Dietmar Lindner, der am selben Tag auf der Mitgliederversammlung des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL Bayern) zum neuen Präsidenten gewählt wurde, hieß rund 350 Gäste zu den Feierlichkeiten willkommen. Das „Forum.Grün – Pavillon der Landschaftsgärtner“ des VGL Bayern und die elf Themengärten der Mitgliedsbetriebe boten hierfür einen hervorragenden Rahmen auf dem Landesgartenschaugelände.
In seiner Antrittsrede beleuchtete Lindner die Entwicklung des VGL Bayern, der am 14. Dezember 1963 in Ingolstadt als Fachverband Bayerischer Landschaftsgärtner gegründet wurde. Es war die erste selbstständige Interessensgemeinschaft der gewerblichen Landschaftsbaufirmen in Westdeutschland der Nachkriegszeit. 1969 erfolgte die Umbenennung in Verband Garten- und Landschaftsbau Bayern und 1978 in Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern. Der Sitz der Geschäftsstelle befindet sich in Gräfelfing, am südwestlichen Stadtrand von München.
Inzwischen resultiert aus einer kleinen Gruppe von Gründungsmitgliedern ein starker Verein mit 650 angeschlossenen Unternehmen, die 2023 einen Umsatz von 960 Millionen Euro erwirtschafteten. Sie leisten entscheidende Arbeit für den Erhalt und den Ausbau der grün-blauen Infrastruktur im Freistaat und prägen damit die Gesichter der Metropolen, Städte und Gemeinden wesentlich mit. Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner schaffen vielfältige Lebensräume für Mensch, Tier und Pflanze. Das macht die Experten des Garten- und Landschaftsbaus (GaLaBau) zu einer wichtigen Berufsgruppe, die zur Anpassung an den Klimawandel sowie zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt.
„Hierfür möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken! Durch Ihre Leidenschaft für den Beruf und Ihr unermüdliches Engagement für den Verband haben Sie in den vergangenen Jahrzehnten dem VGL Bayern zu dem verholfen, was er heute ist: bedeutender Impulsgeber in einem der relevantesten Wirtschaftszweige unserer Zeit“, betonte Lindner.
Bundesverkehrsministerium lehnt Handwerkerausnahme für den GaLaBau ab
Zu den größten gegenwärtigen Herausforderungen der Branche zählen die Fachkräftesicherung, die Digitalisierung sowie altersbedingte Betriebsaufgaben ohne Nachfolgeregelungen. Durch ein großes Bündel an Maßnahmen unterstützt der Verband kontinuierlich seine Mitglieder in den Themenfeldern Nachwuchswerbung und Ausbildungsförderung, Fort- und Weiterbildung, Fach- und Rechtsberatung, Finanzen, Personal und Verwaltung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Online-Marketing und Social Media.
Darüber hinaus machen steigende Kosten und ausufernde Bürokratie den Firmen zunehmend zu schaffen. „Was wir überhaupt nicht gebrauchen können, sind ungerechte Belastungen. Beispielsweise wird ab dem 1. Juli 2024 die Mautpflicht auf Nutzfahrzeuge von 3,5 bis 7,5 Tonnen erweitert. Dabei weigert sich das Bundesverkehrsministerium, unsere Branche in die Handwerkerausnahme aufzunehmen. Absurd, denn die Tätigkeiten des GaLaBaus und die des Handwerks sind vergleichbar“, artikulierte der Präsident sein Unverständnis. Trotz der breiten Unterstützung, die der GaLaBau erfährt, einleuchtenden Argumenten und eines fundierten Rechtsgutachtens entschied das Ministerium, seinen Ansatz zur Umsetzung der Handwerkerregelung nicht zu ändern.
Wie eine konstruktive Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft funktionieren kann, zeigt zum Beispiel der vom bayerischen Landwirtschaftsministerium berufene Praktikerrat. In dem Rat kommen Vertreter aus der Landwirtschaft und von Verbänden zusammen, um Vorschriften auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen und Reformvorschläge zu erstellen. „Ein ähnliches Gremium kann ich mir gut für den GaLaBau vorstellen“, so Lindner.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner überbringt „Geburtstagsüberraschung“
Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, gratulierte dem Verbandspräsidenten zu seinem neuen Ehrenamt und dankte seinem Vorgänger, Gerhard Zäh, für dessen unermüdlichen Einsatz für den VGL Bayern. Ferner wies sie auf die zurückliegenden Aktivitäten von Maximilian Böltl, der unter den Gästen weilte, hin. Böltl, seit Oktober Mitglied des Bayerischen Landtags, war von 2014 bis 2023 Bürgermeister der Gemeinde Kirchheim und hatte die Bewerbung für die Landesgartenschau maßgeblich initiiert.
