Der bayerische Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) blickt zuversichtlich in die Zukunft. Denn neben den aktuellen Krisen, gilt es weitaus langfristigere Herausforderungen zu bewältigen: den Klimawandel und damit eng verbunden den Erhalt der Artenvielfalt. Dies birgt auch große Chancen für die Branche. Mit dem „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ der Bundesregierung und der Städtebauförderung von Bund und Freistaat fließen umfassende Mittel in die bayerische Stadt- und Kommunalentwicklung. Notwendig ist eine zügige Umgestaltung der Städte und Gemeinden mit mehr grün-blauer Infrastruktur. „Ich hoffe, dass die Politik ihren ambitionierten Ankündigungen nun auch wirksame Maßnahmen folgen lässt. Jetzt liegt der Ball bei den Städten und Gemeinden, die Angebote zu nutzen und umzusetzen“, betonte Gerhard Zäh, Präsident des VGL Bayern, auf der Mitgliederversammlung in Nürnberg.
Umsatz wächst auf knapp 1,4 Milliarden Euro
In seinem Bericht zur Lage wies der Verbandspräsident ebenfalls auf die positive Entwicklung des bayerischen GaLaBaus im vergangenen Geschäftsjahr hin. So stieg der Jahresumsatz von 1,345 Milliarden Euro in 2021 auf das Rekordniveau von 1,395 Milliarden Euro 2022. Dies entspricht einer Steigerung von knapp vier Prozent. Dabei erwirtschafteten die im Landesverband organisierten Fachbetriebe mit 927 Millionen Euro den Löwenanteil. „Auch wenn der Umsatzzuwachs teilweise auf höhere Preise für unsere Dienstleistungen zurückzuführen ist, ist dies ein großartiger Erfolg! Denn auch wir sind von Materialknappheit bei gleichzeitig steigenden Kosten für Baustoffe, Pflanzen und Energie sowie dem anhaltenden Fach- und Arbeitskräftemangel betroffen“, kommentierte Zäh das Ergebnis.
Obendrein zeichnet sich eine Erholung bei der Auftragslage ab. Bei Neu- und Umbauten liegt der aktuelle Auftragsbestand bei durchschnittlich 24 Wochen pro Fachbetrieb, Pflegearbeiten schlagen mit 13 Wochen zu Buche. Im Herbst vergangenen Jahres waren dies noch 20 Wochen beziehungsweise elf Wochen. Zugleich bleiben die Belegschaftszahlen weiterhin stabil. Im Durchschnitt werden gegenwärtig 18 Personen pro Betrieb beschäftigt.
Mehr Ausbildungsverhältnisse aber weniger Neuabschlüsse
Ein ambivalentes Bild zeigt die Situation bei den bayerischen Ausbildungszahlen. Einerseits befanden sich 1.556 junge Frauen und Männer zum Stichtag 31.12.2022 in einem laufenden Ausbildungsverhältnis. So viele wie nie zuvor! Andererseits wurden nur 546 neue Ausbildungsverträge mit angehenden Landschaftsgärtnerinnen und -gärtnern abgeschlossen. Gegenüber 2021, mit 603 Neuabschlüssen, ein deutlicher Rückgang. Betrachtet man den Durchschnitt der drei zurückliegenden Jahre, stagnieren die Zahlen. Über alle sieben gärtnerischen Fachrichtungen hinweg wurden im vergangenen Jahr in Summe 2.234 Gärtnerinnen und Gärtner im Freistaat ausgebildet. Mit einem Anteil von knapp 70 Prozent belegt der GaLaBau hierbei den Spitzenplatz innerhalb der Grünen Branche, gefolgt vom Zierpflanzen- und Gemüsebau.
Landtagswahlen in Bayern: Verband forciert Gespräche mit der Politik
Am 8. Oktober 2023 finden in Bayern Landtagswahlen statt. Zur Forcierung der Gespräche mit der Politik, beteiligte sich der VGL Bayern in den vergangenen Monaten an zahlreichen Landesparteitagen – in Eigenregie oder in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung Gartenbau Bayern oder der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Schwerpunktthemen hierbei waren der weitere Ausbau der grün-blauen Infrastruktur, die Fachkräftesicherung, die Entbürokratisierung sowie die Beschleunigung der Digitalisierung.
Mitgliederzahl nahezu stabil
In seinem Geschäftsbericht präsentierte Verbandsdirektor Prof. Rudolf Walter Klingshirn die Zahlen zur Mitgliedschaft. Zum 31. Dezember 2022 waren dem VGL Bayern 620 ordentliche und 38 außerordentliche Mitglieder angeschlossen. Ein Jahr zuvor waren es noch insgesamt 662. Der leichte Rückgang ist insbesondere auf Betriebsaufgaben zurückzuführen. Aufgeteilt auf die bayerischen Regierungsbezirke ergibt sich folgendes Bild: Oberbayern 274, Schwaben 80, Mittelfranken 78, Niederbayern 75, Unterfranken 58, Oberfranken 47 und Oberpfalz 46. Ebenso gehören 71 Förder- und 22 Seniorenmitglieder sowie sieben Ehrenpräsidenten und -mitglieder dem Verband an.
