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Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL) Mainzer Landstraße 55 60329 Frankfurt am Main, Deutschland http://www.wirsindfarbe.de
Ansprechpartner:in Frau Yaroslava Klaus 06925561706

„Farben machen das Leben schön!“

(lifePR) (Frankfurt am Main, )
Lieber Herr Dr. Borgholte, im Mai sind Sie als Nachfolger von Peter Jansen zum VdL-Präsidenten gewählt worden. Erst kurz vorher feierten Sie 60. Geburtstag. Das ist ein Alter, in dem manche auf zusätzliche Verantwortung verzichten, warum ist das bei Ihnen denn nicht so?

Weil ich mehr als 30 erfolgreiche und inspirierende Jahre in der Lackindustrie verbracht habe und mich das dazu motiviert, auch weiterhin meine Erfahrung und mein Engagement in diesem Fall ja ehrenamtlich für die Lack- und Druckfarbenindustrie in Deutschland einzubringen.

Wie verstehen Sie das Amt des VdL-Präsidenten für sich?

Der VdL-Präsident sollte die Interessen der Branche und speziell die Mitglieder im Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie vertreten. Aus meiner Sicht sollte er auf diese Weise bei Bedarf der Industrie ein Gesicht geben. Und er sollte Erfahrungen in dieser Industrie haben, in der Branche verwurzelt sein.

Erfahrung in der Branche haben sie nach Jahrzehnten bei BASF Coatings. Aber am Anfang ihrer Karriere stand doch eigentlich eine andere Entscheidung: Sie wollten ursprünglich evangelische Theologie studieren?

Naja, ich hatte schon damals ein Faible dafür, mit Menschen zu arbeiten, und zu meiner damaligen Studienzeit erschien mir Theologie als ein erstrebenswerter Werdegang, weil man viel mit Menschen zu tun hat. Aber ich bin diesen Weg dann doch nicht gegangen, unter anderem weil mir die alten Sprachen gefehlt haben. Und zweitens habe ich doch schnell erkannt, dass es auch viele andere Felder außerhalb der evangelischen Theologie gibt, in denen ich mich so betätigen kann.

Zum Beispiel in der Naturwissenschaft Chemie, dem Studium der stillen Labore.

Ja, ich hatte auch immer ein großes Interesse an naturwissenschaftlichen Dingen. Und das hat mich schon in der Schule zur Chemie geführt und dann erst recht im Studium.  Aber das Ganze war immer in Kombination mit Menschen. Deshalb führte der Weg ja auch nicht in eine klassische wissenschaftliche Beschäftigung, sondern in die Industrie. Und ich habe es nicht dauerhaft bei der Arbeit in einem Labor oder in einer technischen Funktion belassen. Bei BASF Coatings ging es relativ schnell über Vertrieb, Sales, Business Development, Strategie zu Marketing-Funktionen und zuletzt ins Digitale.

Sie blicken auf 33 Jahre in der Farbenbranche zurück. Können Sie über diesen Zeitraum einen groben Bogen schlagen, was hat sich Wesentliches für Farbenhersteller geändert?

Die ganze Branche. Sie hat sich im industriellen Bereich globalisiert und internationalisiert. Im Bereich Architektur und Industrielacke und als Dekorativfarben haben Farben und Lacke für mich aber weiter natürlich auch eine sehr starke lokale Präsenz. Die Branche hat außerdem extrem viele Veränderungen, ausgelöst durch regulatorische Anforderungen und Auflagen, durchlebt. Wenn ich die Lackformulierung heute anschaue und mit der Rezeptur eines Autolacks von 1991 vergleiche, das sind gänzlich verschiedene Dinge. Zum einen sind die Rezepturen viel komplexer geworden, die Ansprüche an den Lack sind erheblich gestiegen und viele Rohstoffe sind heutzutage gar nicht mehr einsetzbar. Hier hat der Nachhaltigkeitsgedanke seine Wirkung gezeigt. Wir setzen viele Wirkstoffe aus gutem Grunde nicht mehr ein.  Aber wir müssen insgesamt auch die Funktionalität von Lacken im Auge behalten, weil der Lack durch seine konservierenden Eigenschaften zur Langlebigkeit der Produkte beiträgt. Die Lackindustrie hat immer wieder bewiesen, ein Treiber der Veränderung zu sein.

