„Wir erachten eine Krankenhausreform grundsätzlich als zwingend notwendig und möchte den Prozess als Trägerverband soweit möglich konstruktiv begleiten“, betont Dr. Joachim Ramming, 3. Vorsitzender beim Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e.V., „auch wenn die ersten Schritte der Initialisierung der Reform ohne Einbezug der wesentlichen Beteiligten und Betroffenen durch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach stattgefunden hat und dies nicht unsere Vorstellung einer konstruktiven zukunftsgerichteten Zusammenarbeit widerspiegelt.“ Zu diesem Zweck hat die Vorstandschaft des VPKA konkrete Anregungen und Optimierungsvorschläge erarbeitet.
Levelzuordnungen nicht zielführend
Sehr kritisch sieht man beim Verband die geplanten Levelzuordnungen. Durch sie würden zahlreiche relevante Angebote flächendeckend wegfallen. „Die Vorschläge der Kommission würden in ihrer jetzigen Form zur Schließung von rund einem Drittel aller Krankenhäuser führen bzw. zur Herabstufung zahlreicher Häuser auf das sogenannte Level I i. Letzteres bedeutet, dass diese Häuser künftig nur noch eine ambulant-stationäre Basisversorgung anbieten dürfen. Sie würden also über keine Notfallversorgung und keine reguläre stationäre Versorgung mehr verfügen“, erläutert Dr. Ramming. „Man stelle sich vor, was es für die Bevölkerung bedeutet, wenn es keine schnell erreichbare Intensivmedizin – Stichwort: Schlaganfall oder Herzinfarkt – oder auch Geburtshilfe mehr gibt!“
Anders als in Ballungsräumen, in denen eine relativ hohe Klinikdichte bestehe und Patient:innen sich auch nach einer Ausdünnung auf vertretbare Entfernungen zum nächsten Krankenhaus verlassen könnten, sei dann in einem Flächenland wie Bayern keine flächendeckende Versorgung mehr gewährleistet. Zudem drohe die Gefahr von Leistungsrationierung und Wartelisten. „Diese Tatsachen müssen bei der Reform unbedingt berücksichtigt und entsprechende Korrekturen vorgenommen werden!“, mahnt er. „Die Devise muss lauten: Wer das Know-How hat, muss es auch weiterhin anwenden dürfen, unabhängig vom Krankenhauslevel!“
Ökonomie mit Ergebnisqualität verbinden
Der VPKA stellt klar: Das übergeordnete Ziel der Reform darf nicht eine Bereinigung der Krankenhauslandschaft zum Zweck der Verbilligung sein. Vielmehr muss es um Ökonomie in Verbindung mit Ergebnisqualität gehen, bei gleichzeitiger Sicherstellung der Erreichbarkeit.
„Die Ergebnisqualität wird momentan völlig ausgeblendet, es geht nur um Vorhaltung. Aus unserer Sicht sollte das neue System jedoch auf messbare Effizienz und Ergebnisqualität ausgerichtet sein. Das heißt, das Geld sollte in diejenigen Häuser fließen, die gute Qualität bieten und ökonomisch effizient und ressourcenschonend arbeiten; davon profitieren die Patienten und die Mitarbeitenden.“ Dabei müsse man sich von dem Irrglauben verabschieden, dass klein automatisch schlechtere Qualität bedeute, betont Dr. Ramming. „Das beste Beispiel hierfür sind Fachkliniken und die privat getragenen Einrichtungen.“
Fachkliniken von Levelzuordnung ausklammern
Hier dringt der VPKA auf eine Überarbeitung der bisherigen Pläne. Die zum jetzigen Zeitpunkt von der Kommission vorgesehene Eingliederung der Fachkliniken in das Level I i sei nicht sinnvoll! „Die Fachkliniken werden dadurch weitgehend ihrer Existenzgrundlage beraubt! Es ist zwingend notwendig, dass diese Häuser auch in Zukunft alle Leistungen erbringen dürfen, ohne die Einschränkungen der Levelzuordnung. Die Fachkliniken leisten eine qualitativ hochwertige Versorgungssicherheit und sind beispielsweise bei der Neurologischen Frührehabilitation, Diabetologie, Kinderheilkunde, Psychosomatik und in vielen weiteren Disziplinen unverzichtbar für das gesamte System. Die durch die Reformpläne zwingend herbeigeführten Schließungen und der Neuaufbau ihrer hochspezialisierten und bewährten Fachabteilungen in Universitätskliniken wäre extrem teuer, nicht sinnvoll und kaum zu bewerkstelligen, warnt Dr. Ramming. „Die aktuell gegebene Spezialisierung dieser Einrichtungen muss erhalten bleiben und wertgeschätzt werden. Alles andere wäre unverantwortlich.“ Ein weiterer relevanter Punkt in Bezug auf die Fachkliniken: „Die Vorhaltefinanzierung ist bei den aktuellen Plänen nur auf Notfallversorgung dekliniert. Die Fachkliniken benötigen eine solche jedoch auch. Hier muss nachjustiert werden.“
Weitere Anregungen
Bei den Kommissionsplänen fehle das wichtige Thema Bürokratieabbau. „Dies muss unbedingt seinen Niederschlag in der Reform finden, um die Mitarbeitenden zu entlasten und somit auch dem Personalmangel entgegenzuwirken“, so Dr. Ramming. Die Gewinnung von zusätzlichen, dringend notwendigen Fachkräfteressourcen der unterschiedlichen Berufsgruppen geschieht viel einfacher, schneller und motivierender durch den Abbau überflüssiger Bürokratie als den Irrglauben, dass durch Schließung von Krankenhausstandorten deren Fachkräfte quasi vollständig an anderen Orten zur Verfügung stünden. Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten sind keine Dominosteine auf einem Schachbrett.“
Der VPKA weist außerdem auf die Wichtigkeit der Rehabilitation als Anschlussversorgung hin. „Die Auswirkungen der Reform auf die Reha müssen zwingend berücksichtigt werden. Im deutschen Gesundheitswesen spielt die Rehabilitation in der Nachversorgung der Patientinnen und Patienten eine ungleich wichtigere Rolle als in anderen Ländern. Hier gilt es, verstärkt sektorübergreifende Angebote durch entsprechende Leistungsfinanzierungslösungen zu ermöglichen. Gerade die privaten Träger sind zügig in der Umsetzung neuer und innovativer Lösungen und können damit der Qualität und dem Transformationsprozess des deutschen Gesundheitswesens entscheidende Impulse verleihen.