Vor etwa 542 Millionen Jahren entwickelte sich in den Urozeanen erstmals komplexes Leben. Gliederfüßer wie die Trilobiten bevölkerten in zahlreichen Arten die Meere und wurden zu Leitfossilien des Erdaltertums. Das Devon, das "Zeitalter der Fische", war durch eine Fülle von Leben in den Meeren, Flüssen und Süßwasserseen gekennzeichnet. An Land lebten die ersten Insekten.
Aus einer Linie der Amphibien entwickelten sich die Reptilien. Da sie ihre Nahrung an Land erbeuteten und Eier mit fester Schale legten, machten sie sich vom Lebensraum Wasser unabhängig. Im Perm, als fast alle Landmassen der Erde im Superkontinent Pangäa zusammengeschlossen waren, wurden die Reptilien zur vorherrschenden Gruppe der Wirbeltiere. Die Reptilien, denen auch die Fossilien aus der Korbacher Spalte zuzuordnen sind, entwickelten erste Säugetier-Merkmale. Doch am Ende des Perm löschte ein großes Massensterben einen Großteil der auf der Erde und in den Meeren lebenden Tierarten aus.
Nach diesem Massenaussterben ordnete sich das Leben neu. Neben die säugetierähnlichen Reptilien traten nun zunehmend die Archosaurier. Aus diesen gingen vor etwa 235 Millionen Jahren wiederum die Dinosaurier hervor, welche sich in Jura und Kreide zu den Herrschern der Erde entwickelten. Ihre Verwandten, die Flugechsen, eroberten den Himmel, während die Ichthyosaurier und Plesiosaurier in das Meer zurückkehrten.
Einem weiteren großen Massenaussterben am Ende der Kreidezeit fielen schließlich die Dinosaurier zum Opfer. Die Säugetiere, die während des Erdmittelalters als unscheinbare, rattengroße Tiere im Schatten der Dinosaurier gelebt hatten, nutzten die nun frei gewordenen Lebensräume, um sich auf der ganzen Erde zu verbreiten. Auch die Vögel, bis heute überlebende Verwandte der Dinosaurier, nutzten die entstandenen ökologischen Nischen.
Das Wolfgang-Bonhage-Museum nimmt nun die zeitliche Nähe des größten Artensterbens der Erdgeschichte vor 251 Millionen Jahren zur Fossilienlagerstätte Korbacher Spalte zum Anlass, während der Zeitreise durch die Geschichte des Lebens auch einen Blick auf dessen Wendezeiten zu werfen.
Der Beginn der Zeitreise liegt aber in unserer heutigen Zeit. Denn auch heute ist die Artenvielfalt auf der Erde bedroht. Nur ist es diesmal der Mensch selbst, der dabei ist, ein großes Artensterben herbeizuführen. Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt daher mit lebensechten Präparaten und Inszenierungen aktuell bedrohter und bereits ausgestorbener Tierarten in einer Arche - dem Symbol der Artenvielfalt auf der Erde.
Bedeutendes hessischen Regionalmuseum
Nicht nur die großartigen Sonderausstellungen locken jährlich viele tausend Besucher in das Korbacher Museum. Es gehört zu den bedeutendsten hessischen Regionalmuseen. Ausgezeichnet mit mehreren Preisen für Architektur und Didaktik ist für Gäste des Waldecker Landes ein Museumsbesuch in Korbach eine Pflicht, die sich jedoch schnell zur Kür entwickelt.
In einzigartiger Weise verbindet der 1997 entstandene Neubau moderne Architektur mit historischer Bausubstanz. Unter einem gemeinsamen gläsernen Dach finden sich ein gotisches Steinhaus, Fachwerkbauten des 18. und 19. Jahrhunderts und zeitgenössische Architekturkabinette zu einem neuen Ensemble zusammen, das sich in das bauliche Umfeld einfügt, ohne Vergangenes zu rekonstruieren. Im Museum öffnen sich dem Besucher immer wieder neue Ausblicke: So thront beispielsweise über allem der mächtige Turm der Kilianskirche, der aus verschiedenen Blickwinkeln, einem Gemälde gleich, immer wieder ins Auge sticht.
Das Museum bietet heute auf etwa 1700 Quadratmetern Ausstellungsfläche einen Rundgang durch die Geschichte der Stadt und der Region. Schwerpunkte der Ausstellung sind zudem die Abteilungen zum Gold-, Eisen- und Kupferbergbau sowie zur Korbacher Spalte. Aber nicht nur die Erwachsenen kommen bei einem Besuch des Wolfgang-Bonhage-Museums auf ihre Kosten – das Haus zeichnet sich durch eine besondere Kinderfreundlichkeit aus. So gibt es in jeder Abteilung - immer mit der Farbe gelb gekennzeichnet - ein Thema oder ein Ausstellungsstück, das sich besonders an Kinder richtet.
Die Entdeckungstour durch die Geschichte führt beispielsweise zu den Anfängen Korbachs als Marktplatz und kirchliches Zentrum vor mehr als 1000 Jahren und in die Zeit, in der Korbach zum Städtebund der Hanse gehörte. Zu sehen gibt es unter anderem die älteste Bürgermeisterkette Deutschlands sowie modernste Hochgeschwindigkeitsfahrradreifen "made in Korbach".
Schwerpunkt der Bergbauabteilung ist natürlich das Gold vom Korbacher Eisenberg, der wichtigsten Goldlagerstätte Deutschlands. Man erfährt, woher das Gold stammt, wie es den Weg in die Bäche findet, wie Gold unter dem Mikroskop aussieht und wofür man eigentlich Gold braucht.
Auch Freunde des urzeitlichen Getiers werden im Korbacher Museum nicht enttäuscht. Ein Diorama mit lebensgroßen Modellen 250 Millionen Jahre alter Wirbeltiere und multimedialem Spektakel erlaubt erste Einblicke in die Lebenswelt der Vorfahren der späteren Saurier und Säugetiere. Die begleitende Tonlichtschau gibt Informationen über die Entstehung der "Korbacher Spalte".
Die Sonderausstellung "Der Urzeit auf der Spur" - Eine Reise zu den Wendezeiten des Lebens – bleibt vom 2. Dezember bis 19. Oktober im Korbacher Museum. Geöffnet ist das Haus jeweils dienstags bis sonntags 11 bis 16.30 Uhr.
Natürlich können Gruppenführungen gebucht werden. Ein besonders reizvolles Angebot des Korbacher Museums sind die Arrangements für Kindergeburtstage – spannend, lehrreich und bei Mädchen und Jungen sehr beliebt.