Ziel des Reinhart Koselleck-Projekts von Professor Hans Hasse ist es, molekulare Simulationen für die Ingenieurwissenschaften und damit zur Lösung praktischer Probleme anwendbar zu machen. Dies ist heute schon für Systeme aus einfachen Molekülen möglich, nicht zuletzt aufgrund der erfolgreichen Vorarbeiten der Gruppe von Professor Hasse auf diesem Gebiet. In dem neuen Reinhart Koselleck- Projekt soll jetzt eine Erweiterung auf komplexe Moleküle erfolgen. Hasse erläutert: „Wir gehen heute in der Verfahrenstechnik mit zunehmend komplexeren Stoffen um, beispielsweise in der Biotechnologie, Pharmatechnologie und der Feinchemie. Das Verhalten solcher Stoffe lässt sich mit den bekannten phänomenologischen Methoden oft nur ungenügend beschreiben oder gar vorhersagen. Wir wollen mit unseren molekularen Simulationen auch Systeme mit solchen Stoffen quantitativ beschreiben können.“ Die dazu eingesetzte Simulationstechnik ist außerordentlich anspruchsvoll und setzt den Einsatz von Höchstleistungsrechnern voraus. Die Simulationen laufen parallel auf hunderten bis tausenden von Prozessoren. Die Gruppe von Professor Hasse nutzt dazu sowohl die neuen Rechner in Kaiserslautern und Mainz als auch Rechner in den Höchstleistungsrechenzentren in Karlsruhe und Stuttgart. Die Ergebnisse liefern auch Einblicke in das Verhalten der Stoffe auf der Nanoskala, die mit keiner anderen Methode zu gewinnen sind.
Prof. Dr.-Ing. Hans Hasse arbeitet schon seit vielen Jahren erfolgreich auf diesem Gebiet. Unter anderem hat er ein Schwerpunktprogramm der DFG auf dem Gebiet „Molekulare Modellierung und Simulation in der Verfahrenstechnik“ initiiert und als Sprecher geleitet. In zwei Sonderforschungsbereichen der DFG, deren Sprecher er war bzw. ist, spielen molekulare Methoden eine wesentliche Rolle. „Wir freuen uns sehr über die Bewilligung des Reinhart Koselleck-Projekts, das ist eine Anerkennung unserer Arbeit und ein großer Vertrauensbeweis, aber natürlich auch eine Verpflichtung“, so Hasse.
Mit dem Reinhart Koselleck Programm eröffnet die DFG seit 2008 herausragend qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, neue Ideen umzusetzen und stellt dafür für bis zu fünf Jahre eine hervorragende Ausstattung bereit. Reinhart Koselleck-Projekte stehen für Freiraum, Innovation und im positiven Sinne risikobehaftete Forschung. Da solche Vorhaben kaum planbar sind, reicht bei der Antragstellung eine kurze Skizze aus. Umso mehr müssen die Antragstellerinnen und Antragsteller über ihre Idee hinaus auch durch ihre bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten überzeugen.
Die Ausschreibung im Reinhart Koselleck-Programm ist extrem kompetitiv. Professor Hans Hasse ist bundesweit der erste Wissenschaftler aus der Verfahrenstechnik, der mit einer Förderung im Reinhart Koselleck-Programm ausgezeichnet wurde. Die Technische Universität Kaiserslautern ist in dem Reinhart Koselleck-Programm außerordentlich erfolgreich. Neben Professor Hans Hasse wurden in den letzten Jahren schon Professor Jan Aurich (Maschinenbau) und Professor Ekkehard Neuhaus (Biologie) durch eine Förderung in dem Programm ausgezeichnet.