Ford, General Motors, Honda, Nissan, Renault, Toyota, Volvo und VW - eine ganze Reihe von Automobilherstellern haben die Vorgaben für Salznebelprüfungen erhöht. Im Mittelpunkt steht der Korrosionstest für Komponenten mit Spritzwasserkontakt. "Früher wurden diese Tests in der Regel bei 35 Grad Celsius durchgeführt, heute sind 70 Grad Celsius das Maß", sagt Wolfgang Jakobi, Leiter des Kompetenzzentrums Umweltsimulation der TÜV SÜD Product Service GmbH in Mannheim. "Hinzu kommen zyklische Wechsel mit Feuchtephasen." In der neuen Salznebelkammer können sogar Temperaturen von bis zu 80 Grad Celsius erzeugt werden. Sie hat ein Volumen von 1040 Litern. Die TÜV SÜD-Spezialisten prüfen entwicklungsbegleitend Einzelteile oder Komponenten (bis 50 Kilogramm) aus den relevanten Bereichen - wie etwa Fahrwerk oder Motorraum - oder führen dafür den Qualifikationstest durch. Die Kombination mit Klimatests in einem Prüflauf bedeutet für die Komponentenhersteller eine deutliche Zeit- und Kostenersparnis. "Über kurz oder lang werden alle Automobilhersteller bei den Normen nachziehen", ist Jakobi überzeugt. "Zulieferer, die schon jetzt freiwillig nach den neuen Vorgaben prüfen lassen, heben sich damit im Wettbewerb ab."
Vom Auto übers Flugzeug bis zum Schiff Die Korrosionsprüfungen in der Salznebelkammer von TÜV SÜD Product Service entsprechen nicht nur den individuellen Standards der Autoindustrie, sondern auch folgenden national und international gültigen Normen: ISO 9227 (Korrosionsprüfung in künstlichen Atmosphären), DIN 50021 (Salzsprühnebelprüfung); DIN 53167 (Sprühnebelprüfung für Lackbereich), DIN 50907 (Korrosionsprüfung auf Meerklima und Meerwasserbeständigkeit), DIN 50017 und ISO 6270-2 (Kondenswasserprüfung) sowie zahlreichen weiteren internationalen und nationalen Normen.
Die Salznebeltests sind nicht allein im Auto- und Lkw-Bereich interessant. Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo Materialien, Lackierungen und/oder Beschichtungen korrosiven Einflüssen ausgesetzt sind. Das kann im Bahnbereich genauso der Fall sein wie in der Schiff- oder Luftfahrt oder in verschiedenen Zweigen der Industrie. Zudem geben vergleichende Prüfungen in der Salznebelkammer auch Antwort auf die Frage, welches Material, welche Beschichtung oder welche Lackierung sich am besten für einen bestimmten Einsatzzweck eignet.
Spezialisten für HALT und HASS Mit der neuen Salznebelkammer baut das Kompetenzzentrum Umweltsimulation von TÜV SÜD Product Service in Mannheim sein Spektrum gezielt aus. TÜV SÜD betreibt dort seit 1998 als Vorreiter in Deutschland ein unabhängiges Prüflabor für HALT-Lebensdauerprüfungen (Highly Accelerated Life Test) und HASS-Belastungstests (Highly Accelerated Stress Screening) - inklusive einer der größten HALT-Kammern in Europa. Bei HALT und HASS werden durch künstlich erzeugte Alterungsprozesse die Schwachstellen von Produkten ermittelt. Damit kann ein Hersteller die Fehler rechtzeitig erkennen und ausbessern. Die Integration beider Prüfungen bringt schon bei der Produktentwicklung zahlreiche Vorteile: schnelle Identifikation von Konstruktions- und Fertigungsfehlern, Beurteilen und Optimieren von Gestaltungstoleranzen, Reduzierung der Entwicklungszeit, Eliminierung von konstruktionsbedingten Mängeln noch vor der Produktion sowie Gewissheit über die Marktreife des Produkts schon vor der tatsächlichen Markteinführung. HALT und HASS kommen ebenfalls in zahlreichen Branchen zum Einsatz, im Autobereich ebenso wie in der Luftfahrt. Die TÜV SÜD-Spezialisten für Umweltsimulation haben beispielsweise zahlreiche Komponenten des Airbus A 380 getestet - von Steuerungskomponenten über die Beleuchtung bis hin zu den Toiletten.
Ein weiterer Schwerpunkt im Umweltsimulationslabor von TÜV SÜD Product Service sind mechanische und klimatische Umweltprüfungen. Bei diesen Prüfungen werden Komponenten für Fahrzeuge und Flugzeuge klimatischen Extrembedingungen ausgesetzt und auf so genannten Shakern (elektrodynamischen Schwingerregern) werden teils erdbebenstarke Erschütterungen simuliert. "Hersteller aller Branchen profitieren davon, wenn die Produkteigenschaften und die Produktqualität von neutraler Seite bestätigt werden", sagt TÜV SÜD-Experte Wolfgang Jakobi. Weitere Vorteile durch die mechanischen und klimatischen Umweltprüfungen: Fehlererkennung bereits in der Entwicklungsphase; Minderung des Produkthaftungsrisikos; geringere Herstellungskosten; Möglichkeit, längere Garantiezeiten zu gewährleisten sowie erhöhte Produktsicherheit und -zuverlässigkeit mit vergleichsweise geringem eigenen Aufwand.