"Wir beobachten seit einigen Jahren eine kontinuierliche Verschlechterung des Zustands der Aufzugsanlagen in Deutschland", sagt Dieter Roas, Leiter Fördertechnik bei TÜV SÜD und Vorsitzender der Leitstelle Fördertechnik beim VdTÜV. Seit 2008 werten die Zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) die Daten zu Mängeln aus, die bei Wiederkehrenden Prüfungen (Hauptprüfungen) und Zwischenprüfungen von Aufzügen festgestellt werden. Zwischen 2010 und 2011 ist die Zahl der mängelfreien Anlagen im ganzen Bundesgebiet von 41,27 Prozent auf 32,87 Prozent zurückgegangen. "Das bedeutet, dass inzwischen zwei Drittel aller Aufzüge bei der Prüfung mängelbehaftet sind", betont Roas. "Das ist der negative Höhepunkt einer Entwicklung, die wir seit Jahren mit wachsender Sorge beobachten."
Süddeutschland: Nur 43,1 Prozent der Aufzüge sind mängelfrei
Im Gegensatz zum Bundesdurchschnitt ist die Situation in Süddeutschland hinsichtlich der mängelbehafteten Aufzüge weitgehend stabil geblieben. Das zeigt die Auswertung der Prüfungen von TÜV SÜD in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen. "In diesen drei Bundesländern hat sich die Gesamtzahl der mängelbehafteten Anlagen zwischen 2010 und 2011 kaum verändert", berichtet Dieter Roas. "Richtig freuen können wir uns darüber allerdings nicht, denn auch in diesen drei Bundesländern waren 2011 nur 43,1 Prozent der Anlagen ohne Mängel." Und im Gegensatz zur gesamtdeutschen Entwicklung sei die Zahl der Anlagen mit gefährlichen Mängeln sogar um 50 Prozent nach oben geschnellt.
Zahl der "Schwarzen Aufzüge" nimmt weiter zu
Ein weiteres schwerwiegendes Problem besteht darin, dass ein Drittel der Aufzüge überhaupt nicht mehr geprüft wird. Zwischen 2008 und 2011 ist die Zahl der geprüften Anlagen in ganz Deutschland von 488.000 auf 450.000 zurückgegangen. Auch in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen verzeichnete TÜV SÜD diesen Negativtrend. "Wir gehen davon aus, dass inzwischen ein Drittel aller Aufzüge überhaupt nicht mehr geprüft wird und dass der Zustand dieser Anlagen im Hinblick auf ihre Sicherheit immer kritischer wird", warnt Dieter Roas. Nach den Schätzungen von TÜV SÜD sind in den drei südlichen Bundesländern etwa 45.000 dieser "Schwarzen Aufzüge" unterwegs, im ganzen Bundesgebiet summiert sich die Zahl auf 250.000.
Aufzugsanlagen zählen wegen ihres hohen Gefährdungspotenzials zu den überwachungsbedürftigen Anlagen. Für solche Anlagen schreibt der Gesetzgeber in der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) Wiederkehrende Prüfungen durch eine Zugelassene Überwachungstelle (ZÜS) vor. Bei Aufzugsanlagen muss im jährlichen Wechsel eine Wiederkehrende Prüfung (Hauptprüfung) und eine Zwischenprüfung durchgeführt werden. Verantwortlich für den Zustand der Anlagen sind die Betreiber, die sowohl die nötigen Wartungs- und Instandsetzungsmaßnahmen als auch die vorgeschriebenen Prüfungen durch eine ZÜS beauftragen müssen. "Angesichts der aktuellen Mängelstatistik müssen wir davon ausgehen, dass sich eine zunehmende Zahl von Betreibern der Verantwortung für die Sicherheit der Anlagen nicht bewusst ist oder dass Wartungen und Instandsetzungen nur unzureichend durchgeführt werden", sagt Dieter Roas. Das bedeutet aber auch, dass die Betreiber bei Unfällen oder Schäden an nicht ordnungsgemäß betriebenen Anlagen verstärkt in Haftung genommen werden können. Deshalb liegt es nach Ansicht des TÜV SÜD-Experten schon im Eigeninteresse der Betreiber, sich um die Durchführung von notwendigen Prüfungen und kompetenten Wartungen zu kümmern.
Der "Anlagensicherheits-Report 2012" der Zugelassenen Überwachungsstellen umfasst Mängelstatistiken für Aufzüge, Dampf- und Druckanlagen und Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen (Ex-elh-Anlagen) sowie Fachbeiträge zu wichtigen Entwicklungen in diesen Gebieten. Weitere Informationen dazu gibt es auf den Seiten des VdTÜV unter www.vdtuev.de.