Seit 2012 ist eine neue europäische Norm bei der Bewertung der ökonomischen Qualität von nachhaltigen Bauwerken zu beachten. Die DIN EN 15643-4:2012 enthält allgemeine Grundsätze und Anforderungen an die Bewertung der ökonomischen Qualität von Gebäuden unter Berücksichtigung der technischen Eigenschaften und der Funktionalität eines Gebäudes. Weitere Teile der Normenreihe 15643 sind in der Entwicklung und werden schrittweise folgen.
Vor diesem Hintergrund hat TÜV SÜD das Wissenschafts- und Technologiezentrum VTP Roztoky in der Nähe von Prag bewertet und mit dem Nachhaltigkeitszertifikat TÜV SÜD SCoRE (Sustainability Certification of Real Estate) in der Kategorie Gold ausgezeichnet. In dem viergeschossigen Neubau sind auf einer Gesamtfläche von 4.200 qm mehrere Testlabore für Motoren, Fahrzeuge und Getriebe sowie Büroräume angesiedelt. Die Herausforderung für die TÜV SÜD-Experten bestand darin, den Zertifizierungsprozess auf die komplexe Gebäudenutzung abzustimmen.
Optimierungspotenziale trotz neuester Baustandards
"Trotz neuester Baustandards, nach denen VTP-Roztoky errichtet wurde, wiesen die verwendeten Energiesysteme noch Optimierungspotenziale auf", sagt Projektleiter Pavel Zinburg von TÜV SÜD Czech in Prag. So war beispielsweise durch die Umstellung der Beleuchtungen auf LED und die Installation von Photovoltaik-Modulen auf einer verfügbaren Dachfläche von ca. 60 qm eine weitere Energieoptimierung möglich. Im Gegensatz dazu zeigte die TÜV SÜD-Analyse auch, dass etwaige Verbesserungen an der Gebäudehülle aufgrund der bereits vorhandenen hocheffizienten Heiztechnik nur einen geringen Beitrag zur Steigerung der gesamten Energieeffizienz des Objekts leisten würden.
Die Grundlage für die Nachhaltigkeitseinschätzung nach TÜV SÜD SCoRE sind fünf Module, die auf 150 einzelnen Kriterien basieren und sich für jede gebäudespezifische Situation anwenden lassen. Die Module umfassen energetische Aspekte, das Gebäudekonzept, die Wasser-, Abwasser- und Abfallsituation, mögliche Altlastenrisiken sowie Standortfaktoren und grundstücksspezifische Kriterien. Nachhaltigkeit auch im Sinne einer langfristigen Vermarktbarkeit lässt sich nicht nur durch eine höhere Energieeffizienz begründen. Weitere zentrale Faktoren für die Gesamtkosten über die Lebensdauer sind die Qualität der verwendeten Baustoffe und die Umweltqualität des Baugrunds. Dies gilt vor allem für die derzeit rechtlich nicht sanierungspflichtigen Schadstoffe und Verunreinigungen.
"Wichtig ist die modulare Analyse aller Gewerke. Sie muss nicht zwangsläufig mit einer Zertifizierung abgeschlossen werden", sagt Rüdiger Hornung, Geschäftsführer der TÜV SÜD ImmoWert GmbH. "Im Kern unserer Analyse steht die Prüfung von Nachhaltigkeitskriterien mit Blick auf Potenziale für langfristig kosteneffiziente Maßnahmen." Bei der umfassenden Analyse arbeiten Spezialisten von TÜV SÜD aus Bautechnik, Elektro- und Gebäudetechnik, Umwelttechnik und Immobilienbewertung zusammen.
Weitere Informationen zu TÜV SÜD SCoRE und den Leistungen im Bereich Immobilienbewertung gibt es im Internet unter www.tuev-sued.de/score.