Auf jeden Fall aber hat Fabian Wegmann für die Deutsche Straßen-Meisterschaft 2008 ein erklärtes Ziel. "Den Titel verteidigen, warum eigentlich nicht", sagte der Mann, der vor Jahresfrist in Wiesbaden sich nach einer starken Leistung das Meistertrikot mit den schwarz-rot-goldenen Brustringen überstreifen durfte und jubelte: "Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen." Am Sonntag in Bochum soll dieser Traum zum zweiten Mal Realität werden.
Das Lob von allen Seiten war dem heute 28-Jährigen sicher. "Der Fabian hat es wirklich verdient", sagte Christian Knees, der als Dritter hinter Patrik Sinkewitz und Wegmann nach fast 200 km über die Ziellinie gefahren war. Was Milram-Profi Knees über seinen Gerolsteiner-Konkurrenten sagte, stand stellvertretend für die gesamte der deutschen Radprofis. Fabian Wegmann ist nicht nur ein erfolgreicher Radprofi, sondern auch ein absolut beliebter. Der gebürtige Münsteraner mit Wohnsitz in Freiburg/Breisgau ist bescheiden geblieben, Starallüren scheinen ihm völlig fremd zu sein, ein Profi zum Anfassen.
Die Situation vor der Deutschen Meisterschaft in Bochum ähnelt der vom Vorjahr in zahlreichen Belangen. Die 19 Kilometer lange Strecke ist vergleichbar mit dem Kurs in Wiesbaden. Und wer in Bochum gewinnt, trägt das deutsche Meistertrikot bei der am 5. Juli in der Bretagne beginnenden Tour de France. Wenn das kein Anreiz ist.
In den letzten Jahren ist es eine schöne Geflogenheit geworden, dass die Rennteams den Titelträgern zudem ein weiß lackiertes Rennrad zur Verfügung stellen. "Die Mechaniker hatten schon ihren Spaß.
Ich solle doch noch einmal gewinnen, dann müssten sie nicht extra ein neues Rad anfertigen", erklärt Fabian Wegmann seine besondere Affinität zur Farbe "weiß". Um scherzend hinzuzufügen: "Jetzt kann mich meine Freundin bei den Fernseh-Übertragungen schneller auf dem Bildschirm erkennen."
Nötig ist diese optische Stütze aber kaum, in den entscheidenden Phasen des Rennens gehört Fabian Wegmann sowieso meist zu den prägenden Akteuren im vorderen Drittel des Pelotons.
Wie hatte das 59-kg-Leichtgewinn zu Beginn der Saison noch gesagt: "Es wäre schön, wenn ich in der Saison 2008 als nächstes Highlight einen Klassiker gewinnen könnte." Ein Ziel hat er schon erreicht.
In Spanien kennt ihn nach seinem zweiten Sieg beim "GP Indurain" wohl jedes Kind.
Natürlich hat der Blondschopf noch weitere Ziele. Eine Etappe bei der Tour de France steht bei Wegmann ganz oben auf der Wunschliste, dazu vielleicht noch eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Peking. Wegmann zeigt sich tatendurstig. Dass er die Fähigkeiten für einen solchen
"Hammer" mitbringt, steht für die Fachwelt außer Frage. Sein Name taucht bei den schweren Eintagesrennen inzwischen regelmäßig auf den Favoritenlisten auf. Immerhin trug der Sympathieträger des deutschen Radsports bereits das Bergtrikot des besten Kletterers beim Giro d'Italia und bei der Tour de France, die er in diesem Jahr zum fünften Mal bestreitet.
Doch zunächst gilt die gesamte Konzentration der Deutschen Meisterschaft, wo er sich fast schon als Lokalmatador fühlt. Zumindest vermittelten ihm die begeisterungsfähigen Bochumer Fans in der Vergangenheit dieses Gefühl, gehört er doch zum Stammpersonal des Sparkassen-Giro, der ja durchaus als Vorläufer der Deutschen Meisterschaft betrachtet werden kann. Er kennt sich also aus in Bochum, auch wenn der Parcours nicht zu Hundertprozent mit dem des Giro identisch ist. "Keine Frage, die Runde ist noch schwerer geworden", sagte Wegmann nach einer ersten Testfahrt auf dem Kurs. Vor zwei Jahren wurde Wegmann Dritter in Bochum und bilanzierte damals: "Ich habe das Gefühl gehabt, als ginge es ständig bergauf und bergab und dass wir ständig Gegenwind hatten."
Was man nur als Lob verstehen kann. Die Bochumer Runde hat es in sich, niemand kann sich verstecken, Zufallssieger ausgeschlossen. Genau richtig für einen Alleskönner wie Fabian Wegmann.
Informationen zur Deutschen Straßen-Meisterschaft
und die Online-Akkreditierung finden Sie unter:
www.rad-dm-2008.de