Begründet wurde der Beschluss unter anderem mit Helmut Calgéers Tätigkeit als Musikpädagoge und Dirigent, als engagierter Förderer der Jugendmusik und der jugendmusikalischen Ausbildung. Sein Engagement gilt vor allem den musizierenden Jugendlichen, heißt es in der Begründung. Als Musiker aus Leidenschaft begleitete er viele junge Menschen auf dem Weg in die Welt der Musik. 1955 gründete er innerhalb der Volkshochschule Tübingen das Jugendbildungswerk und gab damit, neben seiner beruflichen Tätigkeit als Schulmusiker am Kepler-Gymnasium, den Anstoß für die Gründung der Tübinger Musikschule, deren ehrenamtlicher Leiter er über fünf Jahrzehnte war (1976 offiziell Musikschule genannt, 1978 umgewandelt in den Trägerverein „Tübinger Musikschule e.V.“). Dieses ehrenamtliche Engagement über Jahrzehnte hinweg ist eine beeindruckende Leistung, die in der Bundesrepublik einmalig sein dürfte. Für die Qualität der von Helmut Calgéer aufgebauten Musikschule sprechen die bestechenden Ergebnisse des Unterrichts: Tübingen lag beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ immer vorn, viele Schülerinnen und Schüler machten die Musik zu ihrem Beruf. Aus der Musikschule gingen zudem zahlreiche Ensembles hervor, die seitdem das Tübinger Musikleben bereichern, etwa die Tübinger Sinfonietta oder die Camerata viva.
Verdienste um das Tübinger Musikleben hat sich Helmut Calgéer auch als langjähriger Kulturreferent der Tübinger Museumsgesellschaft sowie als Leiter des Kulturreferats der Eberhard-Karls-Universität erworben. In beiden Funktionen holte er die große Welt der klassischen Musik nach Tübingen. Mit unerschöpflicher Phantasie, Tatkraft und Beharrlichkeit hat er so die hiesige Konzertlandschaft über Jahrzehnte bereichert. Mit Einsatz, Organisationstalent, Mut zum Wagnis und musikalischem Geschmack, dazu großer Gastfreundschaft und außerordentlichem Gespür für Künstlerpersönlichkeiten hat er dafür gesorgt, dass die berühmtesten Musikerinnen und Musiker, die bekanntesten Orchester auf ihren Konzertreisen immer auch im vergleichsweise kleinen Tübingen Halt gemacht haben.
Über seine pädagogischen und kulturellen Verdienste hinaus ist Helmut Calgéer ein Brückenbauer zwischen Ländern und Kulturen. Vor allem wurde er ein Wegbereiter der deutsch-französischen Versöhnung, musikalischer Vermittler zwischen ehemals feindlich einander gegenüberstehenden Ländern. Seit fünfzig Jahren ist er eine der führenden Persönlichkeiten im kulturellen Austausch mit der Partnerstadt Aix-en-Provence; in Würdigung seiner Verdienste um das deutsch-französische Verhältnis wurde ihm dort – als erstem Tübinger – die Bürgermedaille verliehen. Zu einem Botschafter Tübingens wurde Helmut Calgéer aber auch durch seine zahlreichen Konzertreisen mit dem von ihm begründeten Tübinger Kammerorchester, das in diesen Tagen sein 50-jähriges Jubiläum feiert. Die Tourneen führten ihn und seine Orchester auf alle Kontinente und trugen den Namen Tübingens in alle Ecken der Welt. Mit diesen Konzerten, die stets auf großes Interesse stießen, hat er den interkulturellen Austausch gefördert und viele fruchtbare Verbindungen zwischen Musikern wie Zuhörern angeregt.
Über lange Jahre hinweg wirkte Helmut Calgéer auch in führender Position in überregionalen Gremien mit. So war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Studentenorchester, Vorstandsmitglied des Verbandes der Deutschen Schulmusiker, Mitglied des Deutschen Musikrates und Präsidiumsmitglied und Präsident des Landesmusikrates von Baden-Württemberg. Hinzu kommt seine Tätigkeit als Mitglied im Hauptausschuss „Jugend musiziert“, im Rundfunkrat sowie in weiteren Kuratorien und Ausschüssen. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Arbeit, die er weit über den Ruhestand hinaus erst vor kurzem beendete, wurde er von den entsprechenden Gremien zum Ehrenpräsidenten des Landesmusikrates und zum Ehrenmitglied des Deutschen Musikrates gewählt. In all diesen Funktionen wirkte Helmut Calgéer immer auch als Fürsprecher für die Tübinger Musikszene.
Aufgrund seiner Verdienste wurden Helmut Calgéer zahlreiche Ehrungen zuteil, darunter die Tübinger Bürgermedaille (1974), das Bundesverdienstkreuz am Bande (1975), das Bundes-verdienstkreuz Erster Klasse (1982) und die Große Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg in Gold (2005).