Über verschneite Pisten flitzen und dabei die Berglandschaft genießen: Die Skisaison ist in vollem Gange. Eisige Temperaturen sorgen für sehr gute Bedingungen für Wintersportler:innen mit ausreichend Schnee bis in die Täler. Um die Ski- und Snowboard-Fahrer:innen den Berg hinauf zu befördern, werden häufig Sesselbahnen eingesetzt. Dabei handelt es sich um Seilbahnen mit breiten Sitzen für mehrere Personen. Sessellifte sind meist als Umlaufseilbahnen ausgelegt und befördern neben Menschen auch Gegenstände, wie Skiausrüstungen oder Mountainbikes. Sicherheitsbügel in Fahrtrichtung an der Vorderseite halten die Fahrgäste in den Sitzen oder Sesseln und schützen diese gegen Abstürze. Manche Bahnen bieten mit Wetterschutzhauben zusätzlichen Komfort und schützen vor Wind und Wetter.
Trotz der Schutzvorrichtungen passieren jedoch an Sesselbahnen hin und wieder auch Unfälle – zum Teil mit schwerwiegenden Folgen. „Sesselbahnen werden intensiv überwacht und jährlich von externen Sachverständigen geprüft“, sagt André Siegl, Referent für Förder- und Gebäudetechnik beim TÜV-Verband. „Der sichere Betrieb von Sesselbahnen hängt, neben der technischen Sicherheit jedoch stark vom Verhalten der beförderten Personen ab.“ Insbesondere bei älteren Sesselbahnen, deren Bügel nicht automatisch schließen und der Schließvorgang von den Nutzer:innen selbst durchgeführt oder zumindest unterstützt werden muss, kommt es immer wieder zu Unfällen. Auch die Qualifikation des Bedienpersonals ist für den sicheren Betrieb von großer Bedeutung. Der TÜV-Verband beantwortet Fragen zur Sicherheit von Sesselbahnen und gibt Tipps für Wintersportler:innen.
Welche Risiken gibt es?
Sesselbahnen sind grundsätzlich sehr sichere Transportmittel. Dennoch besteht die Gefahr, dass durch Dauerbetrieb oder durch menschliches Versagen technische Mängel oder Defekte auftreten, die zu Stillständen oder Unfällen führen können. „Aufgrund der starken Beanspruchung an verschiedenen Systemen, wie Sicherheitsbügeln oder ständig beweglichen Bauteilen, die hoch belastet sind können Verschleiß und Materialermüdung auftreten“, sagt Siegl. Bei zu starken Pendelungen oder Seilablenkungen zum Beispiel durch starken Wind können Seile in seltenen Fällen aus den Führungssystemen springen. Brems- und Fangsysteme müssen dann wirkungsvoll eingreifen. Aber auch äußere Faktoren wie Blitzeinschlag, Eis oder morsche Bäume entlang der Trasse können die Sicherheit einer Sesselbahn beeinflussen.
Sicherheit beginnt schon vor der Inbetriebnahme
Bereits im Planungsverfahren und beim Bau einer neuen Liftanlage wird die Sicherheit berücksichtigt. Vor der Inbetriebnahme wird ein geregelter Zulassungsprozess durchlaufen und ein umfangreicher Probebetrieb durchgeführt. Neben den technischen Anforderungen müssen auch die Rettungsmöglichkeiten genau dargelegt werden. Erst nach erfolgreicher Prüfung durch eine Benannte Stelle wie die TÜV gibt die zuständige Seilbahnbehörde den Betrieb frei.
Die Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen bei Liftanlagen wird in Deutschland von den Bundesländern beaufsichtigt und überwacht. „In der Regel prüfen unabhängige Sachverständige einer anerkannten Stelle wie den TÜV-Unternehmen einmal im Jahr die gesamte Anlage“, sagt Siegl. „Bei Seilprüfungen kommen moderne zerstörungsfreie Verfahren zum Einsatz, wie etwa die magnetinduktive Prüfung, mit der Drahtbrüche und unter Umständen nicht sichtbare Defekte im Seil frühzeitig erkannt werden können.“ Auch Notfall- und Evakuierungsmaßnahmen werden geprüft. Für die Sicherheit der Fahrgäste sind weitere Checks vorgeschrieben. Unterjährig müssen in vorgegebenen Zeitabständen visuelle Kontrollen vom Betriebspersonal vorgenommen werden. Abhängig von gegebenenfalls festgestellten Mängeln wie zum Beispiel Korrosion, Drahtbrüche oder Durchmesserverjüngung, werden die Seile saniert oder erneuert.
