In seiner 2018 im underDog-Verlag publizierten Biografie „Mundtot? Stasi-Opfer der DDR-Haftpsychiatrie klagt an“ berichtet Lothar Tiedtke, wie er, nachdem er offen Kritik am politischen System der DDR übte, ins Visier der Staatssicherheit geriet, die ihn mundtot machen wollte.
Dies scheint sich jetzt zu wiederholen. Erneut versucht der frühere Brandschutzinspektor, der an der Fachschule Herman Matern in Heyrothsberge den Vorbereitungslehrgang der Ausbildung zum Offizier der Feuerwehr absolvierte und diese mit einem Studium abschloss, Lothar Tiedtke zum Schweigen zu bringen. Per Gerichtsurteil soll der underDog-Verlag daran gehindert werden, Tiedtkes Buch weiterhin mit den Passagen zu veröffentlichen, die seine persönlichkeitszersetzenden Maßnahmen gegen Tiedtke entlarven. Außerdem fordert er, der Lothar Tiedtke mutmaßlich im Auftrag der Staatssicherheit observierte und verfolgte, die Zahlung eines Schmerzensgeldes, da er seit Erscheinen des Buches sehr schlecht schlafe.
Die Feuerwehr der ehemaligen DDR war direkt dem Ministerium des Innern sowie dem Chef der Deutschen Volkspolizei unterstellt. Der Kläger bestreitet zwar, jemals Verbindungen mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR gehabt zu haben, aber es ist hinlänglich bekannt, dass in der ehemaligen DDR ein umfassendes System der Überwachung etabliert wurde, in das behördliche und staatliche Organisationen zielgerichtet eingebunden waren. Insbesondere Offiziere konnten sich dem kaum entziehen. Lothar Tiedtke führt in seinem Buch aus, dass der Feuerwehr-Offizier als Spitzel mit dem Ziel der Zersetzung auf ihn angesetzt gewesen sei und mit verantwortlich dafür war, dass er 1981 illegal in die Haftpsychiatrie eingeliefert wurde. Dort wurde Tiedtke unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten und gegen seinen Willen mit Psychopharmaka und Elektroschocks „behandelt“. Indem gleichzeitig die berufliche Basis Tiedtkes auf der Stralsunder Werft systematisch zerstört wurde, wollte man es ihm verwehren, in ein Leben außerhalb der Mauern der Psychiatrie zurückzukehren.
Die Anschuldigungen Tiedtkes werden dadurch erhärtet, dass der frühere Brandschutzinspektor offenbar auf der Payroll der Staatssicherheit stand. Auch wenn er heute behauptet, dass es sich um eine zufällige Namensgleichheit handele, dem zusätzlich die Angabe seines Geburtsdatums widerspricht. Als Zeugen benennt der Ex-Offizier Familienmitglieder, die selbst in die „operativen Maßnahmen“ gegen Lothar Tiedtke involviert waren.
Mit der Entlassung aus der Psychiatrie endete Lothar Tiedtkes Verfolgung keineswegs. Bis zum Untergang der DDR und weit darüber hinaus trachtete man ihm nach dem Leben und versuchte durch Schikanen aller Art, ihn aus seinem neuen Beruf zu drängen und an der Aufklärung seiner Vergangenheit zu hindern.
Vielleicht wird dem Verleger Olaf Junge und dem Autor Lothar Tiedtke, dem bis dato eine juristische Rehabilitierung versagt blieb, nun vor Gericht zumindest das Recht zugestanden, mit dem Buch „Mundtot?“ diese Taten öffentlich zu benennen und über das von ihm und unzähligen anderen politischen Opfern erlittene Unrecht aufzuklären.
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