Den ersten Untersuchungsschritt machte der Laborleiter Dr. Helmut Kulisch mit seinen Mitarbeitern vor Ort. Bei einer sorgfältigen Inspektion überprüften sie die vorhandenen Installationen und Besonderheiten des Kanals. Anhand von Bauzeichnungen und Fotos bauten sie dann den ursprünglichen Wildbach und nun kanalisierten Wasserlauf mit der kritischen Wassereinlaufstelle zum Druckkanal im Maßstab 1/8 im Labor originalgetreu nach.
Hochwasserursache: Luft verstopft den Kanal
Nach mehreren Strömungssimulationen und intensiven Untersuchungen mit moderner Messtechnik stand das Ergebnis und die Ursache für das schnelle Volllaufen des Kanals fest: Die bisherige Konstruktion ermöglicht keinen Luftaustritt und somit keine Entlüftung des Druckkanals. Dies hat zur Folge, dass die eingetragenen und angestauten Luftmassen den Kanal im Bereich von Tunnelröhren verstopfen und somit seine Wasseraufnahme-Kapazität reduzieren. Das Team um den Wasserexperten Kulisch tüftelte daraufhin an der Frage, wie eine Entlüftung des Kanals realisiert werden kann. Die Lösung war dabei simpel und doch sehr wirkungsvoll. „Wir installierten am Einlaufbauwerk eine sogenannte Schütztafel. Diese Tafel ist so im Wasserlauf eingebaut, dass sie mit dem oberen Teil ein ganzes Stück aus dem Wasser ragt. Das sich aufstauende Wasser wird gezwungen, sich seinen Weg unter der Tafel hindurch zu suchen. Richtig montiert in der Höhe, kann damit der Scheitel des Druckkanals entlüftet werden“, erklärt Kulisch.
Das zunächst am Modell erfolgreich eingesetzte Verfahren soll nun auch am realen Aubach-Kanal installiert werden. Laut Kulisch sei die Installation einer Schütztafel eine universelle Lösung gegen das Hochwasser vieler Bäche und Kanäle in Deutschland und darüber hinaus.
Der Einbau einer Schütztafel hat sich erstmals bei einer ähnlichen Hochwasserproblematik des Griesen- und Eckersbachs in Obernzell bei Passau bewährt.