Das Umweltinstitut München sieht in dieser Unterstützung der Agro-Gentechnik einen handfesten Skandal.
Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München:„Die Bundesregierung subventioniert mit der Agro-Gentechnik einen Bereich, der von der Gesellschaft flächendeckend abgelehnt wird. Die entsprechenden Gelder fehlen bei der Entwicklung und Förderung regionaler und nachhaltiger Öko-Landwirtschaft. Das Bundesprogramm Ökolandbau etwa wurde in den vergangenen Jahren bereits von 35 Millionen Euro auf 10 Millionen Euro gekürzt.“
Diese traurigen Zahlen seien ein weiteres Indiz für die völlige Ignoranz der Koalition gegenüber der klaren Forderung der Bürger und Bürgerinnen nach gentechnikfreier Landwirtschaft und natürlichen Lebensmitteln.
Allein 6,5 Millionen Euro pumpt die Regierung nach Angaben des Umweltinstituts München derzeit in einen der umstrittensten Bereiche der Agro-Gentechnik, die Entwicklung so genannter Pharma-Pflanzen.
Diese sollen in Zukunft Medikamente oder industriell verwertbare Enzyme auf freiem Feld produzieren. Mit fünf Millionen Euro subventioniert die Bundesregierung etwa einen Freisetzungsversuch mit genmanipulierten Pharma-Kartoffeln in der Nähe von Rostock. Die Pflanzen enthalten unter anderem Teile des Cholera-Bakteriums, einen Kaninchen-Virus sowie das Enzym Cyanophycin, das in der Bauchemie Anwendung findet. Aufgrund des Risikos einer Kontamination der Nahrungskette zum Beispiel durch verunreinigte Erntemaschinen oder Pollenflug lehnt das Umweltinstitut München den Anbau von Pharma-Pflanzen prinzipiell ab.
Andreas Bauer, Agrarwissenschaftler und Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München, findet zudem die Bundesförderung für diesen Versuch höchst bedenklich. Denn das Landwirtschaftsministerium ist als einer der Hauptgeldgeber für den Freilandversuch zugleich durch seine Unterbehörde, das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, zuständig für die Genehmigungen von Freisetzungen.
„Eine rechtmäßige und objektive Bearbeitung des Freisetzungsantrags ist durch eine derart enge Verzahnung zwischen Geldgeber und Genehmigungsbehörde nicht mehr gewährleistet“, so Bauer.