Ausgangspunkt der Tagung ist die Frage: Was verbindet uns heute mit der vielfältigen kulturellen Produktion der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth und ihres Hofes in der Epoche der Aufklärung? Das stärkste Verbindung stiftende Moment bildet gewiss ein ausgeprägtes Interesse für kulturelle Kontakte, Kulturaustausch, Transfer kultureller Leistungen und Produkte, damals wie heute. Betrachten wir dieses kulturelle Erbe, ob aus Stein wie Opernhaus und Neues Schloss, ob als Integration von Kultur und Natur wie die Gärten der Eremitage und von Sanspareil oder in Form künstlerischer Produkte aus Musik und Literatur, immer ist es Ergebnis intensiver Auseinandersetzung mit anderen Kulturen, den Kulturen Frankreichs und Italiens, aber auch des Fernen Ostens.
Die Aktualität dieser interkulturellen Orientierung braucht kaum eigens betont zu werden. Von daher ist das Hauptinteresse der Tagung auf diese beiden zusammen gehörenden Fragestellungen gesichtet: die lokale, regionale, aber auch überregionale aktuelle Relevanz des Erbes der Markgräfin und seine interkulturelle Prägung. Im Dienst dieser doppelten Fragestellung richten sich die Blicke der Tagungsteilnehmer auf nahezu alle relevanten Aspekte der Wilhelmine-Forschung:
Naturgemäß liegt ein Schwerpunkt auf der gerade in jüngster Zeit im Fokus stehenden musikalischen Produktion; besondere Bedeutung kommt - gerade auch im Zusammenhang mit dem derzeitigen Antrag der Stadt auf Aufnahme in das Weltkulturerbe - der Bautätigkeit zu, wobei nicht einzelne Bauten nur isoliert betrachtet, sondern in eine Gesamtperspektive auf die Residenz und ihre bis heute stadtprägende Wirkung einbezogen werden.
Eingebettet in den kulturhistorischen und -räumlichen Kontext wird darüber hinaus nach Wilhelmines Bildung, Sprache, literarischer Produktion und der Inszenierung höfischer Feste gefragt. Dasselbe gilt für den Bayreuther Hof, dessen Modellcharakter sich auch erst im Vergleich mit anderen deutschen Höfen der Zeit erschließt. Und schließlich gilt es der Frage nachzugehen, wie unser heutiger Blick auf das kulturelle Erbe Wilhelmines durch Tradition und Rezeption über 250 Jahre hinweg vorgebildet worden ist.
Die regional und institutionell unterschiedliche Herkunft der insgesamt 27 Referentinnen und Referenten der Tagung unterstreicht die Intention, die Grenzen hoch spezialisierter lokaler Detailforschung zu überschreiten, mit dem Ziel, auch ein weiteres über den universitären und lokalen Bereich hinausgehendes Publikum zu erreichen.
Als Rahmenprogramm sind vorgesehen:
- eine Ausstellung mit Büchern aus der Bibliothek der Markgräfin,
- Schloss- und Gartenführungen in der Eremitage
- eine Darbietung der Bayreuther Hof Musique im Steingraeberhaus.
Darüber hinaus wird Dr. Joachim Schultz eine Ausstellung im Kleinen Plakatmuseum zu "Faszination und Präsenz einer Epoche - Das 18. Jahrhundert auf Plakaten" parallel zur Tagung veranstalten.