Das Hauptinteresse von Kellers Arbeitsgruppe gilt der Struktur und Funktion von biologischen Membranen und Membranproteinen. Eine Membran ist eine dünne Fettschicht, die jede lebende Zelle umgibt und sie nach außen abgrenzt. Darüber hinaus findet man Membranen auch im Zellinneren, das dadurch in verschiedene Bereiche - sogenannte Kompartimente - unterteilt wird. Für alle Lebewesen ist es unerlässlich, dass Informationen, Nährstoffe und Abfallprodukte zwischen Zellen und Zellkompartimenten sowie mit der Umgebung ausgetauscht werden können. Diese Funktionen erfüllen Membranproteine, also Eiweiße, die in der Membran verankert und deshalb besonders schwierig zu erforschen sind.
Keller und seine Mitarbeiter haben neue biophysikalische Verfahren entwickelt, mit denen solche Proteine untersucht und gezielt verändert werden können. Zu diesem Zweck setzen die Wissenschaftler sogenannte spektroskopische Methoden ein, bei denen aus dem Wechselspiel von Licht und Materie Rückschlüsse auf die Struktur und das Verhalten von Membranproteinen gezogen werden. Darüber hinaus kommen kalorimetrische Verfahren zum Einsatz, mit denen kleinste Temperaturänderungen genau gemessen werden können. Für seine kalorimetrischen Arbeiten wurde Keller erst im Juli dieses Jahres mit einem US-Preis ausgezeichnet (siehe Pressemitteilung vom 10.06.2010).
Biophysikalische Untersuchungen an Membranproteinen sind nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für die Medikamententwicklung von großer Bedeutung, da viele Krankheiten auf Fehler in der Struktur oder Funktion solcher Proteine zurückzuführen sind. Außerdem ist es wichtig, dass Medikamente nach ihrer Verabreichung ihren eigentlichen Wirkort im Zellinneren erreichen können, wobei Membranproteine ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
Juniorprof. Dr. Sandro Keller freut sich, dass seine Arbeiten auf diesem sich rasant entwickelnden Forschungsgebiet gewürdigt und gefördert werden. Die Preisverleihung findet Ende November in Chur (Schweiz) statt.