Fixgeklemmt und kuppelbare Sesselbahnen
Grundsätzlich wird zwischen kuppelbaren und fixgeklemmten Sesselbahnen unterschieden. Bei kuppelbaren Bahnen lösen sich die Sitzvorrichtungen in den Stationen automatisch vom Seil. Dadurch wird das Tempo im Tal sowie am Gipfel verlangsamt, sodass Wintersportfans bequemer ein- und aussteigen können. Um die Transportkapazität zu erhöhen, fahren kuppelbare Sesselbahnen zwischen den Stationen schneller als fixgeklemmte Bahnen.
Bei fixgeklemmten Sesselbahnen ist die Stange am Förderseil mit der Sitzvorrichtung verbunden. Dadurch lösen sich die Sessel in den Stationen nicht vom Seil. Wintersportler:innen steigen hier während der Fahrt ein und aus. An einigen Anlagen helfen Förderbänder beim Ein- und Ausstieg oder das Liftpersonal drosselt die Geschwindigkeit an den Stationen.
Hinweise für eine sichere Fahrt mit der Sesselbahn
Insbesondere bei Sesselbahnen besteht bei unsachgemäßer Benutzung ein erhöhtes Unfallrisiko. Siegl: „Die Fahrgäste sind verpflichtet, die Sicherheitsbestimmungen des Betreibers einzuhalten. Diese sind gut sichtbar auf Tafeln an den Anlagen oder auf den Internetseiten der jeweiligen Ski- und Bergregionen nachzulesen. Außerdem gilt: Personen, die unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln stehen, dürfen nicht mit der Sesselbahn fahren.“
Für ein sicheres Wintersportvergnügen sollten Fahrgäste Folgendes beachten:
- Sicherheit beginnt in der Warteschlange: Beim Anstehen ist auf andere Fahrgäste Rücksicht zu nehmen. Ansagen und Hinweise des Liftpersonals müssen befolgt werden. Wer Hilfe beim Einsteigen benötigt, sollte dies dem Personal rechtzeitig mitteilen, um den Betrieb nicht zu verzögern. Ausrüstung und Gepäck sind so zu verstauen, dass während der Fahrt nichts herunterfallen kann.
- Sicher einsteigen: Wintersportler:innen, die an der Reihe sind, sollten sich zügig zur Einstiegsstelle begeben. Die Skistöcke werden in einer Hand gehalten. Snowboarder:innen steigen aus der hinteren Bindung. Ein Blick zum Sitz und die freie Hand helfen beim sicheren Einsteigen. Rucksäcke sollten vor der Brust getragen werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass sich keine Schnallen oder Bänder von Rucksack oder Kleidung an der Anlage verfangen. Bei einigen Sesselbahnen müssen die Passagiere den Sicherheitsbügel selbst schließen. Hier sollte der Bügel nicht zu spät heruntergezogen werden, oft gibt es dafür ein Signal. Fahrgäste sollten sich vergewissern, dass alle Mitfahrenden gut sitzen, bevor sie den Bügel herunterziehen.
- Während der Fahrt: Wintersportler:innen sollten sich während der Fahrt ruhig verhalten und nicht hin- und herschaukeln. Der Bügel ist stets geschlossen zu halten. Sesselbahnen sind oft höher als angenommen, deshalb sollten Passagiere auf keinen Fall abspringen, auch wenn der Lift flach über den Boden fährt. Darüber hinaus ist das Rauchen während der Fahrt verboten. Das Herabwerfen von Müll oder Gegenständen schadet der Natur!
- Vor dem Ausstieg: Für einen reibungslosen Ausstieg sollten sich Wintersportler:innen rechtzeitig vorbereiten. Kurz vor der Ankunft an der Station sollten Fahrgäste aufmerksam sein und ihre Ausrüstung bereithalten. Automatische Sicherheitsbügel öffnen sich einige Sekunden vor dem Ausstieg. Bei manuellen Bügeln sollten Passagiere auf Hinweisschilder, Signalleuchten oder das Liftpersonal achten. Vor dem Öffnen sollten sich die Fahrgäste absprechen. Kurz vor dem Ausstieg sollten Skifahrer:innen die Skispitzen etwas anheben, um stabil und sicher zu landen.
