Die Einführung eines landesweiten Fahrzeugüberwachungssystems nach Vorbild des deutschen TÜV ist mit einem Investitionsvolumen von rund 850 Millionen Dollar eines der größten wirtschaftlichen Einzelprojekte in der Geschichte von TÜV SÜD, und mit dem Aufbau von 189 Prüfstationen und 81 mobilen Einheiten binnen eines Jahres die größte logistische Herausforderung. Bereits im Dezember 2004 hatte die Privatisierungsbehörde des türkischen Finanzministeriums TÜVTURK, hinter der neben TÜV SÜD der türkische Mischkonzern Dogus und das Bau- und Betreiberunternehmen Akfen stehen, den Zuschlag für die Übernahme der Kfz-Hauptuntersuchungen gewährt. Durch eine Klage der türkischen Ingenieurkammer verzögerte sich der Zeitplan aber erheblich. Im Sommer 2007 gab es endgültig grünes Licht für die Privatisierung des Fahrzeugüberwachungssystems, im Herbst 2007 startete TÜVTURK die operative Phase des Unternehmens. Im Januar 2008 wurde nach einer Bauzeit von 14 Wochen die erste Station in Elazig eröffnet.
Seither geht es Schlag auf Schlag. Zwischen Istanbul und Van wachsen die Stationen mit dem markanten Oktagon aus dem Boden. Inzwischen sind 21 Stationen in Betrieb, 47 befinden sich kurz vor der Fertigstellung und 71 weitere im Bau. Von den 1700 Mitarbeitern, die noch 2008 für sichere Autos auf den türkischen Straßen sorgen sollen, sind 1058 eingestellt. 721 Mitarbeiter befinden sich in Schulungsprogrammen, 177 arbeiten in den 21 laufenden Betrieben. Angesichts des zügigen Fortschritts ist Dr. Thomas Aubel zuversichtlich, dass der ambitionierte Zeitplan unterboten werden kann, binnen eines Jahres eine komplette Infrastruktur für eine Fahrzeugüberwachung und einen ordentlichen Betrieb auf die Beine zu stellen: "Unser Ziel ist, dass alle Stationen bis Beginn der Schlechtwetterphase fertig sind". Die vertraglichen Verpflichtungen sehen einen Abschluss der Bauphase bis Ende Februar 2009 vor.
Durch die Hauptuntersuchungen in den 21 laufenden Betrieben gibt es jetzt erste TÜVTURK-Zahlen, die Aufschluss über den Zustand der Fahrzeuge in der Türkei geben. Und die Zahlen bestätigen die von der türkischen Regierung erkannte Notwendigkeit, das alte, maximal aus Sichtprüfung bestehende System durch ein hochmodernes Prüfungsverfahren "Made in Germany" zu ersetzen: Von inzwischen 56.000 bei TÜVTURK geprüften Fahrzeugen wiesen 41 Prozent erhebliche Mängel auf. Das bei Fahrzeugen zumeist neueren Alters. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Zahl der erheblichen Mängel bei Autos vergleichbaren Alters laut dem aktuellen TÜV Report bei 8,7 Prozent: "Da bislang hauptsächlich Besitzer neuer Fahrzeuge kommen, gehen wir davon aus, dass die Quote der Fahrzeuge mit erheblichen Mängel noch deutlich steigen wird, wenn alle Autos bei TÜVTURK zur Prüfung kommen", sagt Thomas Aubel und betont: "Zusammen mit unseren türkischen Partnern können wir hier einen echten Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten."
Auch beim Blick in die Zukunft der Fahrzeugsicherheit ist Aubel optimistisch: "Bei der Ernsthaftigkeit, mit der die Türken die Thematik angehen, bin ich zuversichtlich, dass die Türkei in fünf Jahren im Bereich der Verkehrssicherheit auf EU-Niveau sein kann."