Das Wachstum ist bei allen Produktkategorien beeindruckend, besonders jedoch bei Kakao (+ 93%), Kaffee (+ 53%), Tee (+ 41%) und Bananen (+ 31%). Auch die Fairtrade-Baumwollbauern erlebten eine Verdoppelung der Nachfrage nach ihren Erzeugnissen in nur einem Jahr.
Mit den Produktverkäufen stieg 2006 auch die Zahl der Lizenznehmer (Unternehmen, die die Fairtrade-Produkte herstellen) von 1514 auf 1954. Einige Unternehmen gingen Verpflichtungen zur Unterstützung des Fairen Handels ein. Die britische Supermarktkette Sainsbury's kündigte im vergangenen Dezember die komplette Umstellung ihres Bananensortiments auf fair gehandelte Bananen an. Marks & Spencer, ein weiteres britisches Einzelhandelsunternehmen, reagierte auf die Nachfrage seiner Kunden nach ethisch hergestellten Produkten und stellte im April 2006 seine gesamten Tee- und Kaffeesortimente auf Fairtrade um. Das weltweite Einzelhandels- und Franchiseunternehmen Dunkin Donuts hat in Nordamerika und Europa zu 100 Prozent auf fair gehandelten Espressokaffee umgestellt. Im September 2006 gab die Insomnia Coffee Company in Irland bekannt, in ihren Filialen im ganzen Land werde künftig zu 100 Prozent zertifizierter Fairtrade-Kaffee serviert, und auch Scandic und Hilton, eine der grössten Hotelketten Schwedens, kündigte im Oktober die Umstellung auf Fairtrade-Kaffee an.
“Wir möchten allen Konsumenten und Unternehmen danken, die den Fairen Handel 2006 unterstützt haben. Dank Ihrem täglichen Einkauf zertifizierter Fairtrade-Produkte haben Produzenten und Arbeiter in den Entwicklungsländern für ihre Ernten bessere Preise und Prämien erhalten und konnten das Leben ihrer Familien und Gemeinden verbessern. Wir Fairtrade-Produzenten werden weiterhin hart arbeiten, um den Verbrauchern beste Qualitätserzeugnisse zu liefern, in der Hoffnung, dass die Nachfrage weiter wächst und damit noch mehr Produzenten von diesem revolutionären Ansatz profitieren können", sagte Binod Mohan, Präsident des Network of Asian Producers (NAP), einer Vereinigung, die innerhalb der FLO die zertifizierten Fairtrade-Produzenten Asiens (HAAR) vertritt.
Das Fairtrade-System bringt den Bauern und Arbeitern jedoch mehr als den Absatz ihrer Produkte. Die Fairtrade-Standards garantieren langfristige Vertragsbeziehungen zwischen den Produzenten und ihren Abnehmern. Das ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Produzenten ihre Zukunft planen können.
Valentin Chinchay, Mitglied der Fairtrade-Kaffeegenossenschaft FABECAFES in Ecuador, berichtet: „Während der weltweiten Kaffeekrise von 2001 und 2002 war unsere Lage hoffnungslos. Damals erhielten wir 20-25 US$ pro Quintal (45,4 kg)… viele ecuadorianische Kaffeeproduzenten gaben auf. Es blieb uns nichts anderes übrig, als mit dem Kaffeeanbau aufzuhören". Der Unterschied seit der Fairtrade-Zertifizierung von FAPECAFES vor vier Jahren in 2003 ist bemerkenswert. "Derzeit verkaufen wir 80 Prozent unserer gesamten Kaffeeproduktion zu Fairtrade-Konditionen. Für unseren fair gehandelten Bio-Kaffee erhalten wir 139 US$ pro Quintal und für konventionellen Fairtrade-Kaffee 119 US$. Wichtiger als die höheren Preise ist aber die Stabilität, die uns der Faire Handel bringt. Der unsichere Markt macht uns nicht mehr so verletzbar wie früher", fügt er hinzu. FLO schätzt, dass die Fairtrade-zertifizierten Kooperativen im Jahr 2006 mit den Kaffeeverkäufen im Fairen Handel 41 Mio. Euro mehr erzielt haben, als ihnen der Verkauf zu konventionellen Bedingungen eingebracht hätte.
Obwohl der Faire Handel in den letzten fünf Jahren durchschnittlich um 40 Prozent pro Jahr gewachsen ist, ist das Expansionspotenzial weiterhin enorm. Nach Schätzungen von FLO werden rund 20 Prozent aller Erzeugnisse der zertifizierten Fairtrade-Produzenten zu Fairtrade-Konditionen verkauft. FLO und ihre Mitglieder, die nationalen Siegelinitiativen, arbeiten daran, den Zugang zu neuen Märkten zu erschließen und für die Produzenten neue Absatzmöglichkeiten zu finden, damit die zertifizierten Produzentenorganisationen in Zukunft grössere Teile ihrer Produktion zu Fairtrade-Konditionen verkaufen können.
Die FLO-Präsidentin Barbara Fiorito kommentiert: "Die wachsende Nachfrage der Konsumenten nach Fairtrade-Produkten bedeutet vor allem eines – und dies ist das Wichtigste: mehr Bauern können mehr von ihren Erzeugnissen zu Fairtrade-Konditionen verkaufen, wodurch sie ihre Organisationen stärken, langfristige Beziehungen aufbauen und den Nutzen für ihre Gemeinden erhöhen können."
Fairtrade-Highlights in Deutschland 2006 Der Absatz der Fairtrade-Produkte auf dem deutschen Markt stieg um 100 Prozent auf 18.000 Tonnen. Der größte Zuwachs wurde bei den Fairtrade-Bananen erreicht. Verbraucherinnen und Verbraucher kauften 2006 Fairtrade-Produkte im Wert von 110 Millionen Euro, das sind 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei sind Kaffee, Bananen und Süßwaren die umsatzstärksten Produkte. Von diesem Erfolg profitieren insbesondere die zertifizierten Produzentenorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika, die allein über den deutschen Markt 20 Millionen Euro Direkteinnahmen erhalten haben.
Fairtrade Deutschland freut sich, die Zahlen des FLO-Jahresberichts in Deutschland bekannt geben zu können.
Der FLO-Jahresbericht kann von der Website www.fairtrade.net herunter geladen werden.