Das erklärte Dr. Dr. Andreas Barner, Vorsitzender des Verbands Forschender Arzneimittel (VFA) heute in Berlin bei der Vorstellung einer aktuellen Umfrage des Verbands unter seinen 45 Mitgliedsfirmen. "Die Patienten müssen die neuen Therapien aber auch erhalten können", betonte Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des VFA. Arzneimittelinnovationen würden die Patienten bislang in Deutschland im europäischen Vergleich nur recht zögerlich erreichen; und das, obwohl sie unmittelbar nach ihrer Zulassung erstattungsfähig sind.
Bei der Ausgestaltung der künftigen Verpflichtung, für bestimmte Präparate eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen, dürfe es nicht zu Zugangsverzögerungen durch die Hintertür kommen. Die Umfrage 'Perspektive 2011' zeigt, dass der Schwerpunkt der Entwicklungsaktivität forschender Arzneimittelhersteller auf den Krankheitsgebieten Krebs (26 Prozent der Projekte), Herz-Kreislauf-Krankheiten (18 Prozent), Infektionen (15 Prozent), entzündliche Erkrankungen (8 Prozent) wie Multiple Sklerose und Diabetes Typ 2 (4 Prozent) liegt.
Barner: "93 Prozent der Projekte beschäftigen sich mit schweren Krankheiten, lediglich die übrigen entfallen auf leichtere körperliche Einschränkungen." In den nächsten Jahren ist mit der Einführung eines neuen Therapieprinzips in die Krebsbehandlung zu rechnen: therapeutischen Impfungen. Dabei wird das Immunsystem des Patienten durch einen Impfstoff gewissermaßen auf "verräterische Merkmale" der Krebszellen hingewiesen und so in die Tumorabwehr einbezogen.
Dies könnte zuerst bei Lungenkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Schwarzem Hautkrebs zum Einsatz kommen. Wesentlich vereinfachen könnte sich die Behandlung der Multiplen Sklerose. Sie basiert heute vor allem auf Präparaten, die regelmäßig vom Patienten gespritzt werden müssen. Fünf Unternehmen arbeiten daran, diese bis 2011 durch Medikamente zu ersetzen, die einfach als Tabletten oder Kapseln eingenommen werden können.
Um zunehmend resistentere Bakterien zu bekämpfen, könnten vier neue Antibiotika auf den Markt kommen, und zusätzlich noch vier weitere Präparate zur Behandlung bakterieller Infektionen. Gegen seltene Erkrankungen, die weniger als fünf von 10.000 EU-Bürger betreffen, könnten bis 2011 insgesamt 40 Medikamente die Zulassung erlangen. Zudem könnten zehn Medikamente gegen Krankheiten herauskommen, die besonders in Entwicklungsländern auftreten, vor allem neue Impfstoffe und Malariamedikamente. "Deutschland", so Barner abschließend, "spielt bei der Entwicklung neuer Arzneimittel eine zentrale Rolle.
Fast alle Medikamente, die in Deutschland auf den Markt kommen, werden von den Unternehmen unter Beteiligung deutscher Kliniken oder Arztpraxen entwickelt. 18 der 45 Mitglieder des VFA unterhalten in Deutschland auch Labors für die Erfindung neuer Präparate."