Trotz Technisierung und Globalisierung, ist denn in den 33 Jahren etwas Typisches geblieben, bei dem Sie sagen, das macht die Farbenindustrie aus?

Die Persönlichkeiten machen die deutsche Farbenindustrie aus. Es gibt diese typischen mittelständischen und kleineren Unternehmen, in denen auch heute noch markante Personen tätig sind, die für mich die Lackindustrie prägen. Auch die speziellen, innovativen Unternehmensgeschichten spielen eine große Rolle. Geschichte ist eines meiner Hobbys, daher interessiere ich mich auch für die Historie dieser Wirtschaftsunternehmen. Für die Ideen, die am Anfang standen, und was oft in Generationen daraus geworden ist.

Von den einzelnen Unternehmen zum Verband, der inzwischen 200 Mitglieder in ganz verschiedenen Bereichen hat: Was macht für Sie gute Verbandsarbeit aus?

Gute Verbandsarbeit ist für mich eine starke Vertretung gegenüber der Politik und dem deutschen oder europäischen Gesetzgeber und anderen Interessengruppen. Es ist entscheidend, die wichtigen Interessen der Industrie zu vertreten, aber auch den Mitgliedsunternehmen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man sich weiterentwickeln kann. Ich glaube, dass der VdL hier sehr stark aufgestellt ist. Wir haben fachlich und personell Expertise, einen guten Zusammenhalt und können unsere Interessen stark und kompetent vertreten.

Sie waren auch schon CEPE-Präsident und betonen gerne, wie wichtig Ihnen die europäischen Kontakte sind. Welche Rolle soll der VdL in Europa spielen?

Ich bin davon überzeugt, dass diese politische Arbeit in Brüssel verzahnt sein muss zwischen den nationalen und den europäischen Verbänden. Der VdL spielt eine sehr wichtige Rolle in Europa und ist für mich so ein bisschen ein Motor der Interessensvertretung der Lack- und Druckfarbenindustrie mit den anderen Staaten. Abgesehen von Frankreich und Spanien gibt es aus meiner Sicht wenige andere starke nationale Verbände in der EU. Der VdL ist hier die Ausnahme und agiert oft inspirierend und leistet einen großen Beitrag für die europäische Lack- und Farbenindustrie.

Sie haben bei ihrer Kandidatur gesagt, dass sie nur drei Jahre amtieren möchten, was möchten Sie in dieser Zeit bewegen?

Ich hoffe, dass ich dazu beitragen kann, den bereits sehr gut aufgestellten Verband weiterzuentwickeln. Mir geht es dabei nicht um persönliche Strahlkraft oder darum, einen persönlichen Stempel aufzudrücken - das sind Fragen, die man sich mit 60 vielleicht auch weniger stellt. Mir geht es tatsächlich darum, dem Verband zu helfen, erfolgreich zu sein, sich weiterzuentwickeln und ihn durch meinen persönlichen Einsatz noch stärker für Kommendes zu machen.

Kommendes? Was kommt in den nächsten Jahren? Sehen Sie Gefahren?

Die Wolken werden ja immer dunkler. Ich sehe natürlich auch die seit Jahren instabile Wirtschaftslage und die globale Situation. Überregulierung ist ein weiteres großes Thema, auch wenn wir jetzt schon mal froh sind, dass wir in Europa vom „Industrial Deal“ sprechen und nicht mehr so stark auf „Green Deal“ und Verbote ausgerichtet sind. Die Bürokratie droht uns alle zu erwürgen, wir brauchen dringend eine Simplifikation von Genehmigungsprozessen, zum Beispiel im Baurecht. Entscheidungen müssen hier schneller erfolgen. Unsere Produkte müssen die an sie gestellten Anforderungen, die immer komplexer werden, erfüllen können. Da müssen wir mehr Freiheiten bekommen als bisher - auch mit Blick auf Nachhaltigkeit und Haltbarkeit von Lacken und Farben.