- Sicher aussteigen: Wintersportler:innen sollten sich vergewissern, zu welcher Seite sie aussteigen müssen. Häufig ist die Ausstiegsrichtung durch Pfeile an der Station gekennzeichnet. Der Ausstieg erfolgt zunächst auf einer ebenen Fläche. Hier sollten die Skier behutsam aufgesetzt und die Stöcke noch in einer Hand gehalten werden. Die freie Hand dient zum Abstoßen von der Bahn und zum Halten des Gleichgewichts. Danach folgt bei den meisten Sesselbahnen ein leichtes Gefälle, um zügig aus dem Ausstiegsbereich zu gelangen. Hier sollten sich Wintersportler:innen nicht zu lange aufhalten, um nachfolgende Passagiere nicht zu behindern oder von einer Gondel getroffen zu werden. Zudem sollten Skifahrer:innen darauf achten, andere nicht mit ihren Stöcken zu treffen. Wer beim Aussteigen stürzt, sollte versuchen, so schnell wie möglich aufzustehen und den Ausstiegsbereich zu verlassen. Ist dies nicht möglich, hilft es, sich zur Seite und damit „aus dem Weg“ zu rollen. Bei größeren Schwierigkeiten können sich Wintersportler:innen an das Personal wenden.
Während des Betriebs kann es vorkommen, dass eine Sesselbahn stehen bleibt. Fahrgäste müssen sich in diesem Fall keine Sorgen machen. In der Regel geht die Fahrt innerhalb weniger Augenblicke weiter. „Sollte der seltene Fall einer Evakuierung eintreten, gilt es, Ruhe zu bewahren und den Anweisungen des Personals Folge zu leisten“, sagt Siegl. Auf keinen Fall sollten Fahrgäste eigenständige Rettungs- oder Ausstiegsversuche unternehmen. Sowohl die Anlagenbetreiber als auch die ortsansässigen Rettungskräfte sind für diese Situationen geschult und trainieren die Evakuierung regelmäßig in Notfallübungen. Zunächst wird das Bedienpersonal versuchen, die Gondeln in die nächstgelegene Station zu bewegen. Gelingt eine Rückholung der Gondeln aus technischen oder organisatorischen Umständen nicht, wird ein geeigneter Evakuierungspunkt entlang der Seilbahntrasse gesucht, von der aus, beispielsweise Feuerwehr oder Höhenrettung gut zur Gondel gelangen können.
Regelungen für Kinder und Jugendliche beachten
Je nach Land gelten unterschiedliche Regelungen für die Mitnahme von Kindern. Meist gibt es ein Mindestalter oder eine Mindestgröße für die Mitfahrt ohne Begleitperson. Auch die Bestimmungen für Begleitpersonen unterscheiden sich von Land zu Land. Siegl: „Kinder, die kleiner als 1,25 Meter sind, sollten aus Sicherheitsgründen nur in Begleitung eines Erwachsenen mit der Sesselbahn fahren.“ Ablauf und Regeln einer Sesselbahnfahrt müssen ihnen vorher erklärt werden. Auch sie müssen sich jederzeit an die Sicherheitsbestimmungen des Betreibers halten! Nutzer:innen finden diese Regeln oft gut sichtbar an Tafeln an der Anlage oder auf den Websites der jeweiligen Ski- und Bergregionen. Trotz übermütiger Ski-Laune ist Schaukeln, Umdrehen oder Herumtollen während der Fahrt tabu. Generell gilt: Warme Kleidung mit Mütze und Handschuhen ist Pflicht, ebenso ein Skihelm. Lange Schals, Schnüre, Hosenträger oder Schnallen dürfen nicht lose herunterhängen, damit sie sich nirgends verfangen. Begleitpersonen können Kindern die Skistöcke abnehmen. Kinder sollten immer zuerst ein- und aussteigen. Nach dem Einsteigen sollten sich die Begleitpersonen vergewissern, dass die Kinder richtig sitzen und sich an die Rückenlehne anlehnen. Kleine Kinder müssen während der gesamten Fahrt gut festgehalten werden, damit sie nicht abrutschen können. Kommt es in den Ein- und Ausstiegsbereichen zu Schwierigkeiten, sollte dies dem Bedienpersonal lautstark und auffällig gestikulierend mitgeteilt werden, so dass sie schnell reagieren können.