Mit Bezug auf die Hochwassersituation im Freistaat lobte Aigner den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „In dieser Notsituation helfen alle mit. Natürlich sind die vielen Ehrenamtlichen von der Feuerwehr, dem Roten Kreuz, der THW bis zur DLRG und der Wasserwacht im Einsatz, aber auch viele Nachbarn, Freunde und Bekannte der Betroffenen leisten Großartiges.“
Gute Nachrichten überbrachte die Landtagspräsidentin ebenfalls zur Vorbereitung und Durchführung zukünftiger Landesgartenschauen im Freistaat: Im Rahmen der Haushaltsplanung beschloss das Parlament Stunden zuvor eine zusätzliche Förderung um bis zu zwei Millionen Euro. Eine Investition, die nicht nur dem GaLaBau zugutekommt, sondern der kompletten grünen Branche sowie allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich in Zeiten zunehmender Wetterextreme mehr Schutz wünschen.
„Zur Gestaltung von Privatgärten, öffentlichen Erholungsräumen in den Städten und Gemeinden oder Natur- und Kulturlandschaften benötigen wir Profis. Experten, die unser Umfeld lebenswert machen und damit einen großen Beitrag für die Seele des Menschen leisten“, fasste Aigner zusammen.
Vizepräsident Jan Paul verdeutlicht die Bedeutung des Bundesverbandes
Der Vizepräsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL), Jan Paul, bekräftigte in seinem Grußwort, gegen die Mautpflichterweiterung vorzugehen. Denn das für die Baustellen benötigte Material und die Arbeitskräfte würden – wie im Handwerk – an Ort und Stelle gebracht. Dieser Werkverkehr sei nicht von dem des Handwerks zu unterscheiden. Dass er im GaLaBau künftig dennoch mit einer Maut belastet werden solle, führe nicht nur zu Wettbewerbsverzerrungen, sondern verstoße ebenfalls gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes. „Diese Uneinsichtigkeit des Bundesverkehrsministeriums ist sehr enttäuschend und ärgerlich. Wir konnten nachweisen, dass die geplante Umsetzung nicht rechtskonform ist. Dem zuständigen Bundesamt droht nun eine Klagewelle gegen Mautnacherhebungen und Bußgelder. Dies alles hätten wir gerne den Mitgliedern erspart“, sagte Paul.
Des Weiteren erinnerte der Vizepräsident an Höhepunkte der bundesweiten Verbandsarbeit, die ebenso für den Freistaat relevant sind: beispielsweise die Etablierung des Ausbildungsförderwerks Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau 1977, die Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Bundesrahmentarifvertrags für gewerbliche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im GaLaBau 1981 sowie den ersten gesamtdeutschen Tarifabschluss im Gartenbau zehn Jahre später. Zum Ausbau der Geschäfte mit Privatgartenbesitzern startete der BGL 2002 eine umfassende Image- und PR-Kampagne, die seitdem dazu beigetragen habe, die Umsätze in diesem Geschäftsfeld zu verdreifachen. Außerdem kläre die Initiative „Grün in die Stadt“ seit acht Jahren über die Notwendigkeit einer klimaresilienten Stadtentwicklung auf.
Ehrungen für 60-jährige Mitgliedschaften und berufsständisches Engagement
Von den ursprünglich 28 Betrieben, die die Verbandsgründung mitinitiierten, sind nach wie vor 13 im VGL Bayern zusammengeschlossen. Für ihre 60-jährige Mitgliedschaft nahmen die zu den Feierlichkeiten anwesenden Vertreter folgender Firmen ein einzigartiges Geschenk in Empfang: Fleischhacker Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Würzburg, Kolb Garten- und Landschaftsbau in Nürnberg, Boellert Garten + Landschaftsbau in Zeitlarn (Lkr. Regensburg), Robl ZeitLandschaften in Furth im Wald (Lkr. Cham), Majuntke Professionelles Grün in Mainburg (Lkr. Kelheim), Gaissmaier GartenLandschaft in Freising sowie Sportanlagen- und GaLaBau Hermann Kutter in Memmingen.
Eine Anerkennung erhielt zudem das Unternehmen Garten- & Landschaftsbau Weißmüller in Berg (Lkr. Neumarkt in der Oberpfalz) für die Beteiligung an der Landesgartenschau 2023. Die Firma war mit einem viel beachteten Themengarten im niederbayerischen Freyung präsent.