeachsen unterteilter annähernd quadratischer Garten, der in Abgrenzung zum »Kleinen Garten« auf der Schlossinsel »Großer Garten« hieß. Beide Gärten wurden unter Maria Elisabeth im barocken Stil der Zeit modernisiert. Der »Kleine Garten« diente als »giardino segreto« der Erholung und Belehrung, aber auch zum Anbau von Wein und anderem Edelobst. Kennzeichnend ist die für ihre Zeit fortschrittliche axialsymmetrische Anlage an Stelle der bislang üblichen additiv aneinander gereihten Beete. Die Aufstellung von Kübelpflanzen, die Anlage von Spiegelmonogrammbeeten sowie eine Laube und ein Pavillon ergänzten die barocke Ausstattung des fürstlichen Gartens. 1721 fiel das Herzogtum Schleswig an die dänische Krone. Die Gärten verwandelten sich in Ackerflächen, Weideland und Pachtgärten.
1878 erwarb die Stadt Husum das Gelände. Auf der Fläche des Großen Gartens entstand in der Folgezeit ein naturnaher Park mit weiten Rasenflächen, Baumgruppen und geschwungenen Wegen, den der Hamburger Gartenarchitekt Rudolph Jürgens (1850 - 1930) entworfen hatte.
Seit 1994 steht der Husumer Schlossgarten unter Denkmalschutz. Im Rahmen eines gartenhistorischen Gutachtens (1995/96) wurden eine Bestandsaufnahme und ein Entwicklungsplan erstellt. Zahlreiche restauratorische Maßnahmen fanden seitdem statt. Im Gegensatz zu dem kontinuierlich genutzten Stadtpark trat der mit den Jahrhunderten verwilderte »Kleine Garten« erst jetzt wieder ins Interesse der Öffentlichkeit. Ein vom Kreis Nordfriesland ausgeschriebener Wettbewerb im Sommer 2002 lieferte Entwürfe für einen Garten, der vom Schlossmuseum aus zugänglich sein soll. Der erste Preis fiel auf die Arbeit des Büros K+K (Landschaftsarchitekten M. Kessler und C. Krämer, Flensburg), das unter Aufnahme der historischen Achsbezüge und Beeteinteilung zu einer modernen Lösung in zeitgenössischer Formensprache fand. Die Pflege des Gartens übernehmen Auszubildende des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerkes.
Chronologie
um 1580
erster Renaissancegarten überliefert
ab 1660
barocke Umgestaltung des Gartens unter Herzogin Maria Elisabeth (1610 - 1684)
1721
Die Residenz fällt an das Königreich Dänemark
1878
Die Stadt Husum erwirbt den Garten; Neugestaltung zum öffentlichen Stadtpark
1994
Eintragung in das Denkmalbuch des Landes
1995/1996
gartenhistorische Bestandsaufnahme und Entwicklungsplan
2002
Wettbewerb zur Neugestaltung des »Kleinen Gartens«
2007/2008
Umsetzung der Entwürfe durch den Kreis Nordfriesland mit Hilfe von Fördermitteln des Landes Schleswig-Holstein und Sponsorengeldern:Nospa Kulturstiftung Nordfriesland, Vermächtnis Johan van Wouwer, Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk, Förderverein Schloss vor Husum, Stadtwerke Husum, Stiftung zur Erhaltung des Husumer Stadtbildes.
Schloss vor Husum - Besondere Ausstellungen und Veranstaltungen Ausstellung
Horst Janssen und seine Künstlerfreunde Dachgalerie Schloss vor Husum 4. Juni bis 31. August 2008
Ausstellung
Gartenhistorie in Schleswig-Holstein
Zur Eröffnung des "Kleinen Gartens" des Schlosses vor Husum Ausstellung Landesamtes für Denkmalpflege zur Gartenhistorie in Schleswig-Holstein 4. Juni bis 31. Oktober 2008
Husumer Schlossvergnügen
am 7. Juni 2008 zur Eröffnung des Herzoginnengartens und der Dachgalerie im Schloss vor Husum 11-17 Uhr, freier Eintritt
Führungen in historischen Gewändern durch das Schloss vor Husum Herzog Friedrich III. und Herzogin Maria Elisabeth führen Besucher durch die Räume des Schlosses. Dabei werden auf amüsante Weise historische Fakten mit Anekdoten des herzoglichen Hofes verbunden.Juni bis September jeweils sonntags 11.30 Uhr und nach Voranmeldung
Vortragsreihe zur Gartenhistorie in Schleswig-Holstein Rittersaal Schloss vor Husum Mittwoch, 11. Juni 2008, 19.00 Uhr Dr. von Hielmcrone - "Narzissus und Tulipan" - Zur Geschichte des Husumer Schlossgartens
Donnerstag, 3. Juli 2008, 19.00 Uhr Jörg Matthies M.A. - Fürstliche Gartenkunst in Schleswig-Holstein von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert
Donnerstag, 17. Juli 2008 Dr. Dietrich Roth - Das Moller Florilegium im Rahmen der Blumenalben Hans Simon Holtzbeckers
Mittwoch, 17. September 2008, 19.00 Uhr Dr. Ulrich Schneider - Der Neuwerkgarten von Schloss Gottorf - Die Wiedergeburt einer barocken Anlage
Schloss vor Husum, König-Friedrich V. Allee, 25813 Husum, Tel.+49(4841)8973130 oder +49(4841)2545
Öffnungszeiten:
März bis Oktober täglich außer montags von 11 - 17 Uhr November bis Februar samstags/sonntags von 11 - 17 Uhr
Unkostenbeitrag für die Vortragsreihe jeweils 4 Euro (Erwachsene), ermäßigt 2 Euro
Kreis Nordfriesland - Kulturamt
Johanna Jürgensen
Schloss vor Husum König-Friedrich V. -Allee 25813 Husum Tel.+49(4841)8973100
Museumsverbund Nordfriesland
Dr. Astrid Fick Herzog-Adolf-Straße 25 25813 Husum
Tel. +49(4841)2545