Ehrungen für langjährige Verdienste und außergewöhnliches Engagement
Für ihre fünfzigjährige Mitgliedschaft im Verband wurden die Fachbetriebe Rolf Schmidt in Schirmitz, Lkr. Neustadt an der Waldnaab, und LaFoStra in Sankt Wolfgang, Lkr. Erding, geehrt. Jochen Schmidt, geschäftsführender Inhaber der Rolf Schmidt GmbH, sowie Josef und Tim Stierstorfer, Geschäftsführer der LaFoStra GmbH, nahmen die Ehrungen entgegen. Außerdem erhielten Georg Weißmüller, Geschäftsführer der Garten- & Landschaftsbau Weißmüller GmbH & Co. KG in Berg, Lkr. Neumarkt in der Oberpfalz, und Martin Gaissmaier, Leiter Aus- und Fortbildung der Gaissmaier GartenLandschaft GmbH & Co. KG in Freising, eine besondere Würdigung für ihr ehrenamtliches Engagement. Weißmüller war von 2012 bis 2023 in der Regionalgruppe Oberpfalz des VGL Bayern aktiv, in den letzten sechseinhalb Jahren als deren Vorsitzender. Gaissmaier engagiert sich seit Jahrzehnten in der Ausbildung des Berufsnachwuchses, beispielsweise war er neun Jahre Vorstandsmitglied beim bundesweiten Ausbildungsförderwerk Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau.
DEULA Bayern und alw mit deutlichen Zuwächsen
Über das zurückliegende Jahr der DEULA Bayern GmbH und Akademie Landschaftsbau Weihenstephan GmbH (alw), beide Tochtergesellschaften des VGL Bayern in Freising, reflektierte deren Geschäftsführer Dr. Thomas Wilms. Nachdem Corona-bedingt die Umsätze bei beiden Bildungseinrichtungen 2020 und 2021 nahezu stagnierten, erholten sich diese 2022 wieder. Entsprechend stieg die Anzahl der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, beispielsweise bei der DEULA Bayern auf 3.782 Personen (2021: 3.223). Die Akademie wird seit 1. Januar 2023 durch Julian Hobmeier geleitet, die stellvertretende Leitung obliegt seit 1. Mai 2023 Marc Schlegel.
Weiterhin finden Sanierungsarbeiten in den Räumlichkeiten der DEULA statt. „Eine große finanzielle Herausforderung für uns ist die zusätzlich notwendige energetische Sanierung der Außenhaut des Hauptgebäudes mit Fassaden, Dach und Fenster sowie die Erneuerung des Brandschutzes und der Fluchtwege. Dazu kommt noch die Sanierung der Restgebäude. Alles in allem beläuft sich die Kostenschätzung hierfür auf über 15 Millionen Euro. Ohne staatliche Förderung ist dies nicht leistbar“, konstatierte Wilms.
Landesgartenschau Nürnberg 2030: Vorbereitungen gestartet
Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, informierte über die 50. bayerische Landesgartenschau, die 2030 stattfinden wird. Im August 2022 erhielt die Frankenmetropole mit ihrem Konzept „Urbane Gartenschau Nürnberg“ den Zuschlag für die Ausrichtung der Jubiläumsveranstaltung. Im Mittelpunkt der Landesgartenschau steht die Aufwertung des insgesamt rund 13 Hektar großen Stadtgrabens rund um die Altstadt mit einer Erweiterung der bestehenden Nutzungen. Der Raum an der Stadtmauer soll durchgängig erlebbar werden und dauerhaft mehr Aufenthaltsqualität für die Bürgerinnen und Bürger bieten. Darüber hinaus wird die Gartenschau in die Altstadt und in die umliegenden Stadtteile ausstrahlen.
„Wir werden zeigen, wie ein hochverdichteter urbaner Raum transformiert und entsiegelt werden kann. Mit mehr Grün und Wasser für mehr Lebensqualität für die Menschen – auch und gerade angesichts des Klimawandels, den wir in unserer Großstadt besonders spüren. Die urbane Gartenschau wird einen wichtigen Teil des klimagerechten Stadtumbaus für mehr Klimaresilienz bilden. Hierfür binden wir die Nürnbergerinnen und Nürnberger intensiv mit ein. Und wir benötigen Spezialistinnen und Spezialisten, also Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner, wie Sie“, erläuterte König.
Blick über den Tellerrand
Paul Saum, Vizepräsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL), berichtete über die Tätigkeitsschwerpunkte des Verbandes in Bad Honnef. Dabei stellte er das Weiterbildungsangebot „GaLaQ“ (Garten Landschaft Qualifikation) und die Verwendung der Stellenbörse im GaLaBau-Karriereportal vor. Außerdem informierte der Vizepräsident über den Stand der bundesweiten Fachkräfte-Kampagne, Image- und PR-Kampagne, Klima-Kampagne sowie den Relaunch der Webseite „mein-traumgarten“. Allesamt wahre Erfolgsgeschichten, die sich auch 2023 fortsetzen sollen. Des Weiteren intensivierte auch der BGL seine politische Lobbyarbeit in persönlichen Treffen mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages und parlamentarischen Abenden zusammen mit dem Bund deutscher Baumschulen, Bund Deutscher Landschaftsarchitekten bdla und dem Zentralverband Gartenbau.
Christoph Hofmann, Präsident der Fachrates Garten- und Landschaftsbau von JardinSuisse, stellte den Unternehmerverband der Schweizer Gärtner vor. Als nationaler Verband für die Grüne Branche der Eidgenossen vertritt die JardinSuisse insgesamt 1.763 Mitglieder. Die Palette der Fachrichtungen ist breit: von den Planern, der Produktion und dem Handel bis hin zum klassischen GaLaBau. „Unsere Verbände eint nicht nur die gemeinsame Begeisterung für die Branche, sondern auch das Bestreben, herausragende Leistungen in der Gestaltung und Pflege von Gärten, Grünflächen und Sportplätzen zu fördern. Wir sind stolz darauf, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich dem Erhalt und der Förderung grüner Lebensräume und Freiflächen widmet“, fasste Hofmann zusammen.