Zuvor musste die alte Hofscheune abgerissen werden, um Platz für den Neubau zu schaffen. "Damit verfügt die Veterinärmedizinische Fakultät auf dem Lehr- und Versuchsgut Oberholz über wesentlich bessere Möglichkeiten, die Studenten unserer Fakultät in die tiermedizinische Behandlung von Schafen einzuführen.", erklärt der Dekan der Veterinärmedizinischen Fakultät, Professor Dr. Karsten Fehlhaber. "Aber auch für unsere tierphysiologischen Forschungen ist der neue Schafstall ein echter Zugewinn."
Technische Daten:
Die Bauzeit des 492 m2 großen Schafstalles betrug acht Monate, vom Abriss der alten Scheune bis zur letzten Installation. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 820 000 €. Im Stall wurden frostsichere Wasserleitungen verlegt, die alle Tränkebecken versorgen. Die Energieversorgung der technischen Anlagen und der Beleuchtung erfolgt über Starkstrom. Eine Heizung ist für den Stall nicht vorgesehen, die Belüftung erfolgt über eine sogenannte natürliche Trauf-First-Lüftung, die ein optimales Stallklima gewährleistet. In das Gebäude integriert ist eine neue Scheune, die noch einmal genauso groß ist wie der eigentliche Stall.
"Für die Arbeitsräume haben wir eine Elektroheizung vorgesehen." sagt Wolfgang Trommer. Und er gibt gleich noch einige technische Daten bekannt:
Bei der Gebäudekonstruktion des Stalles und der Scheune handelt es sich um eine freitragende, zugankerlose Rahmenkonstruktion aus Profilstahl zum Aufschrauben auf Blockfundamente. Die Rahmenkonstruktion sowie die Zwischenstützen in den Giebeln sind aus feuerverzinktem Stahl. Die Wandbekleidung beider Gebäude bestehen aus einer Holzstülpschalung (Nadelholz-bretter). Als Unterkonstruktion wurden Holz-Wandriegel, einschließlich erforderlichen Befestigungsmaterials und Wandriegelauflager, an den Hallenstützen eingesetzt. Der Schafstall und die Scheune haben ein ungedämmtes Satteldach mit einer Dachneigung von 20° und einer Faserzement-Wellplatten-Eindeckung. In die Dachflächen wurden jeweils zwei Lichtbänder angeordnet.
Beide Gebäude sind durch einen Verbindungsbau (Arbeits- und Geräteraum, Hausanschlüsse, elektrische Unterverteilung) miteinander verbunden. Die Außenwände des eingeschossigen Verbinders wurden als einschaliges Mauerwerk aus Leichthochlochziegel, in einer Wanddicke von 30 cm, hergestellt. Das Pultdach ist wärmegedämmt und hat eine Neigung von 7°.
Die Nutzung:
1. Schafstall
Das Stallkonzept wird durch einen Fress-, Lauf- und Liegebereich für jeweils 300 Schafe mit Nachzucht (170 Mutterschafe, 90 Lämmer, 40 Jährlingen) und 12 Böcken in Sammelbuchten (massive bauliche Trennung) realisiert. Die Tierhaltung erfolgt in Gruppen. Höhenverstellbare Tränken sind im gesamten Stallbereich umlaufend angeordnet und erhielten eine Begleitheizung (Außenklimastall ohne Heizung). Der Stall ist für Tiefstreu (max. 80 cm) bei einer maschinellen Entmistung vorgesehen. Die Strohmatratze muss entsprechend nur 2-mal im Jahr durch den Nutzer gewechselt werden.
2. Scheune
Das Scheunenkonzept sieht eine Bodenlagerung von Stroh und Heu in Ballenform vor:
- Heu- und Strohlager 345 m²
- Kraftfutter 45 m²
- Fahrwege 100 m²
Der Aus- und Einlagerungsvorgang erfolgt maschinell mit der vorhandenen Lagertechnik des LVG Oberholz.
3. Lehre und Forschung
Im neuen Schafstall erhalten die Studenten einen Einblick in die Schafhaltung und erlernen die tiermedizinische Betreuung und Versorgung eines Schafbestandes. "Das ist äußerst wichtig für die Umsetzung der neuen Tierärztlichen Approbationsverordnung, die einen stärkeren Praxisbezug vorschreibt.", meint Dekan Fehlhaber. "Mit dem neuen Schafstall auf dem Gelände des Lehr- und Versuchsgutes Oberholz ist auch die Reihe von Tierställen komplett, die für unsere Studenten eine hervorragende Möglichkeit sind, Bestandsbetreuung zu praktizieren. Gerade in der Großtierhaltung hat es der Tierarzt nicht nur mit einem einzelnen Tier zu tun, sondern mit ganzen Herden, deren Betreuung natürlich besonderen Richtlinien unterliegt."
Der Schafstall verbessert auch die Bedingungen für die tiermedizinische Forschung. Das Veterinär-Physiologische Institut beschäftigt sich z.B. in einem DFG-Projekt mit der Resorption von kurzkettigen Fettsäuren, die die wichtigsten Energieträger der Wiederkäuer, also auch der Schafe sind.
"Wir konnten schon zeigen, dass Schafe sehr ausgefeilte Mechanismen haben, sowohl einem Überangebot an kurzkettigen Fettsäuren (damit auch an Nahrung) als auch einem Unterangebot zu begegnen.", sagt Professor Dr. Gotthold Gäbel, Direktor des Institutes. "Vielleicht ist das ein Grund für die Genügsamkeit der Tiere, die ja nicht ohne Grund als ‚Pfennigsucher' bezeichnet werden."