Für immer mehr Bürgerinnen und Bürger spielt die Ausrichtung von Unternehmen auf den Umweltschutz eine wichtige Rolle. Insbesondere auch dann, wenn sie selbst Aufträge an Betriebe vergeben. Beispielsweise fordern Bauherren von ihren Auftragnehmern zunehmend eine umweltbewusste Unternehmensführung, ressourcenschonende Materialbeschaffung und den Einsatz energieeffizienter Techniken auf der Baustelle. Die öffentliche Hand wird vermutlich in absehbarer Zeit flächendeckend folgen.
Vor diesem Hintergrund startete der VGL Bayern zusammen mit 13 Mitgliedsbetrieben unterschiedlicher Größe und dem Berufsbildungszentrum DEULA Bayern im März 2021 das Pilotprojekt „Carbon Footprint“. Unter Anleitung der Unternehmensberatungsgesellschaft FutureCamp Climate GmbH wurden im ersten Schritt die im Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) üblichen Kohlendioxidquellen sowie deren Emissionswerte ermittelt. Dies erfolgte auf Basis einer strukturierten Vorgehensweise, die sich an den Emissions-Kategorien (Scopes) nach dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) orientierte. Außerdem wurden von der Projektgruppe Handlungsempfehlungen zur Minimierung der Kohlendioxidemissionen sowie zur Kompensation nicht vermeidbarer Emissionen erarbeitet.
Nach dem GHG Protocol beinhaltet Scope 1 die eigenen direkten Emissionen (Gebäude, Einrichtungen, Fuhrpark, Maschinen, Werkzeuge) und Scope 2 die eigenen indirekten Emissionen (Bezug von Wärme, Strom und Energie). In Scope 3 werden sowohl die vorgelagerten, indirekten Ausstöße (Pendelverkehr der Mitarbeiter, Geschäftsreisen, Anlieferungen, Produktion/Erstellung von eingekauften Materialien/Dienstleistungen, Abfälle) als auch die nachgelagerten, indirekten Luftverunreinigungen (Transport und Verteilung von Materialien, Fuhrpark des Vertragspartners/Speditionen, Weiterverarbeitung von Produkten, Produktnutzung, ausgelagerte Aktivitäten, Abfälle) zusammengefasst. Das GHG Protocol ist eine private, transnationale Standardreihe zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen und zum dazugehörigen Berichtswesen für Unternehmen und zunehmend auch für den öffentlichen Bereich.
Bei der Abschlussveranstaltung des Projekts, am 20. Juli 2021, präsentierten Mario Nast, Inhaber der Firma Die Gartenzwerge Garten- und Landschaftsbau, und Mitarbeiterin Veronika Hintermaier die Vorgehensweise zur Evaluierung der Emissionsquellen und -werte sowie die Ergebnisse beispielhaft für den eigenen Betrieb. Demnach lag 2019 der Schwerpunkt des Kohlendioxidausstoßes auf den unter Scope 3 definierten Emissionsquellen – insbesondere der Bezug und Einsatz von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen (knapp 64 Prozent) sowie die Arbeitswege der Mitarbeiter, Abfall und Logistik (jeweils zwischen 5 und 7 Prozent). Aus Scope 1 schlug vor allem der eigene Fuhrpark (ca. 17 Prozent) zu Buche. Darüber hinaus berichtete Florian Herrhammer, Geschäftsführer der Herrhammer GbR – Gärtner von Eden, von den eigenen betrieblichen Erfahrungen und Marius Nowak über seine Herangehensweise hinsichtlich der Berechnung des CO2-Fußabdruck der Firma Herrhammer im Rahmen seiner Bachelorarbeit. Der Fachbetrieb aus dem Allgäu ist durch Vermeidung, Reduktion und Kompensation von Kohlendioxid bereits seit knapp zwei Jahren klimaneutral.
Im nächsten Schritt wird der Leitfaden, einschließlich einer Grundlage zur Berechnung des individuellen, betrieblichen CO2-Fußabdrucks, weiter ausgearbeitet. Dies beinhaltet auch Angaben über die Möglichkeit der freiwilligen Kompensation von Treibhausgasemissionen, beispielsweise durch Zertifikate. Im kommenden Herbst soll abschließend der Leitfaden den Verbandsmitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Nicht zuletzt ist diese Hilfestellung auch für die Geschäftsstelle des VGL Bayern wichtig, um die eigene Klimaneutralität zu erreichen.