Der Altersdurchschnitt des deutschen Fahrzeugbestands wächst. 2014 betrug das Durchschnittsalter der Autos neun Jahre. Vor zehn Jahren lag der Mittelwert bei 7,8 Jahren. Ein Grund ist die gestiegene Lebenserwartung der Autos. Trotzdem steigen die Mängelquoten ab dem 9. Lebensjahr enorm an. Bei mehr als 25 Prozent gab es entsprechende Beanstandungen bei der Hauptuntersuchung (HU). Was kann ein Fahrzeughalter tun, damit auch das ältere Modell sicher die Plakette erhält?
Licht: Fehler an der Beleuchtung stellen mit rund 30 Prozent seit Jahren die größte Mängelgruppe. „Das müsste nicht so sein“, sagt Eberhard Lang von TÜV SÜD. „Die Funktion von Scheinwerfern und Leuchten kann jeder Autofahrer selbst prüfen“. Es ist also total überflüssig, dass ein Auto mit defekten Lampen überhaupt vorgeführt wird. Die meisten Lichtquellen lassen sich sogar leicht in Eigenregie ersetzen. Die Kontrolle der Scheinwerfereinstellung mit einem modernen Prüfgerät stellt sicher, dass das Licht weder blendet noch die Fahrbahn ungenügend ausleuchtet.
Bremsen: Beim Sicherheitssystem Nummer eins, den Bremsen, gehen die Prüfer keinen Kompromiss ein. Was hier an Reparaturen gefordert wird, ist ein absolutes Muss. Die Inspektion einer Bremsanlage erfordert viel Fachkenntnis. Der Werkstattmeister sagt, was zu tun ist – oder aber der Prüfer bei der HU.
Rost: Eine Mängelkategorie ist seit Jahren auf dem Rückzug: Die Korrosion. Immer seltener fallen Autos wegen durchgerosteter tragender Teile durch. Leichtere braune Flecken an Kotflügeln oder Hauben tolerieren die Prüfer in der Regel. Rost am Rahmen muss vorher beseitigt werden. Ist er schon zu weit fortgeschritten, helfen nur das Schweißgerät und die fachgerechte Reparatur.
Reifen: Mit weniger als 1,6 Millimeter Profil braucht niemand zur Prüfstelle zu fahren. Ein paar genaue Blicke auf den Zustand der Gummis stellen sicher, dass der Weg auch nicht mit anderweitig geschädigten Reifen angetreten wird. Entgegen einer landläufigen Meinung ist das Reifenalter allein aber kein Grund zur Ablehnung.
Abgas: Fester Bestandteil der HU ist die Abgasuntersuchung. Zu hohe Emissionswerte liegen nur selten am Katalysator. In vielen Fällen genügen schon frische Zündkerzen oder ein neuer Luftfilter. In schwierigeren Fällen und vor allem beim Diesel können schon mal die Einspritzdüsen oder Luftmassenmesser fällig werden. All diese Maßnahmen bringen nicht nur das Auto durch den TÜV, sondern auch für die Umwelt etwas. Das ist auch beim löchrigen Auspuff der Fall, der schließlich unzulässige Lärmemissionen erzeugt.
Gurte: Den wichtigsten Lebensrettern im Auto widmen die Prüfer verstärkte Aufmerksamkeit. Jeder kann sie schon vorher selbst checken. Dazu einfach kurz und ruckartig daran ziehen. Blockiert ein Gurt nicht, rollt er sich nicht mehr ein oder ist er zerfranst, ist ein Austausch fällig. Das gilt auch für alle Rücksitzgurte.
Sicht: Verschlissene Scheibenwischer schränken den Blick auf die Straße bei Regen sowie die Chancen auf die Plakette ein. Ihr Tausch – auch am Heck – ist keine große Sache. Anders sieht es aus, wenn die Scheibe durch Steinschläge oder viele Kratzer im Sichtbereich nicht mehr die Ansprüche an eine ausreichende Sicht erfüllt.
Lenkung: Lässt sich das Lenkrad mehr als zwei oder drei Finger breit drehen ohne dass sich die Räder gleichzeitig mit bewegen, ist etwas faul. Die Ursachen sind vielfältig, doch oft sind nur Spurstangenköpfe oder andere Gelenke fällig – eine vergleichsweise kostengünstige Reparatur.
Dichtungen: Stark Öl leckende Motoren oder Getriebe muss der Prüfer auch aus Gründen des Umweltschutzes beanstanden. Eine gründliche Reinigung der Fahrzeugunterseite bringt eventuelle Undichtigkeiten zu Tage. Oder sie zeigt dem Mitarbeiter von TÜV SÜD, dass zumindest nicht viel austritt.
Kleinigkeiten: Der Check des Verfallsdatums auf dem Inhalt des Verbandskastens dauert eine halbe Minute. „Noch schneller ist ein Teil geprüft, das gar nicht so selten defekt ist: Die Hupe“, ergänzt Lang.
Rat und Tat: Wer sich die beschriebenen Checks nicht selbst zutraut, ist am besten in einer Fachwerkstatt aufgehoben. Abzuraten ist allerdings von Pauschalaufträgen wie „TÜV-fertig machen“. Zuvor soll der Meister genau angeben, was gemacht werden muss und was es kostet. Wer höchstens kleinere Mängel vermutet, kann nach den einfachen Grund-Checks auch zur Prüfstelle fahren. Der Untersuchungsbericht nennt die nötigen Maßnahmen dann schwarz auf weiß.