Einzelne Mitglieder sagen ausdrücklich: Das geht mit uns so nicht mehr. Das wird zu viel, auch wenn Nachhaltigkeit draufsteht …

Naja, Nachhaltigkeit sollte ja ein Ziel für uns alle sein, aber sie sollte auch kein Pflaster sein und nicht zur Gängelung beitragen. Wichtig ist doch, dass wir gemeinsam Lösungen suchen, auch solche, die wir als Industrie wollen, um Dinge besser für die Zukunft zu machen. Manchmal hat man aber schon den Eindruck, Nachhaltigkeit ist nur so ein Schlagwort und dient mitunter als Vorwand, um freies Unternehmertum einzuschränken. Einen gewissen Fundamentalismus stelle ich schon bei manchen Vertretern der Politik fest. Aber ich denke, wir wollen unsere Welt für die nächsten Generationen erhalten und dazu einen Beitrag leisten, durch ein entsprechendes sicheres Arbeiten durch sichere Materialien und durch die nachhaltige Nutzung von Rohstoffen.

„Klagen ist der Gruß des Kaufmanns“ wird ja oftmals gesagt …

Ich glaub, die Industrie hat durchaus Grund zur Klage. Überregulierung und Bürokratie sind natürlich abgenutzte Buzz-Wörter, aber es gibt schon konkrete Themen, an denen wir die Rahmenbedingungen entsprechend wirtschaftsfreundlicher gestalten sollten. Aber wir wollen nicht nur klagen. Wir müssen auch selbst weiter innovativ sein und damit die Zukunft gestalten. Wir als Unternehmer oder als Manager müssen aber Herausforderungen erkennen, annehmen und immer aktiv bearbeiten.

Sollte die Branche aktiver und innovativer sein?

Ich vermiss da eigentlich nichts. Ich sehe, dass wir innovationsfreundlich sind, dass wir aktiv sind, dass wir innovative, neue Lösungen entwickeln. Wir haben ja auch ein intrinsisches Interesse, neue Lösungen auf den Markt zu bringen, dort stehen wir in einem globalen Wettbewerb. Und wenn man guckt, wie in USA der industrielle Wandel von der bisherigen Administration unterstützt wird, ist das natürlich deutlich charmanter, als wenn wir in der EU beispielsweise Verbrenner-Motoren oder Öl- und Gasheizungen verbieten. Transformation kann man natürlich auch anders incentivieren oder positiv benoten, und in Europa sind wir meist schnell auf einer Verbotsschiene. Wo Transformationen sehr groß sind, sollte man auch diese Transformationen entsprechend unterstützen.

Der VdL feiert im nächsten Jahr sein 125-jähriges Bestehen. In diesem Zeitraum haben sich epochale Veränderungen ereignet. Wenn Sie auf der Mitgliederversammlung eine Rede halten, wissen Sie schon jetzt, wofür die Lack- und Druckfarbenindustrie in dieser Zeit steht?

Zunächst sind wir ein starker Arbeitgeber. Wir bieten attraktive Arbeitsplätze mit viel Entwicklungspersonal für kreative Ideen. Das sollten wir nutzen, um junge Menschen für eine Arbeit in unserer Branche zu gewinnen und zu begeistern. Wir sind innovationsfreundlich, wir treiben neue Technologien voran und das ist, auch wenn man auf die 125 Jahre Geschichte zurückblickt ein wesentlicher Faktor. Wir haben so viele Veränderungen vorangebracht und damit schon zur Nachhaltigkeit beigetragen, indem wir Substrate, die beschichtet werden, immer effektiver und umweltfreundlicher schützen und damit länger haltbar machen. Und schließlich machen wir das Leben um uns herum einfach schöner und bunter. Ich liebe neue Autolacke, neu entwickelte Farben, und dass die Wände bei mir zu Hause nicht mehr immer überall weiß sind. Unsere Firmen und ihre Produkte stehen für Attraktivität, Kreativität und Gestaltung. Farbe steht für Wohlfühlen und Inspiration. Farben machen das Leben schön! 

Vielen Dank für dieses Interview.

Die Fragen stellte Alexander Schneider

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