Haushohe Fahnen in handylosen Zeiten
Über die Jahrhunderte hinweg haben die Prozessionen in den verschiedenen Orten Oberbayerns eigene Charakteristika entwickelt. In Mittenwald darf die Junggesellenbruderschaft als ältester Verein mit haushohen Fahnen an der Prozession teilnehmen. In Lenggries ist es sogar eine 14,5 Meter hohe "Hochwürdig-Gut-Fahne", die voran getragen wird. Sie diente nicht zuletzt der Kommunikation in handylosen Zeiten: Wurde die Fahne geschwungen, wussten der spähende Messner und die Kanoniere, dass es Zeit für Glockengeläut und Böller war. Das Abfeuern von Geschützen und Gewehrsalven wurde bereits nach dem 30-jährigen Krieg vielerorts eingeführt und auf die unsicheren Zeiten damals ist es auch zurückzuführen, dass Schützen mit von der Partie sind.
Deutschlands einzige Seeprozession
Über einen 60 Meter langen Blütenteppich schreiten die Gläubigen in Ingolstadt, der einst vom Canisiuskonvikt und heute vom katholischen Frauenbund ausgebreitet wird. Und auch im Fischerdorf Seehausen am Staffelsee widmen sich die Einwohner tagelangen Vorbereitungen. Hier findet die einzige Seeprozession Deutschlands statt, bei der das Allerheiligste zur Insel Wörth geleitet wird - an den Platz, auf dem über Jahrhunderte die Pfarrkirche stand. Die einzige Seeprozession Deutschlands geht auf das Jahr 1935 zurück.
Im Berchtesgadener Land ist es die Prozession in Anger, die zu den schönsten der Region zählt. Sie führt zum idyllisch gelegenen Höglwörther See und dem ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift. In Bad Wiessee am Tegernsee bewegt sich der feierliche Zug an der Seepromenade entlang über den Dorfplatz zur Pfarrkirche Maria-Himmelfahrt, im nur wenige Kilometer entfernten Gmund führt der Weg zum Gut Kaltenbrunn, von dem aus man einen phantastischen Blick über den Tegernsee genießt.